Ausbilderin Michaela Angerer ist voll des Lobes über ihre Auszubildende. „Frau Sawall ist motiviert, wissbegierig und fordert ein.“ Sie habe den Anspruch, alle Abläufe, Techniken und Herstellungsverfahren genau zu erklärt zu bekommen und zu verstehen. Ihr Ziel sei, immer ein wenig besser zu werden.
Was die Noten angeht, wird Sawall ihren eigenen hohen Ansprüchen gerecht. Ob Berufsschule, überbetriebliche Ausbildung oder Zwischenprüfung, der Schnitt hat sich bei einer glatten Eins eingependelt. Und auch im persönlichen Umgang im Team und mit Kunden weiß die Ausbildende zu punkten. Angerer beschreibt sie als aufgeschlossen, stets freundlich und gut aufgelegt. Da wundert es nicht, dass Sawall nebenbei als Ausbildungsbotschafterin auf Messen und in Schulen unterwegs ist. Die Präsentation über den Beruf und die Ausbildung hat sie in eigener Regie erstellt.
Dabei hatte die Abiturientin zunächst andere Pläne verfolgt. Nach einem einjährigen Englandaufenthalt begann sie ein Studium. Jedoch konnte Sawall dem theorielastigen Vorlesungs- und Seminarbetrieb nur wenig abgewinnen. Als sie ihre Schwester bei einem Besuch des Orthopädiehauses Brillinger begleitete, wurde sie auf die Orthopädietechnik aufmerksam und neugierig. Nach einer dreitägigen Probearbeit in verschiedenen Werkstattbereichen bot die Firma ihr einen Ausbildungsvertrag an.
Mit Begeisterung berichtet Sawall von ihrem Ausbildungsalltag. Sie schätzt die ausführlichen Beratungsgespräche genauso wie die Arbeit in der Werkstatt, in der die Orthesen und Prothesen aus verschiedenen Materialien jeweils individuell gefertigt werden. „Jedes Stück ist eine Maßfertigung“, sagt Sawall. Jeder Mensch sei anders, jeder Auftrag stelle andere Anforderungen. Genaues Arbeiten sei unerlässlich. „Wir versuchen, bestmögliche Funktionalität, Tragekomfort und ein ansprechendes Aussehen des Hilfsmittels zu erreichen“, erklärt die Auszubildende.
Die Brillinger GmbH & Co. KG gehört zu den Traditionsbetrieben in der Region. Am Stammsitz in Tübingen und den Standorten Reutlingen, Mössingen und Rottenburg werden über 220 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Leistungsangebote gehören neben der Orthopädie-, Rehabilitations- und Orthopädie-Schuhtechnik die Ergotherapie und der Sanitätsfachhandel. Um Menschen das Leben mit einem Handicap zu erleichtern, kommen längst moderne High-Tech-Werkstoffe, wie beispielsweise Kunststoffe und Carbon, zum Einsatz. Bei der individuellen Fertigung der Prothesen und Orthesen ist neben technischem Wissen nach wie vor handwerkliches Können gefragt. Sämtliche Prozesse im Unternehmen sind nach DIN-Qualitätsstandards zertifiziert.
Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, wies bei der Übergabe der Ehrenurkunde und einem Geldpräsent an Renée Marie Sawall darauf hin, dass der Betrieb immer ein gehöriges Stück zu guten Ausbildungsleistungen mit beitrage. Die Brillinger GmbH & Co. KG, so Herrmann, sei sowohl in technischer Hinsicht als auch aufgrund seiner langjährigen hervorragenden Ausbildungsleistung ein Vorzeigebetrieb.
Zur Ausbildungsphilosophie der Brillinger GmbH & Co. KG gehört, dass alle Auszubildenden nach bestandener Prüfung ein Übernahmeangebot erhalten. Zurzeit lernen 19 junge Menschen im Unternehmen, von der Orthopädietechnik über Orthopädieschuhmacher bis hin zu kaufmännischen Berufen. „Wir haben einen hohen Bedarf an Fachkräften und investieren deshalb in den Nachwuchs“, sagt Ausbildungsleiter Thomas Reinhardt. Zum Beispiel in Renée Marie Sawall, die bereits während der Ausbildung ein Fortbildungsseminar an der Bundesakademie der Orthopädietechniker in Dortmund besucht hat.