Der Aril-08-Veredelungskartoffelfuture der RMX Hannover beendete den Handel am vergangenen Donnerstag noch mit 7,9 €/dt. Der Preis ist ein Index aus den anerkannten Kassanotierungen in Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland und spiegelt damit den Kassamarkt in Mitteleuropa wider. Die Erlöse waren für die Landwirte kostendeckend
- mehr aber auch nicht. Bis zum 05. Juni können sich die Marktbeteiligten nun noch im Juni- Future ihre Preise an sichern. Die Börsennotierungen überschritten zuletzt die 10 €-Marke deutlich. Darin drückt sich der zurückkehrende Optimismus aus, der von einem anhaltend hohen Bedarf der Industrie und den Exporteuren beflügelt wird.
Die internationale Nachfrage könnte auch das Preisgefüge noch einmal kräftig in Bewegung bringen, schließlich sind in anderen Regionen der EU kaum noch Vorräte greifbar und die Preise zum Teil deutlich höher. Der Euro-Höhenflug hatte in den letzten Monaten die Exporte stark belastet, dennoch konnte der Handel hierzulande kontinuierlich nennenswerte Mengen nach Osteuropa und nach Großbritannien verladen. Aufgrund einer großen mitteleuropäischen Vorjahresernte war der Konkurrenzdruck unter den großen Versendern in Europa heftig. Meist hatten die Holländer das Nachsehen, denn Deutschland hat nach Osteuropa einen Frachtvorteil und Großbritannien wurde aus gleichem Grund bevorzugt von Frankreich und Belgien bedient. Seit einigen Wochen ist aber Holland sehr gut mit Russland im Geschäft und die Vorräte in unserem Nachbarland lagen zum Erhebungsstichtag 1. April nur noch 350.000 Tonnen über dem Vorjahr. Seit Jahresbeginn wurden pro Monat 65.000 Tonnen mehr verbraucht oder exportiert, als im Frühjahr 2007. Da sich der Absatz zuletzt sogar noch beschleunigt hat, rechnen die Experten damit, dass Anfang Juli die Vorräte zur erschöpft sind.
Auch in Frankreich entspannt sich die Lage am Kartoffelmarkt zusehends. Für sie ist es ein Glücksfall, dass die Briten so viele Qualitätsprobleme und auch nur eine kleine Ernte eingefahren hatten. Mit diesen Exporten konnte man die schwächere Nachfrage aus Spanien weitestgehend kompensieren. Mittlerweile traut man sich sogar wieder, die Preise anzuheben, denn die Franzosen wissen, dass gerade am europäischen Speisemarkt noch ein riesiger Bedarf für alterntige Kartoffeln vorherrscht.
Frühkartoffelimporte aus dem Mittelmeerraum bleiben nämlich knapp und teuer und die Eigenversorgung anderer Nationen mit alter Qualitätsware ist zum Ende des Vermarktungszeitraums noch unterentwickelt. So gibt es auch in Deutschland zwar noch immer viele unverkaufte Speisekartoffeln aus Flächenlägern, diese werden von den Packern aber meist als für den LEH ungeeignet verworfen. Kartoffeln aus Kistenlagerung, am besten noch aus klimatisierten Scheunen sind gefragt und mit bis zu 18 €/dt bewertet. Nur solche Partien können die hohen Qualitätsanforderungen, bzw. die Anforderungen der Handelsklassenverordnung noch erfüllen.
Das alles deutet auf turbulente Wochen hin und, so schreibt die ZMP, das zum Schluss der Saison Optimismus angebracht ist. Gerade die Speisekartoffeln dürften davon am stärksten profitieren, versorgen sich die privaten Haushalte immer noch zu 80 % aus Beständen der alten Ernte. Dabei sah die Absatzstatistik der großen Versender in den Überschussgebieten Ende Februar noch mau aus. Man lag 13 % unter den Vorjahreswerten. Ende März betrug der Abstand nur noch 7,4 % und in diesen Tagen entspricht die verkaufte Menge ziemlich genau der des Vorjahres. Ein allgemein höherer Bedarf und strenge Qualitätsdisziplin sind die Gründe. Die privaten Haushalte kauften laut der letzten Auswertung der GfK in den ersten drei Monaten rund 10 % mehr Frischkartoffeln. Dieser unerwartete Trendwechsel wird maßgeblich der Vermarktungsstrategie und Qualitätspolitik der aufnehmenden Hand in Niedersachsen zugeschrieben; das räumen selbst die vormals schärfsten Kritiker ein, war der Pro-Kopf- Verbrauch doch bisher nach Jahren mit außerordentlich hohen Qualitätsproblemen immer weiter rückläufig.