In ihrem einleitenden Hauptreferat („Regionale Analyse der Versorgungssituation einer ambulanten Inanspruchnahme-Population: Mehrsprachige Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen in Bremen“) verdeutlichte Prof. Dr. Wiebke Scharff Rethfeldt, dass die logopädische Expertise verstärkt als Teil des Unterstützungssystems für die Kinder und deren Angehörige mit Migrationshintergrund fungieren könnte. Die Professorin der Hochschule Bremen ist Leiterin des Studiengangs Angewandte Therapiewissenschaften (ATW). Im Anschluss stellten Nachwuchswissenschaftlerinnen ihre Arbeiten vor.
Anna-Maria Kuttenreich, ATW-Absolventin und Trägerin des Innovationspreises 2017 der Hochschule Bremen, beschäftigte sich in ihrer Abschlussarbeit mit der Frage: „Hat eine systematische autobiographische Erinnerung als ergänzende Therapie Einfluss auf die Lebensqualität und den Schweregrad zentraler Fazialisparesen?“. Ihre Pilotstudie zeigt, dass die Kombination der Standardtherapie PNF und das Erinnern emotionaler Erlebnisse eine Verbesserung der Lebensqualität zur Folge haben können.
Die Preisträgerin der dbl-Projektförderung 2017, Christina Wolff vom Sozialpädiatrischen Institut Düsseldorf, berichtete über ihre „Pilotstudie zur Erfassung der Atem-Schluck-Koordination bei Säuglingen“. Schwerpunkt des Vortrags war die Präsentation der Ergebnisse der Analyse, wie insbesondere Frühgeborene im Vergleich zu termingerecht geborenen Säuglingen die Koordination von Atmung, Trinken und Saugen gelingt. Sie plädierte dafür, dass Logopädinnen und Logopäden, Sprachtherapeutinnen und Sprachtherapeuten vermehrt an Kliniken mit Neonatologie wirken sollten, da sie im Spannungsfeld zwischen Medizinerinnen und Medizinern und Pflegefachkräften ein Bindeglied zum Wohle der Patientinnen und Patienten darstellten.
Es schloss sich eine von Berit Sander an der Universität Köln durchgeführte Einzelfallstudie an, die sich mit der phonetisch-phonologischen und silbenstrukturellen Analyse bei einem Kind mit Cochlear-Implantat beschäftigte. Hier wurde deutlich, dass es nach wie vor an evidenzbasierten Therapieansätzen in diesem Bereich fehlt.
Der Vortrag von Katharina Lehner (Ludwig-Maximilians-Universität München) stellte die Frage: „Phonologisch oder phonetisch? Diagnostik erworbener Lautbildungsstörungen bei Aphasie anhand der Spontansprache“. Anhand von kurzen Videoeinheiten verdeutlichte sie die komplexe Analyse der phonetisch-phonologischen Veränderungen bei Patienten mit Aphasie und zeigte weitere Forschungs-Desiderata auf.
Zum Abschluss stellte Dr. Ilona Rubi-Fessen als Preisträgerin des Luise Springer Forschungspreises 2017 die Ergebnisse ihrer an der Universität Köln absolvierten Dissertation zum Thema: „Stimulierte Kommunikation? Effekte der nicht invasiven Hirnstimulation“ vor.
Gabriele Finkbeiner (dbs) moderierte durch den Tag und regte die fachliche Diskussion unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an. Es gab ausreichend Gelegenheit, die Beiträge in den bewirteten Pausen zu diskutieren. In ihrem Schlusswort hob Antje Krüger vom dbl-Bundesvorstand das wissenschaftliche Potential der Referentinnen hervor und verdeutlichte, dass die angemessene logopädische bzw. sprachtherapeutische Versorgung von Patientinnen und Patienten zunehmend in der Zuständigkeit der jungen akademischen Kolleginnen und Kollegen liege. Sie ermunterte alle Anwesenden auch im nächsten Jahr am Forschungssymposium teilzunehmen.
Insgesamt war es eine gelungene und zukunftsweisende Veranstaltung, die verdeutlichte, auf welchem Weg sich die Logopädie befindet und dass sich eine wissenschaftlich-logopädische Kultur nicht nur entwickelt, sondern professionalisiert.