Die Anwesenheit der schutzlosen Fremden (Grace) wird zum Prüfstein für die Moral der Einwohner von Dogville. Sehr bald weicht die kleinbürgerliche Gastfreundschaft umfassender Verrohung. Als die Polizei mit Steckbriefen nach der schönen Fremden sucht, beginnt die Stimmung zu kippen. Grace muss sich ihr Aufenthaltsrecht immer härter erschuften, wird zum Mädchen für alles und schließlich zum sexuellen Freiwild der männlichen Bewohner. Zivilcourage hat an diesem Ort - der auch anderswo sein könnte - keine Chance.
Nicole Kidman glänzte in der Hauptrolle der Grace, als der dänische Regisseur Lars von Trier diesen Stoff in einem Film mit großer Starbesetzung 2003 in die Kinos brachte. Der Film erzählt von der Verkommenheit der menschlichen Natur, vom Bösen, das von Trier mit unverhohlenem Zynismus triumphieren lässt. Regisseur von Trier bringt den Ort Dogville als brechtianisches Fragment auf die Theaterbühne. Mit eindringlichen filmischen Bildern gelingt ihm die Verknüpfung beider Genres.
Die Theaterwerkstatt versucht ihren eigenen Zugang zu Inhalt und Form dieses zeitlos aktuellen Stoffes. Als Spielort hat man sich für die riesige Maschinenhalle WKL der Hochschule Bremen entschieden. Dieser sperrige Bühnenort mag für das zentrale Thema des Stückes gelten: Ein schwelender Prozess von Entmenschlichung.