Joan Jonas, 72jährige Pionierin der Performance- und Videokunst aus New York, wird das Festival eröffnen mit einer eigenen Berliner Version von 'The Shape, The Scent, The Feel of Things'. Die Arbeit fasst ihre jahrzehntelange Auseinandersetzung mit Ritual und Performance zusammen und bezieht sich auf Aby Warburgs Vortrag über die Hopi-Indianer, mit der der Kunsthistoriker 1923 seine Entlassung aus der geschlossenen Psychiatrie erreichte.
Die aus Manila stammende und in Kopenhagen lebende Medienkünstlerin Lilibeth Cuenca ist auf dem Festival mit einer Installation und drei Performances vertreten. In 'A Void' setzt sie sich in 13 aufeinanderfolgenden Re-Enactments mit großen Künstlerpersönlichkeiten wie Yves Klein, Marina Abramovic oder Yoko Ono auseinander und hinterfragt so die Authentizität von Kunstwerken.
Kunst ist Politik - so lautet die Losung des Tanzensembles Impure Company aus Oslo unter der Leitung des im Iran geborenen Choreografen Hooman Sharifi. Die Performance 'God exists, the Mother is present, but they no longer care' basiert auf philosophischen und literarischen Texten, unter anderem Hannah Arendts 'Macht und Gewalt', der den roten Faden des Stückes vorgibt.
IN TRANSIT 08 steht unter einer neuen künstlerischen Leitung: Der Kurator André Lepecki von der New Yorker Tisch School of the Arts stellt in Zusammenarbeit mit der Dramaturgin Silke Bake noch weitere Produktionen, Happenings, Installationen und Lectures aus fünf Kontinenten vor. 'Singularities' versteht Lepecki als Wendepunkte, Sollbruchstellen, an denen Unerwartetes, Einmaliges geschieht.
So zeigt Raeda Sa'adeh (Palästina) eine neue Arbeit, in der es um Mauern geht, wie sie in ihrer Heimat entstehen, Shawn Greenlee (USA) präsentiert eine elektronische Noise- Musikperformance. Die bildende Künstlerin He Chengyao aus Bejing wird ihre Seele versteigern und Goat Island aus Chicago werden in ihrer finalen Produktion zu sehen sein - ein Resümee ihrer zwanzigjährigen Arbeit.
Die Neuausrichtung von IN TRANSIT zelebriert die Verflechtung von Theorie und Praxis: Im Laboratorium, bei Lectures, in Künstlergesprächen oder im Installationsraum begegnen sich unter anderen die Choreografen Thomas Lehmen, Gustavo Ciríaco und Vera Mantero, die Theoretikerin Suely Rolnik, die Theaterwissenschaftlerin Erika Fischer-Lichte und der Politikwissenschaftler Ismail Fayed. Eine Auftragsarbeit für IN TRANSIT wird eine Brücke zum nächsten Jahr schlagen: Tania Bruguera (Kuba) erforscht ein Jahr lang Fragen der politischen Partizipation von Migranten.
IN TRANSIT 08 wird gefördert durch Bayer AG und die Bundeszentrale für Politische Bildung