Der Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen mischt vorne mit. Nirgendwo im Bundesgebiet sind so viele große Shopping-Center im Bau wie im Ruhrgebiet. Nach verschiedenen Leuchtturmprojekten in den vergangenen Jahren entstehen derzeit in den Innenstädten von vielen Ruhrgebietsstädten große Einzelhandesflächen. "Duisburg kann nicht zukunftsfähig gemacht werden - außer mit Großprojekten.", so Astrid Schulte, Geschäftsführerin, Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg - Wesel - Kleve zu Duisburg. Mit dem Forum Duisburg entstehen ca. 57.000 m2 Einzelhandelsfläche.
Und die Aussichten bleiben gut. Gerhard K. Kemper, Geschäftsführender Gesellschafter der Kemper`s Deutschland GmbH, prognostiziert, dass die internationale Nachfrage nach deutschen Einzelhandelsimmobilien weiterhin auf hohem Niveau bleibt und die Immobilien in 1a-Lagen risikoresistent sind.
Zu den Gewinnern zählen aber, laut Dr. Arnd Jenne, Geschäftsleitung, Dr. Arnd Jenne Beratung, nicht nur die 1a-Lagen. Er fordert "Mut zur Provinz" und sieht großes Einzelhandelsentwicklungspotenzial in deutschen Mittelzentren. Insbesondere Städte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern weisen eine stabile bzw. sogar eine positive Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes auf.
Green Building auch bei Einkaufszentren?
Diskussionen um Klimawandel und CO2-Emissionen spiegeln die Brisanz ressourcenschon- Enden Bauens wider. Außerdem lassen sich energieeffiziente Gebäude erheblich besser vermarkten.Denn weniger Primärenergiebedarf bedeutet weniger Kosten über den gesamten Lebenszyklus.Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dirk Bohne, Geschäftsführender Leiter des Instituts für Entwerfen und Konstruieren, Leibniz Universität Hannover und Prof.-Dr.-Ing. Dirk Bohne Ingenieure GmbH, zeigte beim Handels-Dialog in Düsseldorf auf, dass Green Building auch eine Möglichkeit für Handelsimmobilien ist. Sein Ziel ist, ein Shopping Center mit nicht mehr als 100kWh/m2 Endenergie.Damit wäre auch im Handelsimmobilienbereich der Forderung nach Klimaschutz und Ressourcenschonung nachgekommen.
NRW setzt auf BIDs/ISGs
Aber in Duisburg wie auch in anderen nordrhein-westfälischen Städten wird mittlerweile auf eine andere Entwicklung gesetzt: sog. Business Improvement Districts (BIDs) bzw. Immobilien- und Standortgemeinschaften (ISGs). Dabei sind nicht überwiegend die Einzelhändler in solchen BIDs organisiert; sie bestehen nicht selten bis zu 80% aus Immobilieneigentümern. In NRW gibt es mittlerweile ein "schlankes" Gesetz über Immobilien- und Standortgemeinschaften, welches die Basis für eine ISG regelt. Diese Form der Zusammenarbeit ist vor allem an weniger gefragten Standorten sinnvoll, da mit vereinten Kräften die Ziele besser erreicht werden.
Bei den Centern tut sich was
"Die einzige urbane Funktion, die die Innenstadt hat und haben sollte, ist und bleibt der Handel.", brachte Matthias Böning, Vorstandssprecher, mfi Management für Immobilien AG, die allgemeine Meinung auf den Punkt. Zur Stärkung der Innenstädte wurden und werden auch weiterhin Projekte realisiert, die positive Auswirkungen auf die Zentralität und Kaufkraft haben. Ronald Janzen, Director Retail, TCN Property Projects GmbH & Co. KG stellte die "Aachen Arkaden" als "herkömmliches" Shopping Center vor und die "TrendBoxx" als neuartiges Lifestyle-Center. "Die TrendBoxx ist eine Lifestylewelt, in der ein junges und trendiges Publikum die internationale Ausstrahlung und Attraktivität in einem einzigartigen Mix von Shoppen und Freizeit rund um die Uhr genießt.", so Janzen. Auf zwei innerstädtische Brachflächen reagierte die Stadt Bergisch-Gladbach mit der Planung von gleich zwei Shopping Centern. Dies bot sich auch insofern an, weil die Stadt "keine adäquaten Flächen für moderne Handelsunternehmen besitzt.", so Herbert Krämer, Vorstand, hkm Management AG. Es wird sich beweisen müssen, ob sich der Trend zum Zweitcenter in geringer räumlicher Nähe als erfolgreich erweist.
Lage und Erreichbarkeit vs. Preis
Am Nachmittag widmete sich der Handels-Dialog dem Thema Ausgewählte Einzelhandelsstrategien.Vorgestellt wurde die Strategie der Inten GmbH, die Apotheken näher an den Konsumenten bringen und sie in bestehende Einzelhandelsgebiete integrieren. Aber auch die neue Taktik der REWE wurde vorgestellt. Mit der modernen und attraktiven Gestaltung der Märkte, dem breiten Sortiment und langen Öffnungszeiten bei niedrigen Preisen konkurriert die REWE mit ihren Citymärkten mittlerweile sogar mit Discountern. Zwar ist nur in drei von zehn Fällen der Preis ausschlaggebend für die Wahl der Einkaufsstätte, in sieben Fällen spielen die Lage und die Erreichbarkeit die größere Rolle. "Wenn man in der Champions-League mitspielen will, muss man sich auf die neuen Bedingungen einlassen.", so Stephan Koof, Leiter Expansion national, REWE Zentral- AG. Die Zahlen sprechen für sich: Mit einer Umsatzsteigerung von 25% und einem Plus von 20% an Kunden scheint die Rechnung mit den neuen Citymärkten aufzugehen.