Abitur, Studium, Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann, schlussendlich der Weg ins Handwerk. Maximilian Günthers Schul- und Berufskarriere hat es in sich. Dass ein 32-Jähriger nach so vielen Jahren noch einmal neu anfangen möchte, ist mehr als gewöhnlich und anerkennenswert. „In der Pandemie merkte ich, dass meine Arbeit mich nicht ausfüllte, ich war einfach nicht glücklich in dem was ich machte. Außerdem sah ich in meinem Beruf keine Zukunft, weder für mich persönlich, noch als Versorger meiner Familie“, so der Vater eines kleinen Kindes. Dass eine Ausbildung im Handwerk nicht erst seit gestern Karrierechancen und Sicherheit mit sich bringt, war dem 32-jährigen Tübinger nach mehreren Praktika klar. Seine Affinität zur Unterhaltungselektronik brachte ihn auf die Idee, sich für eine Ausbildung als Elektrotechniker für Energie- und Gebäudetechnik zu bewerben. Um die elektrotechnischen Grundlagen aufzubauen und zu vertiefen, absolviert der Familienvater das erste Ausbildungsjahr in Vollzeit in der Berufsfachschule. „Gerade der fachspezifische Teil der Ausbildung wird häufig unterschätzt“, so sein Ausbilder Michael Baumann. „Elektrotechnisches Verständnis muss sich entwickeln. Die Abhängigkeiten zwischen Widerstand, Spannung und deren Schaltungsaufbauten – dafür muss man ein Händchen haben. Maximilian hat sich diese Grundlagen innerhalb kürzester Zeit draufgeschafft.“ Und zwar so umfangreich, dass er seit kurzem als Ausbildungsbotschafter der Handwerkskammer Reutlingen in Schulen im Einsatz ist und nicht müde wird, seinen Weg in die Ausbildung vorzustellen und dabei auf die vielen Fragen einzugehen, die Jugendliche bei der Berufswahlentscheidung umtreiben.
Für keine Arbeit sei er sich zu schade, so Geschäftsführer Michael Baumann, ehrgeizig und motiviert sei er; für das junge Unternehmen eine Bereicherung. Und was sagt der Auszubildende? „Mir gefällt es, dass mich fast jeden Tag unterschiedliche Tätigkeiten erwarten. Es ist diese Vielseitigkeit, die den Beruf so außergewöhnlich spannend macht.“ Ob er dabei beispielsweise Photovoltaikanlagen, Schalt-, Verteilanlagen und Netze wartet oder aber elektrische Wärmepumpen und Beleuchtungsanlagen installiert, es gibt keine Tätigkeit, die Maximilian Günther meiden würde. Darüber hinaus errichtet er auch Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag und ist interessiert an Themen wie Blitz- und Überspannungsschutzsysteme. Seine Zukunft sieht der Auszubildende in seinem Ausbildungsunternehmen: „Nach der Ausbildung möchte ich hier in Kusterdingen noch ein paar Jahre Erfahrung sammeln, danach den Elektromeister machen. „Wir hoffen und freuen uns darauf, wenn er unserem Betrieb erhalten bleibt“, betont Michael Baumann. Für Maximilian Günther, dem neben seiner Familie, für Hobbies wenig Zeit bleibt, passt es einfach. Seine Noten in der Berufsschule und der überbetrieblichen Ausbildung sind hervorragend, so kann es die nächsten Jahre weitergehen. „Hier gefällt es mir, meine Arbeitskollegen sind meine zweite Familie und ich möchte ihnen zeigen, wie viel in mir steckt.“
Die SB-Elektrotechnik GmbH mit Sitz in Kusterdingen wurde 2020 gegründet. Die Besonderheit: die beiden Geschäftsführer Michael Baumann und Pascal Schröter haben sich während ihrer Ausbildung zum Elektroniker kennen gelernt und sich zum Ziel gesetzt gemeinsam ein Unternehmen aufzubauen. Ihr Leistungsspektrum erstreckt sich von der klassischen Elektroinstallation in privaten und gewerblichen Gebäuden bis hin zu Smart-Home-Lösungen, E-Mobilität und Photovoltaik-Anlagen.
Zur Auszeichnung „Lehrling des Monats“
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen. Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“ soll der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. Sie dient als Ansporn für andere, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und „Werbeträger“ für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den 13.500 Handwerksbetrieben zurzeit über 4.500 Lehrlinge ausgebildet.