Getragen vom Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit, Zugehörigkeit, verantwortungsvoller Tätigkeit und nach persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten suchen viele Frauen nach Jahren intensiver Kinderbetreuung den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
Auch das rheinhessische Handwerk ist gleichermaßen vom Fachkräftemangel betroffen. Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeiterinnen im Büro- bzw. Organisationsbereich in kleinen und mittelständischen Unternehmen wird zunehmend größer. Da im Handwerk die Rollenverteilung noch sehr klassisch ausgerichtet ist, übernehmen vorwiegend Frauen den kaufmännischen Bereich im Betrieb. WiedereinsteigerInnen können in Handwerksbetrieben, in denen noch häufig familiäre Strukturen vorherrschen und der persönliche Kontakt eine große Rolle spielt, sozial aufgefangen werden und ihre Fähigkeiten aufgrund ihrer Schlüsselqualifikationen wie Organisationstalent, Flexibilität oder Belastbarkeit entfalten.
Trotz zum Teil abgeschlossener Ausbildung ist der Wiedereinstieg für Frauen nach der Familienpause nicht übergangslos zu bewerkstelligen. Durch die rasante Entwicklung in der Informations- und Kommunikationstechnologie werden Frauen nach einer Arbeitsunterbrechung mit ganz neuen Arbeitsinhalten und –technologien konfrontiert, auf die sie in einer gesonderten Schulung vorbereitet werden müssen. Die Anforderungen moderner Handwerksbetriebe haben sich im kaufmännischen Bereich verändert: Kaufmännisches Management spielt zunehmend eine wichtige Rolle und der Dienst für den Kunden ist vielfältiger geworden.
Die Handwerkskammer beabsichtigt mit dem Projekt "Betriebsorganisation im Handwerk", arbeitslosen Frauen, die keine Leistungen erhalten, mit dieser Zusatzqualifizierung die Möglichkeit zum Wiedereinstieg ins Berufsleben zu bieten.
Voraussetzung zur Teilnahme ist eine abgeschlossene Ausbildung, bzw. der Nachweis kaufmännischer Grundlagenkenntnisse. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Absolventinnen das Zertifikat der Handwerkskammer "Betriebsorganisation im Handwerk".
Den Teilnehmerinnen werden zunächst allgemeine EDV- und betriebswirtschaftliche Kenntnisse im Hinblick auf die kaufmännische Betriebsführung im Handwerk vermittelt, die sie zur selbständigen und qualifizierten Bearbeitung der in Büro und Verwaltung bzw. Organisation anfallenden Tätigkeiten befähigen sollen.
Anschließend werden die Teilnehmerinnen auf EDV-gestützte Finanzbuchführung (wahlweise Lexware und Datev) spezialisiert, die in vielen Betrieben im Rahmen von vorbereitenden Tätigkeiten für den Steuerberater nötig ist. Intensives Coaching im Rahmen der individuellen Zielsetzung und Arbeitsplatzsuche ist selbstverständlich.
Die Maßnahme wurde familienfreundlich gestaltet: Der gesamte Lernstoff wird in Teilzeit (4 Unterrichtsstunden vormittags) vermittelt und setzte eine Präsenzphase von fünf Tagen in der Woche vormittags voraus. Dies erlaubt ihnen - in der Umstellungszeit von der Familie in den Beruf - zeitlich flexibel zu lernen und nur für kurze Zeit von ihren Familien entzogen zu werden. Der Lehrgang schließt mit einem zweimonatigen Praktikum ab.
Die Zusatzqualifikation "Betriebsorganisation" ist mit einer Dauer von 11 Monaten angesetzt, startet am 02. November 2007 und endet mit der zweimonatigen Praktikumsphase zum 30.10.2008.
Die Teilnahmegebühren werden durch die Zuschüsse des Europäischen Sozialfonds, das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit , sowie durch die Handwerkskammer Rheinhessen getragen und sind für die TeilnehmerInnen kostenfrei.