Referentin Dr. Antje Haag aus Hamburg wird einen Einblick in die jüngste Geschichte des Landes und einen Ausblick auf seine Zukunft bieten. Dabei wird der Vergleich zwischen dem Individualitätskonzept westlicher Kulturen und dem (noch?) eher an Gemeinschaft orientierten Menschenbild in China auch Thema sein; ein Vergleich, der nicht nur zum Vorteil des Westens ausgeht.
Frau Haag ist Psychoanalytikerin und seit mehr als 20 Jahren immer wieder in China zu Gast, um chinesische Kollegen auszubilden und Patienten zu behandeln. Dabei hat sie erstaunliche Einblicke in die emotionale Innenseite der rasanten Entwicklung Chinas gewonnen. In nur 50 Jahren hat sich das Land radikal verändert: Aus einer durch den Konfuzianismus geprägten traditionellen Gesellschaft entstand der heutige moderne Staatskapitalismus - eine alles andere als bruchlose Entwicklung. Im Gegenteil, insbesondere die Jahre der Kulturrevolution haben tiefe Spuren in dem Gefühlsleben vieler Chinesen hinterlassen. Sie wirken als nicht verwundene Verletzungen auch noch in den folgenden Generationen nach. Die große Vitalität, Experimentierfreude und Lernbereitschaft der chinesischen Menschen von heute imponiert vor diesem historischen Hintergrund noch mehr.
Ihre Erkenntnisse dokumentierte Frau Haag im vergangenen Jahr in einem sehr erfolgreichen Buch. Bereits im Jahr 2007 wurde Frau Haag vom Magistrat der Stadt Shanghai für ihre Arbeit mit dem Silver Magnolia Award geehrt.