"Wir sollten jede Chance nutzen und jede Möglichkeit auftun, um junge Menschen in Arbeit zu vermitteln. Es darf uns kein Jugendlicher verloren gehen!" Mit diesem flammenden Appell richtete sich Anette Farrenkopf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Weilheim-Schongau, an die Teilnehmenden der Tagung. Um dies zu erreichen, brauche es das IdA-Programm unbedingt, da die vielfältigen bestehenden Angebote "manchmal einfach nicht greifen".
Ähnlich argumentierte Andreas Kurz, Bereichsleiter in Herzogsägmühle. Er zitierte aus der Studie und DGB-Expertise mit dem Titel "Generation abgehängt" vom August 2012. Dessen auffälligstes Ergebnis war das zu "jungen Menschen ohne Berufsabschluss". Danach habe sich die sehr gute Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland bei dieser Zielgruppe gar nicht ausgewirkt. Die beunruhigend hohe Quote von rund 15 Prozent sei in den Jahren von 1996 bis 2009 nahezu unverändert geblieben. In absoluten Zahlen sind bundesweit also immer noch rund 2,2 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss.
IdA geht neue Wege
Das Neue an den IdA-Projekten sei, so Mechthild Jürgens vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dass damit erstmals junge Erwachsene ohne Berufsabschluss mit einem zielgerichteten Programm erreicht werden. In der Umsetzung habe man viel Pionierarbeit leisten und viele Herausforderungen meistern müssen. Bundesweit gebe es 114 Projektverbünde mit einem Finanzvolumen von 120 Millionen Euro. Die Kosten teilten sich jeweils das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der europäische Sozialfonds und ein zusätzlicher Partner, wie beispielsweise die Agentur für Arbeit, Jobcenter oder auch kommunale und freie Träger. Die wesentlichen Ziele des Programms seien es, den jungen Erwachsenen eine Berufserfahrung im Ausland zu ermöglichen, berufliche Kompetenzen gezielt aufzubauen und die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Die Agentur für Arbeit Berlin-Mitte formulierte die Erfahrungen mit dem Projekt wie folgt: "Das IdA-Programm ist in seiner Konzeption ungewöhnlich, aber auch ungewöhnlich erfolgreich. Ein längerer Arbeitsaufenthalt im Ausland löst oft tiefgreifende persönliche Entwicklungsprozesse aus. Die Herausforderung, sich in einem fremden Land behaupten zu müssen, lässt junge Menschen über sich hinaus wachsen. Sie werden selbstständiger und reifer. Das schlägt sich nach ihrer Rückkehr in überdurchschnittlich hohen Vermittlungszahlen nieder. Der Auslandsaufenthalt ist also keine Belohnung, sondern - insbesondere bei schwierigen Problemlagen - ein wirksames beschäftigungspolitisches Instrument."
IdA in Herzogsägmühle
Seit 2009 wird das Programm IdA erfolgreich in Herzogsägmühle umgesetzt, zunächst im Projekt "ELKE Europa erLeben - Kompetenzen Erweitern" und seit 2012 auch im Projekt "ALimA - Arbeiten und Lernen im Ausland". Mit letzterem ist die Zielgruppe auch auf Menschen mit Behinderung erweitert worden, deren Begleitung zu den Kernkompetenzen von Herzogsägmühle gehört.
In enger Zusammenarbeit mit den Jobcentern Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech, Ostallgäu und Weilheim-Schongau werden die Teilnehmenden für die Auslandsaufenthalte ausgesucht.
Auch arbeitsuchende Mütter mit kleinen Kindern können ins Ausland fahren
Weil sich arbeitsuchende Menschen nicht über einen Kamm scheren lassen, ist auch das Angebot vielfältig. Naturerleben und Gruppendynamik standen im Vordergrund der Maßnahmen, die in Krasna Lipa, Tschechien, in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Böhmische Schweiz angeboten wurden. Um transnationale Erfahrung auch denen zu ermöglichen, für die Griechenland oder Tschechien einfach zu weit oder zu fremd ist, besteht die Möglichkeit eines Praktikumsaufenthalts in Innsbruck, Österreich. Der Vorteil hier ist auch, dass durch die wegfallende Sprachbarriere deutlich anspruchsvollere Tätigkeiten in den einzelnen Praktikumsstellen möglich sind.
Alleinerziehend mit einem kleinen Kind zu sein, zwingt junge Mütter nicht, zu Hause zu bleiben. In Kooperation mit der Frau und Beruf GmbH werden IdA-Aufenthalte in Chania, Kreta, angeboten, bei denen die Kinder während der Arbeitseinsätze der Mütter betreut werden. Das Vertrauen zu lernen, dass es dem eigenen Kind auch in einer betreuten Gruppe gut geht, ist Grundlage für die Arbeitsaufnahme in Deutschland.
Wenngleich die bisher genannten Angebote nur für Volljährige wahrzunehmen sind, ist das Team des Europa-Projektbüros Herzogsägmühle stolz darauf, mit dem Diakonischen Werk Traunstein einen kompetenten Partner gewonnen zu haben, der das Portfolio mit einem Angebot für Schulabgänger ab 16 Jahren abrundet. Gastland ist in diesem Fall Slowenien, wo die Teilnehmenden auf einem Demeterhof leben und arbeiten.
Die erfolgreiche Arbeit wird 2013 fortgesetzt.
Mit der Fachtagung endeten die Herzogsägmühler IdA-Projekte der ersten Förderrunde. Die erfolgreiche Arbeit indes geht weiter. So ist Herzogsägmühle, übrigens als einer von nur zwei Projektträgern in Bayern, auch in der zweiten Förderrunde dabei. Interessierte an einem Auslandsaufenthalt in Griechenland, Österreich oder Slowenien können sich jederzeit an ihre Agentur für Arbeit, ihr Jobcenter oder direkt an eu-projekt@herzogsaegmuehle.de, +49 (8861) 219-4454, wenden.