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Hochgebirgsklinik Davos

Was juckt uns der Klimawandel?

Forscher sind dem Einfluss des Wetters bei Allergikern, Neurodermitikern, Herzpatienten und Asthmatikern auf der Spur

(lifePR) (Davos-Wolfgang, )
Gibt es einen Ort mit besonders gesundem Klima? Oder müssen Wissenschaftler nur die richtigen Mittel finden, um den negativen Einfluss der Umwelt auf die Gesundheit zu bremsen? Der Dermatologe und Allergologe Prof. Dr. Dr. Johannes Ring sucht mit Forscherteams nach Antworten.

Prof. Ring, gibt es das ideale Wetter, um gesund zu leben?

Keinesfalls. In Kalifornien blüht zum Beispiel ständig etwas. Das meiden Allergiker. Asthmatiker leiden unter beißender Kälte. Herzpatienten haben oft im Gebirge Probleme. Den für alle Menschen gesündesten Ort gibt es nicht.

Könnte man sich seinen persönlich gesündesten Wohnort empfehlen lassen?

Nein, denn das Klima und der Mensch bergen Geheimnisse, z.B. wie feucht es sein muss, damit die Eiweißspaltung der Pollen beginnt. Die Spaltprodukte machen Allergiker krank. Wir suchen auch noch den Faktor X. Das ist der Anteil der Genetik an der Frage, ob ein Mensch nach einem Bienenstich nur eine Beule hat oder einen lebensbedrohlichen Schock erleidet.

Juckt Sie als Arzt ein Klimawandel?

Nicht mich persönlich als Patient. Als Mediziner juckt mich aber schon die Frage, ob ich eines Tages einem Patienten eine halbe Apotheke verschreiben muss, damit sein Leben lebenswert ist. Deshalb engagiere ich mich in Projekten, um dem Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit auf die Spur zu kommen. Ich halte diese Forschung für eine Aufgabe, die die ganze Gesellschaft angeht.

Wären wir vorbereitet auf einen für Allergiker belastenden ewigen Frühling oder beißende Kälte, unter der Asthmatiker leiden?

Nein, denn wir wissen heute noch gar nicht genau, was die Menschen wirklich krank macht. Man kann messen, welche und wie viele Pollen fliegen. Unklar ist aber, wie man ihre Allergenbildung verhindert. Unbekannt ist auch, warum manche Allergien von selbst wieder abklingen.

Jeder 5. ist Allergiker, jeder 10. hat Neurodermitis - wird Deutschland ein medizinisches Wartezimmer?

Ich hoffe nicht. Aber es reicht nicht, eine wirksamere Creme für geschädigte Haut oder ein neues Spray für Asthmatiker zu entwickeln. Wir müssen die Ursachen erforschen und genauer erklären können, welche Umweltfaktoren wie auf unseren Körper wirken.

Was benötigen Sie als Arzt, um den Umweltkranken zu helfen?

Ideen, Zeit und Geld. Geld, um interdisziplinäre Forschung weltweit zu initiieren. Im kleinen europäischen Maßstab gibt es sie schon. Mediziner aus Deutschland, der Schweiz und Holland, Lawinenforscher und Klimaspezialisten sowie Chemiker, Toxikologen und Autohersteller arbeiten zusammen. Wir wissen, dass das Hochgebirgsklima von Davos günstig für Allergiker ist. Welche Effekte das Klima auf Allergien hat, wollen wir herausfinden. Solche Fragen beschäftigen Wissenschaftler im Kaukasus, in den Pyrenäen und auf der Zugspitze. Die bayerische Staatsregierung finanziert z. B. das Projekt auf der Zugspitze. Wir haben noch einiges zu erforschen.

Wie Hochgebirgsklima auf Hautekzeme wirkt oder wie man Schimmelpilz-Betroffene behandelt, das ist erforscht. Im Europäischen Zentrum für Allergie und Asthma in Davos/Schweiz beteiligen sich alle Mediziner an wissenschaftlichen Arbeiten. Sie nutzen Daten der rund 3000 Haut-, Lungen- und Allergiepatienten, die jährlich in der Deutschen Hochgebirgsklinik Davos auf Schweizer Territorium behandelt werden. Die klinischen Forschungen werden in Kooperation mit internationalen Instituten erarbeitet. Ein wissenschaftlicher Beirat, der aus acht Professoren aus vier europäischen Ländern besteht, berät das Zentrum bei der Ausrichtung seiner Forschungstätigkeiten.
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