"In der Wüste der Moderne" erschließt durch die Ergebnisse neuer Forschungen bislang wenig bekannte Wechselwirkungen: Einerseits wanderte die moderne Massenbauweise für "die große Zahl" von Nordafrika an die Stadtränder Frankreichs, Italiens und Englands, in die Schweiz und nach Deutschland. Hier entstanden die uns bekannten Vorstädte für Hunderttausende. Andererseits wurden die Architekten der europäischen Moderne durch den Aufenthalt im Nordafrika der antikolonialen Befreiungsbewegungen in ihren technokratischen Planungsgewissheiten nachhaltig verunsichert. Die Ausstellung zeigt die ambivalenten Verschränkungen zwischen dem emanzipatorischen Versprechen der Moderne und dem Kolonialismus ebenso wie die zwischen den unterschiedlichen Akteuren des mediterranen Raumes in der Dekolonisierung - in einem bis heute andauernden Prozess.
Diese geschichtliche Entwicklung wird in der Ausstellung deutlich durch:
- Architekturmodelle, Fotografien, Grafiken und Pläne von Lázaro Abreu, Luis Álvarez, Arsac A., Ascoral des Jeunes, Jacques Belin, Victor Bodiansky, Georges Candilis, Michel Écochard, Jesús Forjans, Pierre Emery, Jean Hentsch, Monique Hervo, Alexis Josic, Élie Kagan, Le Corbusier, Loïk Prat, Alfrédo Rostgaard, Roland Simounet, Alison und Peter Smithson, André Studer und Shadrach Woods
- Videodokumente und Interviews der Association les Engraineurs und des Atelier Archives Audiovisuelles BDIC
- selten gezeigte filmische Zeitdokumente von Mario Marret und Jean Vidal
- zeitgenössische künstlerische Arbeiten von Kader Attia und Hassan Darsi
- Für die Ausstellung wurden zudem neue Arbeiten des Filmemachers Mogniss Abdallah aus Paris, des Medienkollektivs Labor k3000 sowie von Studierenden der Akademie der bildenden Künste Wien und der Architekturfakultät der Universität Delft produziert.
Das Projekt basiert auf einer transdisziplinären Forschung von Marion von Osten (Kuratorin, Akademie der bildenden Künste Wien), Serhat Karakayali (Soziologe, Kanak Attak/Forschungsgruppe TRANSIT MIGRATION Berlin), Tom Avermaete (Architekturhistoriker, Universität Delft/Antwerpen) und Daniel Weiss (GTA Archiv, ETH Zürich), an der mittlerweile zahlreiche Wissenschaftler und Aktivisten aus Casablanca, Rabat, Zürich, Paris, Wien und Berlin mitarbeiten. Die Ausstellungsarchitektur und Gestaltung wird realisiert von Jesko Fezer, Andreas Müller und Anna Voswinckel.