Die kleinen und mittleren Unternehmen, so Eisert weiter, die mit ihrer Produktion und ihrer Arbeitskraft im Land blieben, sorgten für die unverzichtbare ökonomische und gesellschaftliche Stabilität im Land.
Deutlichstes Indiz für eine Stabilisierung der Situation im Handwerk sind die Prognosen zur Entwicklung der Beschäftigtenzahlen. Gingen im April dieses Jahres noch 21 Prozent der befragten Betriebe davon aus, dass sie die Belegschaft reduzieren müssen, so hat sich diese Zahl jetzt um ein Drittel verringert. 81 Prozent der Betriebe gehen jetzt davon aus, dass die Beschäftigtenzahlen gleich bleiben werden, fünf Prozent wollen das Personal sogar aufstocken.
Das Instrument "Kurzarbeit" hatten trotz erleichterter Antragsmöglichkeiten lediglich 15 Prozent der Handwerksbetriebe in Anspruch genommen; fast 80 Prozent dieser Betriebe wiederum setzten Kurzarbeit im ersten Halbjahr 2009 ein, im zweiten Halbjahr reduzierte sich diese Zahl bereits auf 62 Prozent.
Auftragseinbruch und -stornierung
Auch bei der Frage "Spüren Sie bereits die Auswirkungen der Wirtschaftskrise" ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen: Antworteten bei der ersten Umfrage noch 63 Prozent der Betriebe mit "Ja", so sind es jetzt noch 54 Prozent. Als Auswirkungen der Krise geben rund zwei Drittel der betroffenen Betriebe Auftragseinbrüche, Auftragsstornierungen (26 Prozent) und Forderungsausfälle (19 Prozent) an (Mehrfachnennungen waren möglich). Die deutlichsten Veränderungen gab es im Bereich "Auftragsstorno"; diese Auswirkung wurde bei der zweiten Umfrage von 26 Prozent, bei der ersten Umfrage von 16 Prozent der betroffenen Betriebe angegeben.
Auch wenn sich die Situation im regionalen Handwerk im Durchschnitt stabilisiert hat - unterschlagen werden kann nicht, dass einzelne Gewerbegruppen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise weiterhin stark spüren. Das Handwerk für den gewerblichen Bedarf (also z. B. die Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer oder Informationstechniker) hat auch im zweiten Halbjahr mit den größten Problemen zu kämpfen. Drei Viertel dieser Betriebe sind von der Krise betroffen, nicht zuletzt deshalb, weil die Zulieferbetriebe am stärksten von der Entwicklung der Exporte abhängig sind.
Am wenigsten betroffen sind die Ausbauhandwerker mit inzwischen nur noch 45 Prozent der Betriebe; die Maßnahmen der Konjunkturpakete wirken sich in diesem Bereich umfassend aus: Verbesserter Steuerbonus für Handwerkerleistungen sowie die Förderung der energetischen Gebäudesanierung federn die Auswirkungen der Krise vernehmlich ab.
Größere Betriebe im Schnitt stärker betroffen
Eine weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass die größeren Handwerksbetriebe mit 51 und mehr Mitarbeitern am stärksten von der Krise betroffen sind: 69 Prozent (1. Umfrage: 74 Prozent) dieser Betriebe spüren die Auswirkungen der Krise, während der Anteil bei den kleineren Betrieben (1 bis 5 Mitarbeiter) bei 52 Prozent (1. Umfrage: 61 Prozent) liegt. Betriebe dieser Größenordnung machen jedoch 58 Prozent des Gesamtbestandes im Kammerbezirk aus.
Die Finanzkrise wirkt sich weiterhin auf die Kreditvergabe aus: Etwa ein Drittel aller Betriebe antworten, dass sowohl der Zugang zu kurzfristigen Krediten als auch der Zugang zu Investitionskrediten in den vergangenen drei Monaten schwieriger geworden ist. Das bezieht sich in etwa zu gleichen Teilen sowohl auf die Einforderung von zusätzlichen Sicherheiten als auch auf eine insgesamt kritischere bzw. ablehnendere Haltung der Kreditinstitute.
Diese Finanzierungsengpässe könnten den beginnenden Aufschwung dämpfen, da eine unzureichende Betriebsmittelfinanzierung selbst solide Betriebe gefährden könnte.
Weitere Daten zur Umfrage:
Insgesamt haben sich 1.597 Betriebe - das sind rund 13 Prozent aller Betriebe im Kammerbezirk - an der zweiten Umfrage zu diesem Thema beteiligt. Bei der ersten Umfrage im April dieses Jahres waren es noch 16 Prozent; allerdings war die zweite Umfrage deutlich umfangreicher, da weitere Strukturdaten abgefragt wurden. Die Beteiligung nach Landkreisen aufgeschlüsselt gibt auch bei der aktuellen Umfrage nahezu auf den Prozentpunkt genau die Betriebsstruktur im Kammerbezirk wieder.
Die Zahlen zur Beschäftigtenentwicklung nach Landkreisen aufgeschlüsselt ergeben ein im Wesentlichen einheitliches Bild; im Landkreis Freudenstadt gehen rund 12 Prozent (1. Umfrage: 24) von einem Stellenabbau aus, im Landkreis Reutlingen sind es 13 Prozent (21,6), im Landkreis Sigmaringen 12 Prozent (21,3) im Landkreis Tübingen 12 (16,4) Prozent und im Zollernalbkreis 16 Prozent (19,6).