Aufbruch kurz nach Mitternacht. Die Stirnlampen flackern, keiner spricht, die Luft ist dünn. Gefühlt dauert es eine Ewigkeit bis es schummrig wird, dann hell und heller. Bei gutem Timing stehen Bergsteiger und Bergsteigerinnen - dick in warme Kleidung eingepackt - zum Sonnenaufgang am Uhuru Peak, mit 5895 m der höchste Punkt des Kilimanjaro. Uhuru bedeutet Freiheit. Und dann alles gleichzeitig: "Bergheil", "Gut gemacht", Schulterklopfen, Tränen und Lachen. Das Glücksgefühl ist überwältigend! Am Gipfel treffen alle zusammen, egal über welche Route man den Berg bestiegen hat: über die Kikeleva-Route, die den Berg von Nord- nach Süd überquert und sich für Einsteiger eignet, die landschaftlich wunderschöne, aber anspruchsvolle Machame-Route oder die längere Lemosho-Route. Vor 125 Jahren gab es diese Auswahl nicht. Damals ging es darum, überhaupt einen Weg zu finden zum höchsten Punkt des höchsten Berges Deutschlands. Ja, des deutschen Kaiserreiches. So stand es in den Schulbüchern. Die Kolonialzeit ist gottlob um und der Kilimanjaro längst fest in der Hand von Tansaniern. Tausende von Touristen, die sich jährlich den Berg hinaufquälen, sichern einem Heer von Bergführern, Trägern und Köchen Arbeitsplätze. "Durch den Bergtourismus hat sich für viele das Leben verbessert", meint Kenneth Salakana von der Firma Snow Cap in Moshi am Fuß es Kilimanjaro. "Die meisten Träger und Guides wohnen in guten Häusern, können Essen und Kleidung kaufen und Schulgebühren zahlen." Seit 24 Jahren organisiert die Familie Salakana Bergbesteigungen - mittlerweile in zweiter Generation - und arbeitet seit 23 Jahren mit dem Wander- und Trekkingreiseveranstalter Hauser Exkursionen zusammen.
Schnee in Ostafrika? Kann nicht sein!
Gehen wir einen Schritt in der Geschichte zurück. Unglaubliche Ignoranz und Spott schlug ihnen entgegen, den Missionaren Johannes Rebmann und Johann Ludwig Krapf, als sie Mitte des 19. Jh. von einem schneebedeckten Berg in Ostafrika berichteten. Selbst Karl Klaus von der Decken, der 1861 am Kilimanjaro immerhin bis auf eine Höhe von 4200 stieg und die Strecke kartografierte, konnte die Kritiker nicht überzeugen. Halluzinationen hätten sie allesamt. So tönte es aus den Gelehrtenstuben deutscher Ohrensessel-Geografen. Selbst nie einen Fuß auf den afrikanischen Kontinent gesetzt, war es ihrer Meinung nach unmöglich, dass es unter der heißen Sonne Ostafrikas Schneegipfel geben sollte. Nur eine Besteigung konnte Klarheit bringen.
Steigeisen in Colombo statt in Sansibar
Schnee oder nicht Schnee? Vulkan oder nicht Vulkan? Das waren die Fragen. Vordergründig ein wissenschaftliches Unternehmen, ging es dem Geografen Dr. Hans Meyer allerdings in Wirklichkeit um Kolonialpolitik. Die Grenzen innerhalb Ostafrikas waren in den 80er Jahren des 19. Jh. bereits verhandelt. Der Kilimanjaro stand auf deutschem Gebiet. Um den Gebietsanspruch zu untermauern, wollte Meyer, dass der höchste Berg Deutschlands auch von einem Deutschen bestiegen würde, nämlich von ihm selbst. Nach zwei gescheiterten Versuchen erkannte er, dass er es nur mit einem Profibergsteiger schaffen könnte. Der Beste war für dieses Vorhaben gerade gut genug: Ludwig Purtscheller - Erschließer der Ostalpen, Erforscher des Kaukasus und schon zu seiner Zeit ein Verfechter eines sauberen Bergtourismus. Ende Juni 1889 schiffte man sich in Genua ein. Ziel war Sansibar. Beim Umsteigen in Aden gingen Zelte, Feldbetten, Tische, Stühle und Waffen verloren. Besser gesagt, sie wurden irrtümlich nach Colombo verschifft. Das meiste konnte in Sansibar ersetzt werden - bis auf die Steigeisen von Meyer.
