Zu den unbestrittenen Stärken der Hochschule Bremen rechnet das Gutachten vor allem die Internationalisierungsstrategie, die überaus erfolgreiche Einwerbung von Drittmitteln - auch in der Forschung -, die Flexibilität bei der Umsetzung innovativer Studienangebote für neue Zielgruppen, das Konzept des lebenslangen Lernens sowie die Förderung und Gleichstellung von Frauen. Gleichwohl sieht das Gutachter-Gremium in einigen Bereichen Optimierungsbedarf, zugleich ein Fingerzeig auf die schwierige Finanzausstattung der Hochschule Bremen. "Es gibt Defizite in der Personal- und Infrastrukturausstattung sowie in der Qualität der Studien- und Lehrbedingungen", nennt Rektorin Luckey zwei Beispiele aus dem Gutachten. "Auch in der Forschung sollte laut Wissenschaftsrat die eingeleitete Profilierung fortgeführt werden."
Die Hochschule Bremen sieht ihre Aufgaben und ihr Potential zum einen in der Qualifizierung von Fachkräften: Neben den klassischen Bachelor- und Master-Studiengängen gehören dazu Formate wie duale und berufsbegleitende Studiengänge oder Weiterbildungsangebote - unter anderem am International Graduate Center. "Im Sinne des lebenslangen Lernens und am Bedarf des Arbeitsmarktes orientiert, haben wir in den vergangenen Jahren diese zusätzlichen Angebote erweitert - auch um neue Personengruppen für ein Studium an der Hochschule Bremen zu gewinnen," so die Hochschul-Rektorin. "Wir möchten nicht, dass diese zusätzlichen Studienformate auf Kosten der herkömmlichen Studiengänge, für die die Nachfrage unverändert hoch ist, betrieben werden. Vielmehr müssen hier - auch im Interesse der Qualitätssicherung - zusätzliche Mittel bereitgestellt werden."
Zum anderen verfügt die Hochschule Bremen über ein Forschungspotential, das im wesentlichen die Zukunftsfragen und die Wirtschaftsschwerpunkte der Region fokussiert. Hier fordert Karin Luckey einen Innovationsfonds, mit dem die Innovationsfähigkeit des Landes Bremen und der Wissens- und Technologietransfer zu relevanten Zukunftsthemen noch zielgerichteter organisiert werden können. "Unsere starken fachlichen Grundlagen in den Natur- und Technikwissenschaften, den Wirtschaftswissenschaften sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften haben wir in sechs Forschungsclustern fakultätsübergreifend zusammengefasst. Jetzt gilt es, unser praxisorientiertes Know-how zum Beispiel in Fragen von Mobilität, Transport, Verkehr und Logistik, in Fragen der Umwelt und Energie oder in Fragen der Gestaltung von Lebensqualität und Arbeitsbedingungen noch besser einzubringen. Für entsprechende konzeptionelle und strukturelle Modelle ist zusätzliches Geld erforderlich. Davon werden vor allem die Innovationscluster des Landes Bremen sichtbar profitieren."
"Die Hochschule Bremen ist aktuell weiter als die Momentaufnahme aus dem Jahr 2012, die der Wissenschaftsrat wahrgenommen hat," betont Karin Luckey mit Blick auf den eingangs erwähnten STEP-Prozess, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. "Wir sind mitten in der Umsetzungsphase und haben bereits vieles von dem, was der Wissenschaftsrat formuliert, uns vorgenommen und schriftlich dokumentiert. Das STEP-Papier beschreibt die zentrale Agenda, die die Hochschule Bremen bis 2020 umsetzen will. Dieses konnte das Gutachter-Gremium nicht berücksichtigen."
"Der Wissenschaftsrat bestätigt die guten Leistungen der Hochschule Bremen in Studium, Lehre und Forschung, aber er sieht auch die Gefahr, dass die gewünschten Effekte für das Land verlorengehen. Deswegen brauchen wir im Zuge des zu erwartenden Wissenschaftsplans 2020 deutlich bessere Parameter, die unsere Standards auf den Bundesdurchschnitt anheben, und mehr verlässliche Substanz vor allem für die Bereiche Lebenslanges Lernen und Wissens- und Technologietransfer. Hier muss vor allem Qualität von Studium und Lehre Vorrang vor Überlast haben. Der Wissenschaftsrat bestätigt: Bremen braucht eine starke und differenzierte Hochschullandschaft", so Rektorin Prof. Dr. Karin Luckey abschließend.