Auf dem Hessischen Krankenhaustag im Jahr 2014 wurde bereits die Initiative zur Förderung der Patientensicherheit und Qualität in den hessischen Krankenhäusern vorgestellt, die sich als zukünftiges gemeinsames Projekt des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI), der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG) und der Krankenhäuser in Hessen versteht. Bei der Vorstellung der „Initiative Patientensicherheit und Qualität Hessen“ war ein Projekt der externen Qualitätssicherung angekündigt worden, in dem Daten über multiresistente Erreger in den Krankenhäusern gesammelt und ausgewertet werden sollen. Erkenntnisse über die Herkunft, mögliche Übertragungswege und den unterschiedlichen Umgang mit MRE sollen gewonnen werden.
Mit Einbindung der Verbände der Krankenkassen in Hessen in das Projekt konnte dieses jetzt realisiert werden. Die notwendigen vertraglichen Vereinbarungen sind geschlossen, das Projekt startete im 1. Quartal 2016 unter dem Titel „Analyse der Prävalenz multiresistenter Erreger (MRE) in hessischen Krankenhäusern sowie Maßnahmen zur Reduktion vermeidbarer Infektionen durch MRE“. Es wird von der Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen (GQH) durchgeführt, die 1995 in gemeinsamer Trägerschaft der Verbände der Krankenkassen in Hessen und der Hessischen Krankenhausgesellschaft eingerichtet wurde, und sämtliche Maßnahmen der externen Qualitätssicherung im stationären Bereich koordiniert und betreut. Dabei hat ein Expertengremium, das aus Vertretern aller Vertragspartner, insbesondere auch Fachleuten aus hessischen Kliniken und Gesundheitsämtern bzw. den so genannten MRE-Netzen besteht, die Planung des Projektaufbaus und der Durchführung übernommen.
Detlef Lamm, Vorstandsvorsitzender der AOK Hessen, unterstreicht die Bedeutung des Projekts: „Das A und O in der medizinischen Versorgung, egal ob ambulant oder stationär, ist die Qualität. Nur für eine gute Qualität wollen wir als Krankenversicherung unsere Mittel einsetzen. Denn klar ist: Die Patienten müssen im Mittelpunkt stehen. In diesem Sinne ist die Einrichtung eines solchen breit angelegten und qualitätssichernden Projektes ein wichtiger Schritt.“ Die Leiterin der Landesvertretung Hessen des Verbandes der Ersatzkassen, Claudia Ackermann, unterstützt dies ausdrücklich: „Das Projekt nutzt in erster Linie den Patientinnen und Patienten. Hiermit wird ein weiterer Schritt getan, um das an sich sehr gute Gesundheitssystem in Deutschland auch im Bereich der Bekämpfung von Krankenhauserregern näher an den internationalen Standard heranzuführen.“
Multiresistente Erreger - kurz MRE - sind Keime, die nur schwer oder gar nicht auf gängige Antibiotika ansprechen. Eine Infektion mit diesen Keimen kann eineinhalb Mal häufiger zum Tode führen als eine Infektion mit nicht resistenten Varianten. Bei rund 20.000 stationär behandelten Patienten pro Jahr in Hessen wird eine Infektion mit MRE diagnostiziert, wobei oft unklar bleibt, woher die Erreger stammen und auf welchen Wegen sie übertragen wurden. Gleichwohl gehen Experten davon aus, dass über zehn Prozent davon im Krankenhaus erworben wurden und damit potentiell vermeidbar sind.
Multiresistente Erreger sind eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen. Deshalb ist es besonders zu begrüßen, dass sich in Hessen alle im stationären Sektor beteiligten Institutionen zusammengefunden haben, um erstmalig eine umfassende patientenbezogene Erfassung von MRE-Fällen in Krankenhäusern durchzuführen und Strategien zur Vermeidung von Infektionen zu erarbeiten. Die Finanzierung des Projekts wird unter Beteiligung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration von den hessischen Krankenkassen getragen. Die Krankenhäuser leisten ihren Beitrag durch eine exakte Falldokumentation und Einbringung von medizinischem Expertenwissen.
Auf Grundlage der erhobenen Daten soll ausdrücklich Transparenz geschaffen werden. Dazu erhalten die Krankenhäuser regelmäßig Auswertungen. „Damit wird schon in einer recht frühen Projektphase sichergestellt, dass die Kliniken konkrete Empfehlungen erhalten und von den Besten lernen können, wie einer MRE-Besiedlung von Patienten entgegengewirkt werden kann“, sagt Rainer Greunke, Geschäftsführender Direktor der Hessischen Krankenhausgesellschaft.
Sollte es zu statistischen Auffälligkeiten in einzelnen Häusern kommen, werden gemäß der Verfahrensgrundlage der externen Qualitätssicherung gegebenenfalls weitergehende Maßnahmen im Rahmen des so genannten strukturierten Dialogs mit dem betroffenen Krankenhaus eingeleitet. In dem Prozess soll insbesondere versucht werden, die Infektionsraten durch zielgerichtete Präventionsmaßnahmen zu senken.