Der Bund hat die Hochschulbaufinanzierung auf die Bundesländer übertragen; diese beschränken sich zunehmend auf eine Globalsteuerung der Hochschulen. So sind größere Gestaltungsspielräume zur Ressourcenallokation entstanden und die Hochschulen verantworten den effizienten Umgang mit den vorhandenen Ressourcen zunehmend selbst. Bislang galten die Zersplitterung der Kompetenzen und fehlende Anreize zum wirtschaftlichen Umgang mit Immobilien als Hauptproblem des öffentlichen Liegenschaftsmanagements. Thematischer Schwerpunkt der von Prof. Dr. Hans Wilhelm Alfen, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Bauhaus-Universität Weimar, moderierten Veranstaltung war daher die Frage, mit welchen Instrumenten und Steuerungsverfahren sich die Hochschulen dieser Aufgabe stellen und unter welchen landesseitigen Rahmenbedingungen sie dies tun.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bauhaus-Universität Weimar und der HIS Hochschul-Informations-System GmbH entwickeln derzeit in einem gemeinsamen Projekt Modelle zur Allokation und Steuerung von Flächenressourcen in Hochschulen - in dem Workshop haben sie erste Ergebnisse vorgestellt. Marcelo Ruiz (HIS) erläuterte zunächst die liegenschaftspolitischen Rahmenbedingungen, in denen Hochschulen agieren. Dazu zählen u. a. neben Verfügungsrechten (Eigentümerschaft, Veräußerungsrecht, baubezogene Entscheidungskompetenzen) auch immobilienwirtschaftliche Anreize der Länder (Mieter-Vermieter-Modelle, unabhängige Bewirtschaftungs- oder Immobilienbudgets).
Um den Status quo zu erfassen, konnten die Forscher(innen) die Instrumente und Verfahren der Flächensteuerung von über 100 deutschen Hochschulen untersuchen. Als eine Erkenntnis aus der Umfrage fasste Silja Tyllilä (HIS) zusammen: "Ob Hochschulen interne Flächenmanagementansätze einführen, scheint nach der vorläufigen Auswertung der vorhandenen Daten weniger von den liegenschaftspolitischen Rahmenbedingungen als vielmehr von internen Gründen abzuhängen." Anke Schwanck (Bauhaus-Universität Weimar) gab einen systematischen Überblick über die vorgefundenen Verfahren der Flächensteuerung. Einerseits werden Hochschulflächen wie bisher hierarchisch, zentral per Anweisungen gesteuert und andererseits finden neuere Verfahren Anwendung, die sich entweder vorrangig an marktförmigen Steuerungsprinzipien orientieren (wie bspw. Bonus-Malus-Modell, Mieter-Vermieter-Modell) oder auf Kooperation und Verhandlung innerhalb der Hochschule basieren (wie bspw. hochschulinterne Zielvereinbarungen, Mehrfachnutzungen).
Hochschulvertreter von zwei staatlichen Hochschulen (TU Dresden und FU Berlin) haben ambitionierte Handlungsansätze für einen ressourcenschonenden Umgang mit Flächen vorgestellt, die von ihren selbstbewussten Hochschulleitungen als wirksame Instrumente für die interne Optimierung betrieben werden. Die Referenten arbeiteten die aus ihrer Sicht Erfolg versprechenden Steuerungsaspekte heraus, ausgehend von einer detaillierten Ermittlung des Flächenbedarfs.
Das Beispiel der Fachhochschule für die Wirtschaft Hannover (einer privaten Einrichtung) zeigt, wie sich der betriebswirtschaftlich geprägte Umgang mit den Flächen zu einem integralen Bestandteil der Hochschulphilosophie entwickelt hat: Kostenintensive PC-Pools wurden umgewandelt in kooperativ genutzte Seminarräume; mit einem Teil der freigewordenen Mittel wurden Laptops für die Studierenden angeschafft und zugleich die Attraktivität der Hochschule gesteigert.
Zusätzliche Impulse gaben zwei weitere Praxisbeispiele aus der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaft: Eine "emotionslose" softwareunterstützte Analyse der vorhandenen Räume und Belegungsmöglichkeiten hat im Bezirksamt Spandau einen spürbaren Beitrag zur Haushaltskonsolidierung geleistet. Auch das Pharma- und Chemieunternehmen Merck setzt bei der Optimierung seiner Büroflächen auf eine Softwarelösung.
"In der sehr guten Resonanz auf die Tagung drückt sich unserer Einschätzung nach das große Interesse und zugleich ein Weiterentwicklungsbedarf bei den Flächensteuerungsverfahren aus", resümierte Marcelo Ruiz (HIS) die Veranstaltung. "In der zweiten Forschungsphase wollen wir mit Fallstudien tiefer in die Materie vordringen. Angesichts der vorgetragenen ambitionierten Praxisbeispiele bin ich zuversichtlich, dass wir mit neuen Erkenntnissen zu verfeinerten und angepassten Flächensteuerungsmodellen die Hochschulautonomie stärken können. Eine effektive Flächensteuerung wird angesichts der gestiegenen Verantwortung der Hochschulen für ihre Immobilien unerlässlich".
Die Vorträge des Workshops finden Sie auch im Internet.