Im Juli 2014 nahmen 179 Absolventinnen und Absolventen der beiden Freizeit-Studiengänge (Bachelor und Master) an einer online-gestützten Umfrage zu ihrem beruflichen Verbleib teil. Kernfrage war, in welchen Arbeitsverhältnissen die Absolventinnen und Absolventen, die zwischen 2003 und 2014 ihr Studium abgeschlossen haben, derzeit tätig sind.
"Die Ergebnisse können sich sehen lassen und sie sind so vielfältig wie die Studiengänge selbst: Freizeitwissenschafter arbeiten zu 69 Prozent unbefristet, zu 74 Prozent in Vollzeit und zu mehr als zwei Dritteln in einem Angestelltenverhältnis", so Prof. Dr. Rainer Hartmann, Professor für Freizeit- und Tourismusmanagement an der Hochschule Bremen. "Zudem bekamen drei Viertel von ihnen einen Job, der als branchenrelevant zu bezeichnen ist, wie die folgende Aufstellung zeigt:
- Tourismusorganisationen/-politik: 23 Prozent der Befragten (inkl. Destinationsmanagement)
- Tourismusunternehmen/-wirtschaft: 22 Prozent (inkl. Reiseveranstalter)
- Eventmanagement/Messe/Kommunikation: 21 Prozent
- Kultur-/Freizeit-/Erlebniseinrichtungen: 17 Prozent
- Bildung/Forschung/Beratung: 11 Prozent
- Anbieter von Sport-/Gesundheitsleistungen: 5 Prozent
Insgesamt spielt der Norden Deutschlands eine überragende Rolle beim Verbleib der Absolventen: insgesamt 90 Prozent von ihnen bleiben im Norden. Beispielsweise findet man sie bei der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ), der Messe Bremen, der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH, aber auch im Management kleinerer regionaler Städte und Gemeinden, wie zum Beispiel Ganderkesee, Worpswede oder beim Landkreis Diepholz.
Darüber hinaus sind einige der Absolventen in der Tourismuspolitik bei Ministerien, Ämtern und Nicht-Regierungsorganisationen wie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie in Natur- und Nationalparken tätig. Die Tätigkeiten im Freizeit-und Kultursektor gehen von Freizeit-und Erlebniswelten (z.B. Klimahaus und Deutsches Auswandererhaus in Bremerhaven) über die pädagogische Arbeit in Freizeit- und Kulturzentren (z.B. Bürgerhaus Hemelingen) bis hin zu klassischen Kultureinrichtungen wie Theatern, Museen, Konzerthäusern und Galerien.
In Bezug auf die Internationalität ergab die Umfrage, dass 14 Prozent der frischgebackenen Freitzeitwissenschaftler im Ausland arbeiten, hauptsächlich in Europa (42 Prozent), aber auch in Nord- und Südamerika (25 Prozent), Asien und Australien/Ozeanien. Darunter befinden sich zum Beispiel eine selbständige Reiseveranstalterin in Australien und die Regionalmanagerin der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) in Kanada.
"Die Breite der Einsatzmöglichkeiten von Bremer Freizeitwissenschaftlern spiegelt sich auch in der Rechtsform der Unternehmen wider, bei denen sie arbeiten: von Großunternehmen der freien Wirtschaft bis zu kleinen Tourismusveranstaltern, bei Vereinen, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und Verbänden sowie öffentlichen Ämtern. Nur 23 Prozent der Befragten gaben an, in einer nicht einschlägigen Branche tätig zu sein, vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Soziales und Bildung", so Rainer Hartmann. "Die Frage nach den Positionen in ihren Arbeitsstellen ergab, dass etwa je zur Hälfte eine leitende Position (Geschäftsführung, Projekt-/Teamleitung, Selbständigkeit) oder eine mitarbeitende Tätigkeit (Projektmitarbeiter, zuständig für ein Sachgebiet) ausgeübt wird."
In welchem Ausmaß sie ihre im Studium erworbenen Qualifikationen gegenwärtig verwenden, schätzten entsprechend nur 57 Prozent so ein, dass dies in hohem bzw. sehr hohem Maße der Fall ist. 43 Prozent antworteten darauf mit "eher nicht" oder "gar nicht". Ganz ähnlich sehen die Ergebnisse bei der Frage nach der Angemessenheit Ihrer beruflichen Situation in Bezug zur akademischen Ausbildung aus. Das spiegelt sicher den schwierigen Arbeitsmarkt in den genannten Tätigkeitsbereichen wider, der häufig durch Geldmangel und zum Teil auch wenig Professionalität gekennzeichnet ist.
Auch die Einkommensstruktur der Vollzeit arbeitenden Absolventen verweist auf diese Problematik und die entsprechende Gehaltspolitik in der Branche: 55 Prozent verdienen zwischen 2.000 und 3.500 Euro (Brutto-Monatseinkommen). Nur bei 14 Prozent liegt der Verdienst über diesem Bereich.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen besonders das breite Spektrum möglicher Arbeitsgeber und Tätigkeitsbereiche in verschiedenen Branchen des Tourismus, der Kultur und des Freizeitsektors. Außerdem bilden die Ergebnisse die regionale Nachhaltigkeit für den Bremer Arbeitsmarkt ab: Ein großer Teil derjenigen, die in Bremen Freizeitwissenschaft studiert haben, fühlen sich nach dem Studium mit der Stadt verbunden und suchen ihren Arbeits- und Lebensort in Bremen und im direkten Umland. Aber auch die Tätigkeiten in branchenfremden Bereichen lassen darauf schließen, dass das interdisziplinär ausgerichtete Studium in den Bereichen Freizeit und Tourismus Berufswege in viele verschiedene Richtungen eröffnet.