"Um Tragwerke statisch berechnen zu können, werden sie in ein vereinfachtes Rechenmodell umgewandelt, das immer auf der sicheren Seite liegen muss," erklärt Prof. Dr. Marc Gutermann, Leiter des IFES. So würde in der Regel eine geringere Tragfähigkeit errechnet, als tatsächlich vorhanden ist. "Unsere Erfahrungen aus mehr als 60 Brückenmessungen haben gezeigt, dass die Bauwerke trotz ihres Alters oder etwaiger Schäden meist besser sind als zuvor errechnet".
Diese Hoffnung bestand auch bei der 772 Meter langen Stahlfachwerkbrücke, die den Lac Togo in der Nähe der Landeshautstadt Lomé mit insgesamt 19 Einzelfeldern von jeweils 38 Metern Länge überquert. Sie wurde 1960 im Auftrag des "Office Togolais des Phosphates" (O.T.P) erbaut und soll noch möglichst lange in Betrieb bleiben.
An vier Tagen wurden 44 Sensoren an den maßgebenden Stellen installiert. Sie erfassten das Tragverhalten der Brücke während des normalen Eisenbahnbetriebs. Die Ergebnisse zeigten, dass nahezu alle Werte geringer waren als zuvor berechnet. "Im Zuge der Sanierungsplanung werden die Messwerte vom Statiker verwendet, um das Rechenmodell anzupassen. Wir gehen davon aus, dass sich die Restnutzungsdauer deutlich verlängern lässt," fasst Dr. Gutermann die Ergebnisse zusammen. Sollten Verstärkungen erforderlich sein, würden sich diese auf einzelne Stäbe beschränken. Für den Erhalt der Infrastruktur eines so wirtschaftsschwachen Landes wie Togo sind die Messergebnisse von enormer Bedeutung.
Geografisch liegt der Tätigkeitsschwerpunkt des IFES zwar in Deutschland, jedoch werden hin und wieder Messungen auch in europäischen Nachbarländern durchgeführt. Neben einem Auftrag in China war die Arbeit in Togo die zweite Messaufgabe des Institutes außerhalb Europas.