Als Muhammed-Ali, von seinen Freunden und Mitarbeitern "Momo" genannt, sich nach einem Praktikum entschloss, den Beruf des Orthopädieschuhmachers zu ergreifen, war dieser ihm nicht gänzlich unbekannt. In einer Schuhmacherfamilie aufgewachsen, durfte er in jungen Jahren im väterlichen Betrieb mithelfen. Diese Zeit prägte den jungen Mann wohl so nachhaltig, dass er nach der Fachhochschulreife nicht anfing zu studieren, sondern eine Ausbildung begann. "Für mich ist mein Beruf die perfekte Symbiose zwischen medizinischem Fachwissen und handwerklicher perfekter Umsetzung", erklärt Muhammed-Ali Topal seine Leidenschaft für das, was er tut. "Faszinierend ist nach wie vor, dass ich aus vielen verschiedenen Rohstoffen etwas erschaffe, das anderen Menschen hilft, wieder gesund zu werden, ihren Alltag zu bewältigen und das Leben zu erleichtern. Darauf bin ich schon etwas stolz und es motiviert mich jeden Tag, besser zu werden. Ich finde, ich habe den schönsten Beruf der Welt".
In den drei vergangenen Ausbildungsjahren - Anfang Juli erhält er seinen Gesellenbrief - hat Momo immerfort erstklassige Leistungen, sowohl im schulischen als auch im praktischen Bereich erbracht, was seine Ausbilderin Michaela Baumann veranlasste, seine Lehrzeit von dreieinhalb auf drei Jahre zu verkürzen: "Seine Maßanfertigungen tragen immer auch seine Handschrift. Momo hat einen freundlichen und aufgeschlossenen Charakter, seine hilfsbereite Art trägt erheblich zum guten Arbeitsklima bei. Zudem engagiert er sich rege auf regionalen Ausbildungsmessen, um für den Beruf des Orthopädieschuhmachers zu werben und jungen Menschen diesen Beruf nahe zu bringen."
Brillinger Orthopädie wurde 1922 gegründet und beschäftigt heute an sieben Standorten mehr als 240 Mitarbeiter, darunter 18 Auszubildende. Aus dem einstmals kleinen Sanitätshaus mit Klinikwerkstatt ist ein innovatives Dienstleistungsunternehmen für die Gesundheit geworden. Handwerkliches Können ist immer noch die Basis für die Herstellung der High-Tech-Prothesen, Orthesen und anderer Hilfsmittel, die Anwendung neuester Technologien und Produkte ermöglicht orthopädische Versorgungen auf höchstem Niveau. Externe Fortbildungen und interne Schulungen in hauseigenen Seminarräumen halten die Mitarbeiter auf dem neuesten medizinischen Wissensstand.
Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, wies bei der Übergabe der Ehrenurkunde und einem Geldpräsent an Muhammed-Ali darauf hin, dass der Betrieb immer ein gehöriges Stück zu guten Ausbildungsleistungen mit beitrage. Seit dem Jahr 2003 wurden bei Brillinger Orthopädie bereits 45 junge Menschen erfolgreich ausgebildet. Mit der Auszeichnung zum "Lehrling des Monats", so Herrmann weiter, solle aber auch der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. "Schön wäre es, wenn auf diesem Weg ein Ansporn für andere geschaffen werden könnte, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen."
Zur Auszeichnung "Lehrling des Monats"
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen.
Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und "Werbeträger" für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den über 13.600 Handwerksbetrieben zurzeit rund 5.000 Lehrlinge ausgebildet.