Besonders scharf kritisierte der Hartmannbundvorsitzende den zunehmenden Versuch, Ärzte für die Durchsetzung von preiswerten Medikamenten bei der Behandlung ihrer Patienten zu instrumentalisieren. Winn: „Wir haben uns zu Recht mit Händen und Füßen gegen eine staatlich verordnete Bonus-Malus-Regelung bei der Verschreibung von Arzneimitteln gewehrt. Wir werden es deshalb nicht zulassen, dass nun auch noch die Gesetzlichen Krankenkassen versuchen, die ärztliche Therapiefreiheit zu manipulieren.“ Winn bezeichnete es als unerträgliche Belastung des Arzt-Patienten-Verhältnisses, wenn Ärzte durch ein Prämiensystem bewegt werden sollten, günstige Medikamente zu verschreiben. Jeder Patient müsse wissen und sicher sein, dass ein Arzt ihm das Medikament verschreibe, das für die jeweilige Therapie am geeignetsten sei. Dabei werde kein Arzt ohne Not teurer verordnen als nötig. Winn fordert in diesem Zusammenhang die Kassenärztliche Vereinigung in Hessen auf, ein entsprechendes von der AOK durchgeführtes Versuchsprojekt zu stoppen.
Scharfe Kritik übte der Vorsitzende des größten deutschen Ärzteverban-des auch an so genannten Bonus-Card-Projekten der Gesetzlichen Krankenversicherungen. Kostenlose Cheeseburger, Cocktails zum halben Preis, Rabatte auf Sonnenstudiobesuche oder Nachlässe im Piercingstudio grenzten an Veruntreuung von Beitragsgeldern und führten das Thema Gesundheitsprävention ad absurdum. „Das ist Realsatire mit bitterem Nachgeschmack – das muss aufhören“, sagte Winn.