Zwei der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts sind für ihre besondere Betonung der Rhythmik und des Perkussiven bekannt: Igor Strawinsky (1882-1971) und Carl Orff (1895-1982). Beide schrieben außergewöhnliche Ballettmusiken für Chor und Schlagwerk.
Strawinsky entwickelte bereits 1914 die Idee einer Ballett-Kantate über das Sujet einer russischen Bauernhochzeit, angeregt durch eine Sammlung von volkstümlichen Gedichten. "Les Noces" (Die Hochzeit) wurde 1923 in Paris uraufgeführt - mit einer Choreographie von Bronislawa Nijinska. Bei der Auswahl der Texte für die dialogischen Szenen versuchte Strawinsky, alle Individualität des Personals und eine Dramatisierung im üblichen Sinne zu vermeiden. Zitate von Gesprächen, Rituale und Klischees fügen sich in "modern" Manier aneinander. Bis 1917 komponierte Strawinsky an dem Werk, bis 1923 wurde dann vor allem an der Instrumentation gearbeitet: Zu Chor und Soli treten 4 Klaviere und Schlagwerk.
Orffs szenisches Tanzspiel "Catulli Carmina" ist wahrscheinlich durch Besetzung und Machart von Strawinskys Chor-Ballett beeinflusst. Carl Orff begann 1930-33 mit der Komposition von A cappella-Chören auf Texte des römischen Dichters Gaius Valerius Catullus, nachdem er auf dessen "Odi et amo" gestoßen war: "Diese Zeilen, kurz und wie gemeißelt, faszinierten mich, sie waren für mich Musik. Ein Funke sprang über und hatte gezündet." (Carl Orff). Im Zentrum der Gedichte Catulls ("Catulli Carmina") steht die Liebe zur schönen Lesbia.
Nach der Vollendung der "Carmina Burana" 1937, war Orff auf der Suche nach einem Ergänzungsstück: "Mit dem Erfolg der Carmina Burana war schon bald von verschiedenen Bühnen immer wieder der Wunsch laut geworden, daß ich dieses solitäre, nicht abendfüllende Werk durch ein zweites ergänzen sollte. Nach vielen wieder verworfenen Plänen kam mir 1941 der Gedanke, auf die so schnell in Vergessenheit geratenen Catull-Chöre, die mir noch immer am Herzen lagen, zurückzugreifen." So überarbeitete er die Chöre, fügte eine Rahmenhandlung und Solostimmen hinzu. Das begleitende Orchester besteht aus vier Klavieren und Schlagwerk. Wie für die "Carmina burana" ist auch für dieses Werk eine stark akzentuierte Rhythmik kennzeichnend; beide zusammen bilden gemeinsam mit dem 1949-51 entstandenen "Aphrodite-Jubel" ("Trionfo di Afrodite") das "theatrale Triptychon" "Trionfi" (erste Gesamtaufführung 1953 in der Mailänder Scala).
Konzertdaten in der Zusammenfassung:
Konzert am 5. Juni 2010, 20:00 Uhr, Die Glocke
Igor Strawinsky- Les Noces, Carl Orff- Catulli Carmina
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Fionnuala McCarthy, Sopran
Fredrika Brillembourg, Alt
Jean-Noel Briend, Tenor
Radu Cojocariu, Bass
Klavier:
Christoph Grund, Klaus Steffes-Holländer, Florian Hoelscher, Julia Vogelsänger
EuropaChorAkademie (Einstudierung: Joshard Daus)
Mannheimer Schlagwerk (Einstudierung: Dennis Kuhn)
Leitung: Sylvain Cambreling
Über die EuropaChorAkademie:
Die EuropaChorAkademie wurde 1997 als gemeinsames Musikforum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Hochschule Bremen von Prof. Joshard Daus gegründet und hat das Ziel, die klassische Tradition europäischer Chormusik auf höchstem künstlerischem Niveau zu pflegen. Mittlerweile ist sie als regelmäßiger Partner für Chorsinfonik, Opernproduktionen und A-cappella-Konzerte an den führenden internationalen Konzerthäusern und Festivals etabliert.
Sängerinnen und Sänger aus Europa, Lateinamerika und Asien werden so in den hiesigen Zentren ihrer künstlerischen Arbeit heimisch und geben ihre Motivation und Begeisterung für europäische Chormusik an das Publikum weiter. Für ihre herausragende künstlerische Arbeit erhielt die EuropaChorAkademie jüngst u.a. den Preis der deutschen Schallplattenkritik 2009 für die Aufnahme "Requiem für einen jungen Dichter" von Bernd Alois Zimmermann und den Midem Classical Award 2010 für "La Transfiguration" von Olivier Messiaen im Rahmen der Aufnahme "The Works for Orchestra".
Die EuropaChorAkademie verbindet ihre professionellen Konzertprojekte mit pädagogischen Bildungskonzepten - von Meisterkursen zur chorpädagogischen Ausbildung bis hin zu speziellen fächerübergreifenden Angeboten für Schulen und interdisziplinären Veranstaltungen für alle Musikliebhaber. Unter der Leitung ihres Gründers und künstlerischen Leiters Prof. Joshard Daus wird sie im Oktober 2010 auf der Expo in Shanghai konzertieren.
Über Sylvain Cambreling:
Sylvain Cambreling ist als äußerst vielseitiger Opern- und Konzertdirigent bekannt, originell und innovativ in seinem Programm, führend in der Interpretation zeitgenössischer Musik. Seit April 2010 ist Sylvain Cambreling Chefdirigent des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra. Zur Spielzeit 2012/2013 wird er Generalmusikdirektor am Staatstheater Stuttgart. Im Jahr 2009 erhielt Cambreling den Echo Klassik als Dirigent des Jahres und den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. 2010 folgte der MIDEM Contemporary Music Award für die Aufnahme Olivier Messiaen "The Works for Orchestra" mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg.
Als Operndirigent war er u. a. Generalmusikdirektor des Brüsseler Théâtre de la Monnaie (1981-1991), 1993 - 1997 Intendant und GMD der Oper Frankfurt. Seit 2004 dirigierte er regelmäßig Produktionen an der Opéra National de Paris. Gastspiele führten ihn an die Metropolitan Opera, Mailänder Scala, an die Wiener Staatsoper und zu den Salzburger Festspielen. Er verantwortete dabei immer wieder besonders wegweisende Musiktheaterproduktionen.
Als Konzertdirigent arbeitet Sylvain Cambreling mit den führenden Orchestern, u.a,. den Wiener und den Berliner Philharmonikern, dem BBC Symphony Orchestra, dem NDR Sinfonieorchester, dem Orchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestre de Paris und mit dem Deutschen Symphonieorchester Berlin zusammen. Er ist erster Gastdirigent des Klangforum Wien sowie seit 1999 Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg.
Seit 2002 hat er an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz in der Nachfolge von Sergiu Celibidache die Honorarprofessur für Dirigieren inne.