Diabetes gilt als eine der großen Volkskrankheiten: In Deutschland leiden zurzeit ca. 8,83 Mio. Menschen an diagnostizierter Diabetes, davon sind 8,5 Mio. an Typ 2 erkrankt – Tendenz steigend. Die direkten Kosten der Grundkrankheit Diabetes (ICD10 E10 – E14) lagen im Jahr 2015 nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes bei 7,37 Mrd. €, die Kosten für diabetesbezogenen Folgeerkrankungen wie diabetisches Fußsyndrom, Nieren- und Augenkomplikationen oder cerebrale vaskuläre Erkrankungen sind dabei noch nicht enthalten. Entsprechend zentral ist der Austausch zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft über dieses wichtige Thema: Hier will die Diabetes Allianz RLP als innovatives und transparentes Netzwerk wirken und Patient:innen, Ärzt:innen, gesetzliche Krankenversicherungen und Unternehmen sowie weiteren Akteur:innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft miteinander in Kontakt bringen bzw. innovative Ansätze, Modelle und Projekte im Land bekannt machen. Dazu erhofft man sich neue Formen und Konstellationen in der Zusammenarbeit und die gemeinsame Entwicklung von Produkten, Dienstleistungen und Versorgungsformen, um Früherkennung und Prävention zu stärken sowie die Versorgung, Rehabilitation und die Lebensqualität der an Diabetes erkrankten Menschen zu verbessern.
Bei der hybriden Auftaktveranstaltung gestern war der Wunsch nach Vernetzung und Austausch bereits deutlich spürbar: Ärzt:innen und Patientenvertreter*innen waren ebenso zugegen wie die Fachgesellschaften für Diabetes, Vertreter:innen der Industrie und Dienstleister im Bereich Gesundheitswirtschaft, der gesetzlichen Krankenversicherungen und der der Hochschulen. Petra Dick-Walther, Staatssekretärin des Ministerium für Wirtschaft, Verkehr Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz akzentuierte das Interesse des Landes, die innovative und prosperierende Gesundheitswirtschaft weiter zu fördern und so die Patientenversorgung weiter zu verbessern: „Wir wollen einen Beitrag zur Lösung der Frage leisten, wie eine innovative und zukunftssichere Versorgung von Diabeteserkrankten aussehen sollte, um Risikopatienten frühzeitig und flächendeckend zu erkennen, Therapien sektorübergreifend zu verankern und den Nutzen der digitalen Angebote zu verbessern.“, so die Staatssekretärin. Prof. Dr. Edith Rüger-Muck, Vizepräsidentin der Hochschule, warb in ihrer Begrüßung darum, auch Best-Practice-Beispiele aus dem Ausland in den Blick zu nehmen.
Moderiert von Leif Steinbrinker setzten außerdem Prof. Dr. Anca Zimmermann, 1. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Diabetologie & Endokrinologie (ADE) am Klinikum Worms, Birgit Härtle, Vorsitzende von InnoNet HealthEconomy e.V., Mainz, Projektleiterin Maike Scheipers vom Institut für Management, Ökonomie und Versorgung im Gesundheitsbereich der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Brigitte Defort, Expertin aus Erfahrung, Dr. Stefan Maxeiner, Internist/Diabetologe in hausärztlicher Gemeinschaftspraxis und Dr. Astrid Schmidt-Reinwald, Fachärztin für Innere und Allgemeinmedizin/Ernährungsmedizin und Diabetologin am DDG Trier wichtige thematische Impulse.
Die Leitung des vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums bis September 2023 finanziell geförderten Projekts DIA-RLP haben Prof. Dr. Manfred Erbsland und Maike Scheipers vom Institut für Management, Ökonomie und Versorgung im Gesundheitsbereich (IMÖVG) der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen inne. Sie begleiten das Projekt wissenschaftlich und sichern die Netzwerkevaluation. „Durch eine verbesserte Diabetes-Prävention, die auch eine Bekämpfung von Adipositas einschließen muss, kann zu erheblichen Ressourceneinsparungen führen. Diese Ressourcen sollten für neue innovative Therapien eingesetzt werden“, erläutert Projektleiter und Gesundheitsökonom Erbsland die gesellschaftliche Implikation des Projekts. Unterstützt wird die Hochschule im Bereich Networking durch den Kooperationspartner InnoNet HealthEconomy e.V. mit der engagierten Geschäftsführerin Elke Butzen-Wagner. „Wir als InnoNet HealthEconomy e. V. freuen uns sehr, mit unserer Expertise als Netzwerk der Gesundheitswirtschaft mit unseren Mitgliedern das Projekt zu unterstützen“, so die Vorstandsvorsitzende Birgit Härtle.
Mit der Diabetes Allianz Rheinland-Pfalz entsteht ein Netzwerk der Vielfalt, um gemeinsam Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten und dabei Forschung und Transfer im Gesundheitsbereich Diabetes zu fördern. Im Nachgang der Auftaktveranstaltung gestern werden die Ergebnisse der Ideenwerkstatt von der Hochschule wissenschaftlich ausgewertet und weiterentwickelt. Das 2. Treffen der Diabetes Allianz Rheinland-Pfalz wird am 8. Februar 2023 in Ludwighafen stattfinden.