- Anwendungen reichen von naturfaserverstärktem, spritzgegossenem Kinderspielzeug bis hin zu Hochleistungsverbundwerkstoffen im Sportbereich oder Bootsbau
- Hochschule Bremen an internationaler Veröffentlichung zum Stand der Forschung und Entwicklung beteiligt
Die Autoren verwenden einen Top-Down-Ansatz, beginnend mit dem Endprodukt einer Kleinkraftwindanlage, um die Produktspezifikationen für hanffaserverstärkte Hochleistungsverbundwerkstoffe zu definieren. Danach werden alle Prozessschritte kritisch analysiert: von der Herstellung der Verstärkungstextilien und der Garne über die Fasergewinnung und die landwirtschaftliche Prozesskette, die Mikrobiologie der Feldröste bis hin zum Anbau und der Sortenwahl. Ziel der Analyse ist es, festzustellen, inwieweit der aktuelle Stand des Wissens und der Verfahrenstechniken vorhanden ist, um Hanffasern in Hochleistungsverbundwerkstoffen einsetzen zu können. Basierend auf dieser kritischen Bewertung des Stands der Technik kann festgestellt werden, dass Hanf kurz- bis mittelfristig in Hochleistungs-Verbundwerkstoffen zu finden sein wird. Es besteht jedoch ein Bedarf an Optimierung, insbesondere hinsichtlich der Auswahl der Pflanzensorte, verbesserten Verfahren bei der Nachernte (Röste) und der Umsetzung effektiverer Faserextraktionsmethoden, um möglich gleichbleibend hohe Faserqualitäten zu erhalten.
Professor Jörg Müssig vom Bionik-Innovations-Centrum, AG Biologische Werkstoffe an der Hochschule Bremen betont, dass „aus unserer kritischen Top-Down-Betrachtung zum Stand der Technik klar wird, dass noch einige Fortschritte gemacht werden müssen, damit strukturelle Bauteile aus Hanffaserverbundwerkstoffen im industriellen Maßstab erfolgreich hergestellt und eingesetzt werden können“. Aktuelle Forschungen an der Hochschule Bremen versuchen, diese Lücken für Hanf zu schließen.
In den letzten Jahren hat der steigende Bedarf an erneuerbaren Rohstoffen und nachhaltigen Werkstoffen ein neues Interesse an Pflanzenfasern geweckt. Die zunehmende Bedeutung einer nachhaltigen - sozialen, ökologischen und ökonomischen - Entwicklung von Werkstoffen und Produkten trägt auch zur wachsenden Bedeutung von Verbundwerkstoffen aus Naturfasern bei.
Bedeutende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wurden auf dem Gebiet der Naturfaserverbundwerkstoffe durchgeführt und umgesetzt. Im Bereich der naturfaserverstärkten Verbundwerkstoffe sind verschiedene Verarbeitungstechniken zur Herstellung einer breiten Palette von Verbundwerkstoffen verfügbar oder in der Entwicklung. Die Anwendungen reichen von naturfaserverstärktem, spritzgegossenem Kinderspielzeug bis hin zu Hochleistungsverbundwerkstoffen im Sportbereich oder im Bootsbau.
Hinweise für Redaktionen:
Originalartikel: Müssig, J. / Amaducci, S. / Bourmaud, A. / Beaugrand, J. & Shah, D. U. 2020: Transdisciplinary top-down review of hemp fibre composites: From an advanced product design to crop variety selection. In: Composites Part C: Open Access (ISSN 2666-6820), Vol. 2, 2020, p. 100010 .– doi.org/10.1016/j.jcomc.2020.100010
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666682020300104?via%3Dihub
Für Nachfragen: Prof. Dr.-Ing. Jörg Müssig, Hochschule Bremen, Fakultät Natur und Technik, Bionik-Innovations-Centrum, jmuessig@bionik.hs-bremen.de
Unter: https://dataexchange.hs-bremen.de/exchange?g=kscf4chh ist bis 17. November 2020 eine Grafik zum Herunterladen hinterlegt, die den beschriebenen Top-Down-Ansatz veranschaulicht.
Unterzeile: Top-Down-Ansatz für eine Hightech-Anwendung wie das Rotorblatt einer Windkraftanlage: Gezeigt ist die gesamte Prozesskette, startend beim Endprodukt bis zur Auswahl der am besten geeigneten Hanfsorte zur Erreichung der Verbundwerkstoff-Spezifikationen.
Quelle: Müssig, J. / Amaducci, S. / Bourmaud, A. / Beaugrand, J. & Shah, D. U. 2020: Transdisciplinary top-down review of hemp fibre composites: From an advanced product design to crop variety selection. In: Composites Part C: Open Access (ISSN 2666-6820), Vol. 2, 2020, p. 100010 .– doi.org/10.1016/j.jcomc.2020.100010