Allen Staaten gemeinsam ist, dass die zunehmende Ausgliederung von Unternehmensteilen und die beschäftigungspolitische Flexibilisierung die Zahl der Selbstständigen hat wachsen lassen. Oftmals betreiben diese "neuen" Selbstständigen Klein- oder Solo-Unternehmen mit nur geringen Vermögenswerten. Sie passen nicht in das Profil der traditionellen Selbstständigen - verkammerte Berufe wie Ärzte oder Rechtsanwälte, Mittelstandsbetriebe und Kleingewerbetreibende.
Vor allem in Deutschland nahm die Zahl der Solo-Selbstständigen in den 90er-Jahren deutlich zu: Zur Jahrtausendwende arbeitete hier jeder zweite Selbstständige allein. "Neue" Selbstständige finden sich vor allem in den unternehmensnahen Dienstleistungen und im Gesundheits- und Pflegesektor. Doch auch auf dem Bau werden abhängig Beschäftigte über Subunternehmertum, Contracting-Out und Franchising zu Selbstständigen. Für Solo-Selbstständige gilt: Für sie ist die Gefahr unsteter und niedriger Einkommen größer als bei anderen Selbstständigen. Die Absicherung sozialer Risiken - Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit - funktioniert in den untersuchten Ländern jedoch unterschiedlich gut.
Deutschland stellt nach der Studie in Europa eine Besonderheit dar: Selbstständige werden in der Regel von staatlichen Pflichtversicherungssystemen nicht erfasst. "Dahinter steht die Vorstellung, dass Selbstständige im Gegensatz zu abhängig Beschäftigten nicht des kollektiven Schutzes der Solidargemeinschaft bedürfen und selbst Vorsorge treffen können", so Schulze Buschoff. Doch besonders Solo-Selbstständige erzielten häufig geringe und unregelmäßige Einkommen. Der steigenden Tendenz zu wechselnden Erwerbsformen werde das deutsche Sozialversicherungssystem nur unzureichend gerecht. Immerhin: Seit Februar 2006 können Selbstständige sich unter bestimmten Voraussetzungen freiwillig gegen Arbeitslosigkeit absichern.
*Karin Schulze Buschoff: "Neue Selbstständige" und soziale Sicherheit - Ein europäischer Vergleich, in: WSI-Mitteilungen 7/2007