HOCHDORF hat von seinen verschiedenen Milchlieferanten im Mai so viel Milch zum Verarbeiten erhalten wie noch nie in seiner 113-jährigen Geschichte: 37.05 Mio. kg. Damit nähert sich HOCHDORF den momentan verfügbaren Produktionskapazitäten. Der für weiteres Wachstum notwendige Ausbau im Werk Sulgen ist geplant und die dafür notwendige Kapitalerhöhung von sechs auf neun Millionen Schweizerfranken Grundkapital erfolgreich abgeschlossen. Entsprechend vertrauenserschütternd ist der Milchstreik für Investoren und die ganze Branche.
Milchrekord dank marktfähigem Milchpreis
Bereits im April steigerte HOCHDORF den im letzten Jahr aufgestellten Milchverarbeitungsrekord von 36.36 Mio. kg auf 36.53 Mio. kg. Im Mai wurden unsere Mitarbeitenden noch stärker gefordert und verarbeiteten 37.05 Mio. kg. Milch, was ca. 1'750 Lastenzügen mit Anhänger entspricht. In den ersten fünf Monaten 2008 wurden insgesamt 172.68 Mio. kg Milch verarbeitet, was einer Zunahme von 11%gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres (155.4 Mio. kg) bedeutet. Alleine im Januar 2008 wurden knapp 30% mehr und in den Monaten Februar und März ebenfalls über 10% mehr Milch angeliefert als in den entsprechenden Vorjahresmonaten.
Dank dem hohen Milchaufkommen läuft die Produktion bei HOCHDORF seit Monaten 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche. Die hohe Milchmenge begründet HOCHDORF u.a. mit dem attraktiven und marktfähigen Milchpreis, welcher für den Rohstoff Milch bezahlt wird. Der Milchpreis hat heute eine Höhe, wie er seit mehreren Jahren nicht mehr erreicht wurde.
Preisgefälle vorhanden
Die aktuelle Situation mit einem immer noch hohen Preisgefälle zwischen dem HOCHDORF Milchpreis (76 Rp./kg) und jenem in Deutschland (ca. 54 Rp./kg) oder gar dem Weltmarkt (ca. 45 Rp./Kg)würde im Moment nicht für eine Erhöhung des Milchpreises in der Schweiz sprechen. Selbstverständlich wird bei entsprechenden internationalen Veränderungen der Milchpreis mit den Produzentenorganisationen neu verhandelt; die entsprechenden Termine sind vereinbart. Bei einer objektiven Betrachtung der internationalen Situation müsste der Milchpreis im Moment in der Schweiz eher gesenkt als erhöht werden. HOCHDORF kann seine Qualitätsprodukte nur zu (welt)marktfähigen Preisen im Ausland absetzen. Der aktuelle Milchpreis bewegt sich aber zum jetzigen Zeitpunkt über der dafür zulässigen Höchstgrenze. Dies ist unseren Verhandlungspartnern, den Produzentenorganisationen, grundsätzlich klar.
Milchpreis - Gespräche mit der SMP
HOCHDORF nimmt das in der letzten Nacht erzielte Verhandlungsergebnis zur Kenntnis, wird jedoch mit ihren Partnern schnellstmöglich individuell die neuen Milchpreise und -volumen fixieren.
Grundsätzliche Fragen Bei allem Verständnis für die Situation der Bauern ist es ein ökonomisches Gesetz, dass für ein Produkt nicht mehr bezahlt werden kann als der Markt hergibt. Deshalb befremdet der in der letzten Woche ausgerufene Milchstreik die HOCHDORF Holding AG und sie stellt einige grundsätzliche Fragen:
- Ist es richtig und fair gegenüber dem Konsumenten, der Gesellschaft und dem Steuerzahler, bei der Betrachtung von kostendeckenden Milchpreisen die Höhe der vom Bund erhaltenen und weiterhin steigenden Direktzahlungen und weiteren Vergünstigungen nicht oder nur teilweise zu erwähnen beziehungsweise nicht in die Einkommensberechnungen miteinzubeziehen?
- Ist es richtig, dass das bäuerliche Einkommen mittels Produktpreisen politisch maximiert wird, obwohl die Verfassung eine marktorientierte Entkoppelung desselben mittels Direktzahlungen vorsieht?
- Ist es richtig, den lebenswichtigen und wertvollen Rohstoff Milch wegzuschütten während in anderen Teilen der Welt Menschen hungern und verhungern?
- Ist es richtig, dass das Bemühen der Unternehmen zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und damit der Überlebensfähigkeit auch der Milchproduzenten immer wieder von militanten Kreisen unterlaufen und damit die Investitions- und Rechtssicherheit in der Schweiz gefährdet wird?
- Ist es richtig, dass die Verantwortlichen des Milchstreiks wesentliche Wettbewerbsvorteile der Schweiz, nämlich die Stabilität und den Arbeitsfrieden gefährden und damit das Image der demokratischen Schweiz nachhaltig belasten? - Bei stark zurückgehendem Milcheingang behält sich HOCHDORF Betriebsferien vor.
- Ist es richtig, dass Verträge plötzlich keine Gültigkeit mehr haben, Verhandlungen mit allen Mitteln erzwungen, ja erpresst werden und damit die Rechtssicherheit untergraben wird?
- Ist es richtig, dass unsere Milchproduzenten trotz weltweit höchsten Milchpreisen und zusätzlichen Direktzahlungen nicht konkurrenzfähig bzw. kostendeckend produzieren können?
- Ist es richtig, dass sich die Milchproduzenten so sehr gegen den von der Milchindustrie VMI vorgeschlagenen marktorientierten (und nicht produktionskostenorientierten) Milchpreisindex, welcher breit abgestützt und anerkannt ist, wehren? Dieser Index würde ein derartiges periodisches Milchpreis-Feilschen erübrigen.
- Ist es richtig und vertrauensbildend, dass die verarbeitende Industrie Verhandlungsbereitschaft mit Terminvereinbarung zeigt und auf Produzentenseite bereits zu vertrauensmindernden Streikmassnahmen gegriffen wird?
HOCHDORF beantwortet alle Fragen mit einem deutlichen «Nein»!
Und... HOCHDORF schlägt vor, von einer unabhängigen, anerkannten Forschungsstelle das Einkommen und die Lebensqualität der Schweizer Milchproduzenten zu untersuchen und so transparent zu machen sowie mit Referenz-Berufsgruppen zu vergleichen. Dies würde die Milchpreis-Diskussion versachlichen.
Streikmilch und Ethik
HOCHDORF hat Ende April der DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelkrise einen Preisnachlass für Milchpulver in der Höhe von CHF 50'000.- gewährt. Die DEZA setzt diesen Betrag für ein Spitalprojekt in Simbabwe ein. Mit unserer Unterstützung können beispielsweise rund 1'000 Personen ein Jahr lang mit dem Tagesbedarf an Milch versorgt werden (2dl). Es muss unbedingt vermieden werden, dass der lebensnotwendige, wertvolle und mit Steuergeldern subventionierte Rohstoff Milch einfach den Schweinen verfüttert, in die Jauchegrube, aufs Feld oder im schlimmsten Fall sogar in Gewässer geschüttet wird.