In der Tat stammten nur sechs der 2005 in Europa neu zugelassenen 140 medizinischen Wirkstoffe von deutschen Pharmafirmen. Damit hat Deutschland den lange Zeit geltenden Titel als "Apotheke der Welt"
verloren. Die Gründe dafür sind zahlreich, Lücken im Zusammenspiel innerhalb der Wertschöpfungskette aus Forschung und Entwicklung, welche einen hohen Zeitverlust und unnötige Kosten mit sich bringen, ein wesentlicher davon. Aus diesem Grund hat das BMBF die in mehrere Projekte gegliederte Maßnahme "Pharma-Initiative für Deutschland" ins Leben gerufen. Sinn und Zweck ist die bessere Vernetzung von Forschung und Pharmaindustrie, um die Position Deutschlands in der Forschung und Entwicklung neuer Medikamente nachweislich zu stärken. Angesprochen sind dabei unternehmerisch geführte Konsortien, die innovative Konzepte vorlegen, welche effizienter zu neuen Medikamenten führen.
Der wissenschaftliche Geschäftsführer des HZI, Prof. Rudi Balling, erklärt, dass unter Braunschweiger Federführung ein vielversprechendes Konsortium zusammengekommen sei. Man werde nun gemeinsam neue Konzepte erarbeiten, um die konsequente Entwicklung innovativer Therapieansätze zu marktfähigen Produkten zu beschleunigen: "Die Zusammenarbeit zwischen akademischen Partnern und der Industrie hat ein großes Ausbaupotenzial.
Bisher bleibt hier mancher Wirkstoff, der möglicherweise für ein neues Medikament weiterentwickelt werden könnte, ungenutzt auf der Strecke.
Das wollen wir ändern, indem wir in unserem Konsortium Strategie und Prozesse optimieren. Dabei streben wir an, nicht nur ?ungenutzte Schätze? zu heben, sondern auch die Dauer der Medikamentenentwicklung von durchschnittlich zwölf Jahren deutlich zu reduzieren", so Balling weiter.
Das Konsortium besteht aus dem HZI, der Medizinischen Hochschule Hannover, der Leibniz-Universität und dem Fraunhofer-Institut ITEM in Hannover sowie dem Pharmaunternehmen Sanofi-Aventis und dem Impfstoffunternehmen Intercell. Zusammen bewerben sie sich mit der "Allianz für Antiinfektiva, Chemotherapeutika und Impfstoffe". Denn trotz der medizinischen Fortschritte verursachen gerade Infektionskrankheiten ein Drittel aller Todesfälle weltweit.
Problematisch sind dabei vor allem Antibiotikaresistenzen und die Rückkehr besiegt geglaubter Krankheiten wie Tuberkulose. Die Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe ist also essenziell und stellt eine der großen Herausforderungen der Zukunft dar. Jeder Partner des Konsortiums trägt in der eng verzahnten Zusammenarbeit seinen Teil in der Entwicklungskette bei, von der Grundlagenforschung über die klinischen Phasen bis zur Zulassung und Vermarktung.
Bis zum 1. August dieses Jahres hat das Konsortium nun Zeit, beim BMBF ein ausgearbeitetes Projektvorhaben einzureichen. Am Ende werden von den zehn Bewerbern bis zu fünf Siegerkonsortien ausgewählt. Insgesamt sind für die Maßnahme Fördergelder von 100 Mio. Euro über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren ausgeschrieben.