Keine Wende ohne Hände
Der Meisterbrief ist und bleibt ein attraktiver Abschluss. Er vereint Fachwissen, Erfahrung und Können in einem bestimmten Handwerk. Das sieht auch Präsident Harald Herrmann so: „Die Meisterausbildung ist zwar eine der schwersten Fortbildungen, die man machen kann, sie eröffnet aber auch viele berufliche Perspektiven. Den Absolventen stehen, ob als Führungskraft, Gründer oder Nachfolger, alle Türen offen.“ Denn ohne Fachbetriebe des Handwerks gäbe es keine wärmedämmenden Fassaden, keinen Einbau dreifachverglaster Fenster, keine Installation eines technischen komplexen Niedrigenergiesystems, keine fachgerechte Installation von Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen oder Wallboxen, so Herrmann weiter. „Momentan geht das Handwerk zwar durch eine herausfordernde Zeit, aber es meistert diese Krisen sprichwörtlich. Es wird immer gebraucht, sowohl bei den Dingen des täglichen Lebens, als auch bei der Bewältigung der großen Aufgaben Energiewende und Klimaschutz.“ Die Übergabe der Meisterbriefe und die Feier sei nicht nur ein Abschluss, sondern auch ein neuer Anfang, sagte Herrmann. Die neuen Meisterinnen und Meister müssten nun das Wissen und die Fertigkeiten nutzen, um die Handwerksbetriebe weiterzuentwickeln und die Branche voranzubringen. Denn: Keine Wende ohne Hände.
Kraftfahrzeugtechnik am beliebtesten
Zu den Abschlüssen mit den meisten Absolventinnen und Absolventen zählten in diesem Jahr die Kraftfahrzeugtechniker (62), gefolgt von den Elektrotechnikern (61) und den Gebäudereinigern (30). Eine Jungmeisterin aus dem Gebäudereiniger-Handwerk, ein Jungmeister aus den Schreiner-Handwerk und ein Jungmeister aus dem Tischler-Handwerk bestanden ihre Prüfungen mit einer Eins vor dem Komma. Als Frau Karriere im Handwerk machen? Realität für 42 Meisterinnen in diesem Jahr. Davon kamen 11 aus dem Maßschneider-, 11 aus dem Raumausstatter-, 10 aus dem Gebäudereiniger-, sechs aus dem Friseur-, zwei aus dem Schreiner-, eine aus dem Straßenbauer- und eine aus dem Feinwerkmechaniker-Handwerk.
Da ein Meistertitel auch ein Symbol für Fachkompetenz und Erfahrung ist, das Ansehen in der Branche stärkt und auch dazu befähigt, in Lehre und Ausbildung tätig zu sein, legten 41 Handwerkerinnen und Handwerker ihre Meisterprüfungen in zulassungsfreien Berufen ab. Dazu zählen die Gewerke der Maßschneiderinnen und Maßschneider und der der Gebäudereinigerinnen und -reiniger.
Tischlermeisterin und dreifache Mutter hält Jungmeisterrede
Die Jungmeisterrede hielt stellvertretend für alle frisch gekürten Jungmeisterinnen und Jungmeister die Schreinerin Katharina Binkert. Die dreifache Mutter berichtete von den Widrigkeiten, die Frauen, insbesondere Mütter, als Selbständige im Handwerk immer noch erfahren. Das fängt bei der kaum vorhandenen finanziellen Unterstützung des Staates während der Schwangerschaft an, geht über zur Kinderbetreuung, die häufig von der eigenen Familie organisiert werden muss, und endet bei der geringen gesellschaftlichen Wertschätzung von Müttern im Allgemeinen. Niemand solle zwischen einer Selbstständigkeit und der Gründung einer Familie entscheiden müssen, so Binkert. Aktuell sei das nur leider oft die Realität. Zuletzt dankte sie all ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen, den Familien und Freunden für die Unterstützung in der nervenaufreibenden Zeit des Lernens und der Prüfungen. Aber auch den Lehrkräften für den Unterricht und die gute Vorbereitung auf die Meisterprüfung und ihre permanente Motivation dankte sie. „Für die Zukunft wünsche ich uns allen und zukünftigen Prüflingen und allen Prüfern, Fairness, Menschlichkeit, Respekt, Toleranz, Offenheit für Neues sowie Fremdes, Zuversicht und Freude in ihrem Tun und im Umgang miteinander“, sagte Binkert.