"In einer Vielzahl von Tarifbereichen konnten Einigungen erst nach Warnstreiks sowie durch die glaubwürdige Drohung mit Urabstimmung erzielt werden. Die Tarifverhandlungen sind vielfach härter geworden", sagt Dr. Heiner Dribbusch, WSI-Experte für Tarifpolitik. "Die breite Beteiligung an den Warnstreiks ist zugleich Indiz für eine ingesamt gestiegene Arbeitskampfbereitschaft der Beschäftigten."
Die umfangreichsten und mit bis zu 24 Stunden längsten Warnstreiks begleiteten nach der WSI-Analyse die Tarifrunde im öffentlichen Dienst. Arbeitsniederlegungen mit mehr als zehntausend Beteiligten gab es darüber hinaus in der Stahl- sowie der Metall- und Elektroindustrie, bei der Deutschen Post AG oder auch in der Textil- und Bekleidungsbranche (vgl. die Tabelle in der pdf-Version dieser PM; Link zum pdf-Dokument am Fuß dieses Textes).
Zu weiteren Arbeitsniederlegungen kam es unter anderem in der privaten Energiewirtschaft, der Papierverarbeitung, bei den kommunalen Krankenhäusern, im Kfz-Gewerbe und während einer ganzen Reihe von Tarifauseinandersetzungen um Firmentarifverträge. Warnstreiks begleiten auch die noch nicht abgeschlossene Tarifrunde bei der Lufthansa.
Bei den Berliner Verkehrsbetrieben wurde erst nach zwei Monaten Arbeitskampf eine Einigung gefunden. Im öffentlichen Dienst des Landes Berlin befinden sich die Gewerkschaften ver.di, GEW und GdP sowie die IG BAU seit Mai im Arbeitskampf mit dem rot-roten Senat, ohne das es bisher zu einer Einigung gekommen ist.
Nach wie vor ohne Abschluss ist auch die Tarifrunde 2007 (!) im Einzelhandel. Auch nach 14 Monaten mit etwa 5.700 Streikaktionen, davon 2.600 in diesem Jahr, konnte ver.di im Einzelhandel keine Einigung über neue Flächentarife erzielen, zeigt die WSI-Bilanz. Damit ist der Arbeitskampf der am längsten andauernde, der in der Geschichte der Bundesrepublik um einen Flächentarifvertrag geführt wurde. Haupthindernis bleibe das Beharren der Arbeitgeberverbände, jegliche Lohnerhöhung an massive Kürzungen bei den Spätarbeitszuschlägen zu koppeln, so Tarifexperte Dribbusch. Zusätzlich in die Länge gezogen werde der Konflikt durch organisierten Streikbruch. Dabei spiele der Einsatz von Leiharbeitnehmern in bestreikten Betrieben eine wichtige Rolle, der in Deutschland bisher nicht verboten ist - anders als etwa in Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen oder Schweden.
Die PM mit Tabelle unter: www.boeckler.de/...