Die Tomotherapietechnik – eine Kombination aus Linearbeschleuniger und Computertomographie (CT) - gilt weltweit als das modernste Behandlungsverfahren in der Strahlentherapie. In Deutschland verfügen bisher nur wenige Kliniken über das 3,5 Millionen Euro teure Gerät. Die Tomotherapie kann zur Bestrahlung aller bösartigen Zellen eingesetzt werden und bietet aber entscheidende Vorteile bei der Behandlung von Krebsgeschwüren in Gehirn, Lunge, Prostata, die in der Nähe zu empfindlichen Organen liegen. Das Gerät arbeitet auf weniger als einen Millimeter genau.
In Deutschland erkranken jährlich 400.000 Menschen an Krebs, von denen 60 Prozent mit einer Strahlentherapie behandelt werden. Mit herkömmlichen Bestrahlungsgeräten müssen bei der Bestrahlung von schwer erreichbaren Tumore, die in der Nähe von sensiblen Organen liegen, insbesondere in Gehirn, Lunge, Prostata, oder Bauchraum, oft schwere Nebenwirkungen – beispielsweise Blutungen, chronische Entzündungen oder Funktionseinschränkungen von Organen – in Kauf genommen werden. "Hier eröffnet die Tomotherapie neue Therapiemöglichkeiten und eine individuell maßgeschneiderte Behandlung", freut sich Prof. Krempien und spricht von einem "Quantensprung." "Mit dem neuen Tomotherapiesystem können wir jetzt auch Krebspatienten behandeln, für die eine Strahlentherapie bislang unmöglich war."
Während ein hochauflösender CT den Tumor vor jeder einzelnen Bestrahlung sehr genau lokalisiert, nimmt der um den Patienten kreisende Linearbeschleuniger das Krebsgeschwür von allen Seiten unter Beschuss. "Wir schonen empfindliche Organe, in dem wir den Tumor aus vielen Richtungen bestrahlen und sensiblen Organen ausweichen", erläutert Prof. Krempien einen entscheidenden Vorteil. Zusätzlich kann die Strahlendosis, mit der das Krebsgeschwür gezielt zerstört wird, individuell an die "Tumordichte" (Anzahl der Tumorzellen) angepasst werden. Mit dem Tomotherapiesystem lassen sich ebenfalls mehrere Tumorherde und Metastasen in einem Arbeitsgang bestrahlen. Die Strahlenintensität wird je nach Ausdehnung, Stärke und Art des Tumors sehr genau dosiert. Auf diese Weise kann das gesundes Gewebe und die benachbarte Organe noch besser geschützt werden. Je nach Tumor dauert die Bestrahlung zwischen fünf und 20 Minuten.
Die Lage von Organen und der Tumore verändern sich ständig. Zum Beispiel verschiebt sich die Prostata je nach Blasenfüllung um bis zu zwei Zentimetern und schrumpft während der Therapie. Mit herkömmlichen Geräten kompensieren Strahlentherapeuten Organverschiebungen bisher anders: Sie beschießen eine größere Fläche, um sicherzustellen, dass das Ziel auch immer getroffen wird. Bei der Therapie des Prostatakarzinoms geraten auf diese Weise auch Teile des Darms in den Strahlengang, schmerzhafte Darmreizungen können die Folge sein, im schlimmsten Fall sogar irreversible chronische Entzündungen. Im Gegensatz dazu passt sich die Tomotherapie den Veränderungen während der Bestrahlung an. Das Tomotherapiegerät macht mit dem integrierten CT vor jedem Beschuss ein Schichtbild mit aktueller Größe und Lage der Geschwulst. So treffen die Strahlen auch Organe, die sich verschieben, sehr präzise.
"Das neue Strahlentherapiegerät ist eine echte medizinische Innovationen mit einem unmittelbaren therapeutischen Nutzen für unsere Patienten", hob Jörg Reschke, Regionalgeschäftsführer der HELIOS-Region Berlin-Brandenburg, hervor. In Deutschland sind bisher nur wenige Tomotherapiegeräte im Einsatz, ausschließlich in den alten Bundesländern und ausschließlich in Universitätskliniken. Mit dem neuen Gerät unterstreicht HELIOS den Anspruch auf die Qualitätsführerschaft in der stationären Akutmedizin in Deutschland. "Die HELIOS-Kliniken bieten eine hochwertige Medizin und Pflege, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügt", so der Geschäftsführer. Die Erfüllung dieses Anspruchs sei angesichts der medizinischen Innovationen und der kurzen Halbwertzeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen eine ständige Herausforderung.
"Ich freue mich sehr, dass wir als erstes Krankenhaus in den neuen Bundesländern und Berlin in der Strahlentherapie über ein Gerät der neuesten Generation verfügen", erklärte Jennifer Kirchner, die Verwaltungsleiterin des HELIOS Klinikums Berlin-Buch. Das Gerät sei eine echte Erweiterung des therapeutischen Spektrums zur Behandlung von Patienten mit Tumorerkrankungen. Buch sei traditionell auf die Behandlung von Tumorerkrankungen spezialisiert, etwa jeder dritte Patient suche die Klinik wegen einer Tumorerkrankung auf. "Eine bessere Botschaft an unsere Patienten kann ich mir zu Beginn meiner Tätigkeit in Buch nicht vorstellen", meinte neue Bucher Verwaltungsleiterin, die seit Anfang dieses Jahres für das 1000-Betten-Haus die wirtschaftliche Verantwortung trägt.