Als Bildungsinländer werden Studierende mit ausländischer Staatsbürgerschaft bezeichnet, die ihre Hochschulzugangsberechtigung an einer deutschen Schule erworben haben. Die positive Entwicklung der Zahl der Bildungsinländer an deutschen Hochschulen vollzieht sich vor dem Hintergrund eines steigenden Anteils ausländischer Schulabgänger mit Hochschulreife: 13 Prozent im Jahr 2009. Damit ist das Potenzial von jungen Ausländern in Deutschland immer noch zu wenig genutzt, denn deutsche Schulabgänger haben mit 34 Prozent deutlich häufiger eine Hochschulzugangsberechtigung. Haben ausländische Schüler in Deutschland aber einmal das Abitur in der Tasche, studieren sie deutlich häufiger als ihre deutschen Altersgenossen. Während nur 72 Prozent der deutschen Studienberechtigten des Jahres 2008 ein Studium aufgenommen haben oder dies sicher planen, liegt der Prozentsatz bei den Bildungsinländern bei 84 Prozent.
Insgesamt hat gut ein Viertel aller Bildungsinländer türkische Wurzeln. Weitere wichtige Herkunftsländer sind Kroatien, Italien, Griechenland, Russland, Polen, Ukraine, Bosnien-Herzegowina, China, Österreich und Vietnam. Bildungsinländer entscheiden sich überdurchschnittlich häufig für ein Studium an einer Fachhochschule. Der entsprechende Anteil beträgt 38 Prozent, wohingegen lediglich 32 Prozent der deutschen Studierenden an einer Fachhochschule eingeschrieben sind. Besonders häufig studieren die Bildungsinländer dort Informatik und Ingenieurwissenschaften. An den Universitäten sind sie dagegen auch überdurchschnittlich häufig in rechts-, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fächern immatrikuliert. Auffällig ist ihre nach wie vor vergleichsweise geringe Zahl in den Lehramtsstudiengängen.
Im Studienalltag sind die bildungsinländischen Studierenden mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert. "Bei zu vielen Studierenden bestehen noch sprachliche Defizite. Auch fühlen sie sich häufig nicht ausreichend an der Hochschule integriert", so Dr. Simone Burkhart, Leiterin des Referats Evaluation und Statistik beim DAAD. Daneben bereitet die Studienfinanzierung einem beträchtlichen Teil der Bildungsinländer Probleme. "Keine andere Gruppe von Studierenden muss so häufig während des Studiums durchgehend einer Erwerbstätigkeit nachgehen", erläutert Dr. Ulrich Heublein vom HIS-Institut für Hochschulforschung.
Von den Bildungsinländern der Studienanfänger 2002 bis 2005 haben 59 Prozent ihr Studium erfolgreich beendet. Damit liegt der Studienerfolg der Bildungsinländer hinter dem der deutschen Studierenden, von denen etwa drei Viertel die Hochschule mit einem Abschluss verlässt. Allerdings schneiden die Bildungsinländer beim Studienerfolg besser ab als Bildungsausländer. Etwa die Hälfte aller Bildungsausländer, also der ausländischen Studierenden, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben haben, erreicht derzeit einen Hochschulabschluss in Deutschland.
Seit einigen Jahren ist der Studienerfolg aller ausländischen Studierenden - sowohl Bildungsinländer als auch Bildungsausländer - deutlich gewachsen. Das hängt unter anderem mit einer besseren Betreuung durch die Hochschulen zusammen. "Angesichts einer Vielzahl von Fördermaßnahmen gehen wir davon aus, dass sich die positive Entwicklung fortsetzen wird", sagt Dr. Simone Burkhart. "Mit unserem PROFIN-Programm aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fördern wir aktiv die Integration ausländischer Studierender an den deutschen Hochschulen."
Die ausführlichen Ergebnisse der Studie sind im ersten "Datenreport Bildungsinländer" veröffentlicht, der vom HIS-Institut für Hochschulforschung (HIS-HF) im Auftrag des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) erarbeitet wurde. Die Studie finden Sie hier: www.daad.de/studien