Horst Michelmann, Leiter Vertriebsmanagement Prosthetics bei Heraeus Kulzer, fasste in seinem Vortrag "Entwicklungen und Trends im deutschen Dentalmarkt" die Ereignisse von 2007 zusammen. Mit Bevölkerungsstatistiken und analysierten Trends zeichnete er ein mögliches Szenario, wohin sich der deutsche Dentalmarkt zukünftig entwickeln wird.
Seiner Meinung nach wird die Anzahl der älteren Patienten steigen. Die Menge der Arbeiten könne sich aber reduzieren, weil der finanzielle Eigenanteil der Patienten zunehmen werde. Ausgeglichen werde dieser Trend durch höherwertige Arbeiten, so dass mit einem leicht steigenden Umsatz zu rechnen sei. "Die Diskrepanz zwischen Basisversorgung und technisch aufwändigerer Prothetik wird zunehmen", so Michelmann. Allerdings könne die geplante neue GOZ in naher Zukunft Auswirkungen auf die Art der Arbeiten im Labor haben.
Außerdem ging Michelmann auf die Beziehung zwischen Labor und Zahnarzt ein: diese werde durch ein höheres Maß an Serviceaktivitäten (Beratung, Bereitstellung von Informations-programmen, Marketing, Planungssoftware) gefestigt. Aber auch Kooperationen und Gruppenbildungen seien für Labore eine denkbare Alternative, um in Zukunft mehr Beratung, Service, Individualität und Kundennähe zu gewährleisten und gleichzeitig schnell reagieren zu können.
Gusstechnik ist aus dem Labor noch nicht wegzudenken
Peter Engeldinger, Anwendungstechniker von Heraeus Kulzer, stellte in seinem Beitrag "Gießen - aber richtig. Der passgenaue Dentalguss" die Gusstechnik als tragende Säule für den Umsatz eines zahntechnischen Labors dar. Denn trotz zunehmendem Interesse an vollkeramischen Gerüsten werde der größte Teil festsitzender Prothetik immer noch mit der Gusstechnik hergestellt. Auch die steigende Menge an Implantatarbeiten erfordere vermehrt das Gießen von Massivteilen. "Heraeus verfügt über 50 Jahre Erfahrung mit passgenauem Dentalguss, insbesondere mit der Vakuum-Druckgusstechnik", sagte Engeldinger und stellte sich den Fragen und Anregungen der Teilnehmer.
Der Weg zur zentralen Fertigung von Zirkondioxid-Gerüsten
Jens Bünemann, Produkt Manager CAD/CAM bei Heraeus Kulzer, beschrieb in seinem Vortrag "Fräsen und Fräsen lassen - Hersteller-systeme für Zirkondioxydgerüste" den aktuellen Stand der CAD/CAM-Fertigung aus Sicht von Heraeus. Die CAD-Konstruktion und das Thema Vollkeramik werden in Zukunft einen größeren Stellenwert erlangen. Deshalb hätte Heraeus sich dazu entschieden, den Weg der zentralen Fertigung von Zirkondioxid-Gerüsten einzuschlagen.
Die Kompetenz des zahntechnischen Labors werde künftig mehr bei der Konstruktion, Gestaltung und Verblendung von Gerüsten liegen. Und da sich die Materialvielfalt erhöhe und die Herstellungssysteme sich durch verschiedene Verfahren differenzierten, stellte Bünemann die Frage in den Raum, ob eine Investition in die entsprechende Hardware - sprich in komplette Fertigungsmaschinen - seitens des Labors langfristig die wirtschaftlich richtige Lösung sei. "Bei der Industriefertigung ist die konstante Qualität und Standardisierung gesichert", sagte er. Generell werde es aber auch im Labor zukünftig dazu kommen, dass - ähnlich wie bei anderen Handwerken - ein Teil der Arbeit in der Veredelung zugelieferter Halbfertigprodukte bestehe.
Wirtschaftliche Betriebsführung - das A und O
Zahntechnisch zu arbeiten ist nur ein Teil des Tagesgeschäftes. Umsatz und Gewinn zu erzielen, zu investieren, Steuern zu zahlen und Liquidität zu sichern ist ein anderer, aber wesentlicher Teil der Betriebsführung eines Labors, um auch in Zukunft einen wirtschaftlich gesunden Betrieb führen zu können. Dipl.-Kfm. Frank Lenz aus Mühlheim brachte diese Themen in seinem Beitrag "Steuern Sie Ihre Abgaben! - Steuerreform 2008, Konsequenzen und Chancen für mein Dentalunternehmen" verständlich und kurzweilig auf den Punkt. Schon seit Jahren beschäftigt sich der Experte mit der steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Betreuung von Zahnarztpraxen und zahntechnischen Laboren. Über die DATEV-Branchenkennzahlen sei recht gut zu sehen, wo ein durchschnittliches Dentallabor in Deutschland wirtschaftlich steht. "Bei einem Umsatz von 500T€ hat der Materialeinkauf einen Anteil von 17%. Die Personalkosten liegen bei etwa 50%, und der Gewinn ist unter guten Bedingungen wieder etwas angestiegen - auf 13% vor Steuern", beschrieb Lenz. Aus seiner Erfahrung halte auch er die Netzwerkbildung zwischen Zahnarztpraxen und Laboren in Zukunft für unausweichlich. Besonders im Bereich Marketing biete sich eine Zusammenarbeit an, z. B. bei der Idee einer gemeinsamen Patientenwebsite mit Patientenbewertung für Praxen und Labore.
Von der Zahnästhetik zur Faszination Natur
Da das Leben nicht nur aus Zahntechnik besteht, rundete Wissenschaftler und Buchautor Dr. Schintlmeister aus Dresden mit seinem außergewöhnlichen Vortrag "Faszination Natur - als Schmetterlingsforscher in Südostasien unterwegs" die Themenvielfalt des diesjährigen Burgenseminars ab.
Als Forscher war Schintlmeister bereits 1979 auf Sumatra und im Rahmen zahlreicher Expeditionen in Asien unterwegs. Er ist Autor mehrerer Fachbücher über Schmetterlingsforschung und Berater des Umweltbundesamtes. Mit bunten Schmetterlingen in der Größe zweier Handflächen, Bildern aus den Urwäldern Sri Lankas, Vietnams, Sumatras und Berichten von Reisestrapazen, Entführungsversuchen und Sammlerglück schilderte Schintlmeister mit trockenem Humor, wie ein bewaffneter Entführungsversuch marxistischer Rebellen Dank einiger Parolen aus DDR-Schulwissen in ein freundliches 'Herausbegleiten aus dem gefährlichen Gebiet' mündete. "Manchmal erweist es sich eben erst sehr spät, wozu manches nütze war ...", lachte der Abenteurer.
Am Ende der Veranstaltung sind die Organisatoren, Peter Lenz und Uwe Friebe aus dem Laboraußendienst von Heraeus Kulzer zufrieden: "Die Belieferung mit Produkten und Dienstleistungen ist ein Aspekt der Geschäftsbeziehung. Angenehmer und intensiver wird das Verhältnis jedoch erst dann, wenn man als Kunde auch die Menschen hinter diesen Produkten kennenlernt und die Philosophie eines Unternehmens versteht", fasst Peter Lenz zusammen. In diesem Sinne freue man sich schon auf die Planungen für das 6. Burgenseminar im kommenden Jahr.