Die bislang im Jahr 2008 abgeschlossenen Tarifverträge bringen den Beschäftigten in diesem Jahr im Durchschnitt Einkommenserhöhungen von 4,6 Prozent. Darin kommen vor allem die positiven Abschlüsse bei Stahl, Chemie und im öffentlichen Dienst zum Ausdruck. In anderen Branchen (z. B. Steinkohlenbergbau, Hotels und Gaststätten) sind die Abschlüsse dagegen deutlich niedriger ausgefallen (vgl. die Übersicht über ausgewählte Abschlüsse im Anhang; Link zur PM mit Anhang am Fuß dieses Textes). Rechnet man die Tarifabschlüsse mit ihren unterschiedlichen Laufzeiten auf das Jahr um und berücksichtigt auch die Branchen mit länger laufenden Abschlüssen aus dem Vorjahr, dann ergibt sich eine vorläufige jahresbezogene Tarifsteigerung für 2008 von 3,3 Prozent (2007: 2,2 Prozent; vgl. Tabelle "Tarifsteigerung 2008" und Grafik im Anhang).
"Angesichts einer laufenden Preissteigerungsrate von rund 3 Prozent wird mit dieser Tarifsteigerung gesamtwirtschaftlich immerhin eine kleine tarifliche Reallohnsteigerung erreicht", sagt Dr. Reinhard Bispinck, der Leiter des WSI-Tarifarchivs. "In manchen Branchen haben die Beschäftigten in diesem Jahr gute Chancen auf ein kräftigeres Plus." Dies sei nicht zuletzt das Ergebnis einer hohen Mobilisierungsfähigkeit der Gewerkschaften und der Bereitschaft der Beschäftigten, sich an Warnstreiks und Arbeitsniederlegungen zu beteiligen.
Dieser positive Trend könne aber Probleme nicht verdecken, so der Tarifexperte. Im Einzelhandel z. B. sei es auch nach über einjährigen Verhandlungen und Konflikten nicht gelungen, für die Branche neue Lohn- und Gehaltstarifverträge abzuschließen. Im Kfz-Handwerk kämpfe die IG Metall in einzelnen Regionen um den Erhalt des Flächentarifvertrages.
Im ersten Halbjahr 2008 schlossen die DGB-Gewerkschaften für rund 4,4 Mio. Beschäftigte neue Lohn- und Gehaltstarifverträge ab. Das ist ein knappes Viertel der von Tarifverträgen erfassten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Für weitere 4,6 Mio. wurden die Tarifsteigerungen für 2008 bereits im Vorjahr vereinbart.