Ohne Träger geht nichts
Mit über 70 Trägern startete Meyer zum dritten Mal. Auch heute ist eine Besteigung ohne Führer und Träger unmöglich. Bis vor rund 20 Jahren war es noch wie bei der Erstbesteigung. Die Fremden schliefen in Zelten, die einheimischen Begleiter in Höhlen. "Inzwischen ist es für unsere Vertragspartner Pflicht, dass für eine angemessene Unterbringung der Mannschaftsmitglieder gesorgt wird", erklärt Hauser-Inhaber Manfred Häupl. Mit der Überschreitung des Kilimanjaro von Nord nach Süd hat er Anfang der 1990er Jahre selber Pionierarbeit geleistet. In der Hauser eigenen "Porter Policy" sind z. B. das Alter der Träger (ab 18 Jahren), das Gepäckgewicht am Berg (10 kg pro Tourist) und die angemessene Ausrüstung der Mannschaft vorgeschrieben.
Der Kaiser verdrängt die Göttin
Am 6. Oktober 1889 um 10.30 Uhr hisste Meyer die deutsche Fahne und taufte den Kilimanjaro in Kaiser-Wilhelm-Spitze um. Dass der Berg bereits Namen trug und den hier beheimateten Völkern heilig war, interessierte den Forscher herzlich wenig. Von den Maasai wurde der Berg als Eng-Ai bezeichnet "Quelle der Göttin", den Chagga galt er als Berg des Njaro, eines Kälte bringenden Dämons. Am Gipfel standen Meyer, Purtscheller und Yohani Kinyala Lauwo, der einheimische Führer, den Meyer nur indirekt erwähnte. Inzwischen geht man davon aus, dass Kinyala Lauwo maßgeblich am Gipfelsieg beteiligt war. Zudem scheint er auf den Geschmack gekommen zu sein. Er soll danach noch fast siebzig Jahre Bergtouren geführt haben. Die Bevölkerung Tansanias verehrt ihn als Nationalheld.
Neu bei Hauser Exkursionen - Kilimajaro gemütlich
Hauser Exkursionen bietet in Zusammenarbeit mit Snow Cap verschiedene Touren auf den Kilimanjaro an, von einfach bis schwierig. Es gibt Zelt- und Hüttentouren und die Möglichkeit, die Besteigung des Kilimanjaro mit der Besteigung von Mt. Kenya oder Mt. Meru zu kombinieren. Auch Safaris und Badeurlaube auf Sansibar können als Bausteine dazugebucht werden. Neu im Katalog 2015 ist "Kilimanjaro gemütlich". Zur Akklimatisierung wird erst in den Chyulu Mountains gewandert. Im Anschluss dann Pirsch im Amboseli-Nationalpark. Als Unterkunft dient eine komfortable Lodge mit Blick auf den Kilimanjaro. Nun führt die Route nach Tansania, wo die gut ausgebildete Begleitmannschaft - Bergführer, Träger und Koch - wartet. In ausgewogenen Tagesetappen geht es in sechs Tagen zum Dach Afrikas hinauf und wieder hinunter. Es gibt gutes Essen, das Trinkwasser wird abgekocht, die Zelte von der Mannschaft auf- und abgebaut. Im Anschluss wartet ein schönes Hotel in Sansibar am Indischen Ozean. Dort locken nicht nur verschiedene Wassersportaktivitäten, sondern - was viel wichtiger ist - Massagen zur Muskelentspannung.
Termin und Preis
Die 15-tägige Reise findet z. B. vom 08.02.-23.02.2015 statt. Im Preis von 4230,-- € p. P. sind u. a. Flüge, Transfers, Übernachtungen, Vollpension beim Wandern und Trekking, Nationalparkgebühren sowie ein Versicherungen eingeschlossen.