'Waste not', im chinesischen 'Wu jin qi young', umschreibt die Lebensphilosophie einer ganzen Generation einfacher Menschen in China, die mit Krieg, Vertreibung, Hunger und Mangelwirtschaft groß geworden sind.
Zu dieser Generation gehört Song Dongs Mutter, und man kann erahnen, wie viel sich in ihrem Haus über die Jahrzehnte angesammelt hat. Als sein Vater 2002 stirbt, und seine Mutter darüber so verzweifelt ist, fasst Song Dong zusammen: "'Kunst' war meine letzte Hoffnung. Da meine Mutter mir bei meiner künstlerischen Arbeit geholfen hat, konnte sie sich langsam von ihrem Kummer lösen." Und so arbeitete er gemeinsam mit ihr an der Konzeption zu "Waste Not". Dadurch wurde es der Mutter nicht nur möglich, ihren Kummer zu verarbeiten, sondern sich auch vom überbordenden Hausstand zu trennen.
Das Ergebnis ist beeindruckend und bedrückend zu gleich: Wie inventarisiert reihen sich in der Installation scheinbar unzählige Kinderspielsachen, Kleidungsstücke, Knöpfe, Kugelschreiber, Schränke, Stoffreste, Taschen, Töpfe, Tröge, Zahnpastatuben etc. aneinander.
Bei Song Dong wird der gesamte Aufbau zum Artefakt; deshalb haben die Zuschauer die Möglichkeit, das Haus zu besuchen und seine Arbeit im Foyer des Hauses zu beobachten. Über zwei Wochen hinweg entwickelt sich die Arbeit täglich fort, und es entsteht ein vielschichtiges Archiv obsoleter chinesischer Produkte und vergangener Lebensumstände.
Song Dong, 1966 in Beijing (China) geboren, machte 1989 seinen Abschluss im Bereich der Bildenden Künste an der dortigen Normal University. Er stellte in China, Europa, den USA und Japan aus und ist einer der zentralen Künstler in der Entwicklung der chinesischen Konzeptkunst seit den frühen 1990ern. Seine Arbeiten umfassen Performances, Fotografien, Projektionen, Videos und Installationen. 2000 erhielt er das UNESCO-Aschberg Stipendium. Song Dong lebt und arbeitet in Beijing.
Die Installation "Waste Not" ist Teil der Ausstellung "Re-Imagining Asia", kuratiert von Wu Hung und Shaheen Merali. Welche neuen, anderen Bilder Asiens zeitgenössische Künstler weltweit entwickeln, erkundet das Haus der Kulturen der Welt im Frühling unter dem Titel RE ASIA mit visueller Kunst, Filmen, einem Literaturfestival, Tanztheater und vielem mehr.
Die Ausstellung, Konferenzen und Filmreihe "Re-Imagining Asia" wird vom Hauptstadtkulturfonds gefördert.