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Ansprechpartner:in Frau Prof. Dr. Eveline Häusler +49 621 5203135

Gesundheitsökonomische Gespräche 2022: „BioTech trifft Gesundheitsökonomie“

(lifePR) (Ludwigshafen, )
Unter dem Motto „Biotechnologie trifft Gesundheitsökonomie“ standen am 14. Oktober 2022 die diesjährigen Gesundheitsökonomischen Gespräche an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Die vom Institut für Management, Ökonomie und Versorgung im Gesundheitsbereich (IMÖVG) initiierte und organisierte Fachtagung brachte Expert*innen und Entscheider*innen aus Unternehmen der medizinischen Biotechnologie, der Politik, der Gesundheitsversorgung und der Wissenschaft zusammen und gab Impulse, um die Herausforderungen, vor denen der innovative Industriezweig Biotechnologie steht, im Interesse einer leistungsfähigen medizinischen Versorgung erfolgreich zu meistern. Zum Auftakt der hochkarätig besetzten Fachtagung beleuchtete Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz, die Erfolgsfaktoren für die Entwicklung von Biotechnologie Clustern aus politischer Sicht.

„Deutschland hat die Chance, zum international führenden Biotechnologie-Standort zu werden. Durch den ersten mRNA-Impfstoff aus Mainz hat unser Land weltweite Sichtbarkeit erlangt“, formulierte die regierende Ampel-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag. Vor diesem Hintergrund widmeten sich die Gesundheitsökonomischen Gespräche 2022 der sogenannten „roten“ Biotechnologie, der Anwendung biotechnologischer Verfahren in der medizinischen Versorgung, aus gesundheitsökonomischer Perspektive. Dabei ist der mRNA-basierte Impfstoff gegen COVID-19 der Firma BioNTech sicherlich der bekannteste Erfolg dieser innovativen Verfahren. Die enorme Bedeutung der roten Biotechnologie belegen allerdings auch nüchterne Zahlen: So machen beispielsweise die sogenannten Biopharmazeutika zwischenzeitlich knapp die Hälfte aller neu zugelassenen Arzneimittel in Deutschland aus.

Der enorme Bedeutungszuwachs des Themas wurde gleich zum Auftakt der Fachtagung deutlich: Nach der Begrüßung zu den mittlerweile 19. Gesundheitsökonomischen Gespräche durch Vizepräsidentin Prof. Dr. Edith Rüger-Muck und Prof. Dr. Eveline Häusler, Dekanin des Fachbereichs Management, Controlling, HealthCare, skizzierte Heike Arend, Geschäftsführerin der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP), in ihrem Grußwort das enorme Zukunftspotential der Biotechnologie für Rheinland-Pfalz und attestierte dem Themenfeld „eine ungeheure Dynamik“. Zugleich fragte Arend auch, wie man biotechnologische Forschung und Know-how in unternehmerisches Handeln transferieren könne und plädierte für einen „mutigen Umgang“ mit den zur Verfügung stehenden Datenschätzen nach französischem oder schwedischem Vorbild. Damit leitete sie wunderbar über zur Rede „Upscaling the BioNTech Experience: Erfolgsfaktoren für die Entwicklung eines Biotechnologie Clusters in Rheinland-Pfalz“ des Ministers für Wissenschaft und Gesundheit RLP, Clemens Hoch:

„Die Gesundheitsökonomischen Gespräche an der HWG LU sind nicht nur eine erste Adresse für den Austausch aller Sektoren des Gesundheitssystems mit Wissenschaft und Politik, sondern mittlerweile auch eine sehr schöne Tradition", so Minister Clemens Hoch. „Mit dem Schwerpunktthema der Tagung ‚Biotechnologie trifft Gesundheitsökonomie‘ werden Brücken zwischen Gesundheit, Forschung und Transfer geschlagen. Die Biotechnologie ist eines der großen Zukunfts- und Querschnittsprojekte des Landes. Nicht ohne Grund hat die Landesregierung in den vergangenen zehn Jahren über 200 Millionen Euro für Forschungsförderung, forschungsbezogene Infrastruktur- und Baumaßnahmen sowie für die Ansiedlung von außeruniversitären Forschungseinrichtungen in den Lebenswissenschaften bzw. der gesundheitsbezogenen Forschung bereitgestellt."

Im Anschluss widmete sich Dr. Gösta Jamin, Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre am Fachbereich Dienstleistungen und Consulting, dem Thema Healthcare BioTech und Risikokapital“. Darin skizzierte er einerseits, warum Investitionen im Bereich Biotechnologie ein Invest mit hohem Risiko sind – sehr hohe Investitionssummen, lange Payback-Zeiträume. Zugleich zeigte Jamin aber auch ausgehend von seiner umfangreichen Beratungserfahrung mit Start-ups auf, wie sich mehr Investorengelder für diesen Sektor mobilisiert ließen, beispielsweise durch auf Biotechnologie spezialisierte Venture Capital Firmen, die Öffnung von Kapitalsammelstellen (Versicherungen, Pensionsfonds) für risikoreichere Anlagen oder einen staatlichen Risikokapitalfonds, dessen Management aber unabhängig von politischen Vorgaben sein müsse, so Jamin.

Mit der Quantifizierung des Wertschöpfungsbeitrags der HealthCare-Biotech-Branche in Europa beschäftigte sich anschließend Dr. Sandra Zimmermann, Head of International Social Policy am WifOR Institut mit Sitz in Darmstadt. Dabei belegte sie eindrucksvoll die hohe Wertschöpfung insbesondere der pharmazeutischen Biotechnologie in Europa und die immense Bedeutung der Gesundheitswirtschaft für die deutsche wie die europäische Volkswirtschaft: „Man darf das Gesundheitswesen nicht länger unter dem bloßen Aspekt des Kostenfaktors betrachten. Gesundheitswirtschaft ist Motor für Wachstum und Beschäftigung, ein stabiles Gesundheitssystem zudem Garant für Wohlstand“, so Zimmermann. Zugleich mahnte sie, die Rahmenbedingungen für Biotechnologie in Deutschland zu verbessern, da Deutschland schon lange nicht mehr „die Apotheke der Welt sei“ und weniger Wachstum in diesem Segment generiere als die europäischen Nachbarn. Zentral sei dabei der Blick auf die ökonomische Bedeutung von Daten, die Grundlage für neue Geschäftsmodelle und technologische Verfahren seien.

Mit den Regularien des Gesundheitssystems und der Refinanzierung von Forschung und Entwicklung durch erfolgreiche Innovationen der pharmazeutischen Biotechnologie beschäftigte sich abschließend Fabian Berkemeier, Bereichsleiter Value & Access Strategy, des in Berlin ansässigen Unternehmens IGES. In seinem Vortrag Innovative Reimbursement – Modelle für hochpreisige Therapieansätze“ skizzierte Berkemeier den Umschwung in der Pharmaindustrie von der Entwicklung von Medikamenten gegen die großen Volkskrankheiten hin zu stärker zielgerichteten Therapien mit geringeren Patientenzahlen. Dem dadurch entstehenden Teufelskreis von hohen Preisen zur Refinanzierung, verstärkter Kontrolle durch die Kostenträger und damit einhergehender Zugangsbeschränkungen zu den Medikamenten mit der Folge erneuter Preissteigerungen setzte er verschiedene Modelle entgegen: beispielsweise Rückzahlungen des Herstellers bei Therapieversagen, Kohortenmodelle oder Ratenzahlungen.

Die Organisatorinnen der Gesundheitsökonomischen Gespräche zeigten sich auch mit der 19. Auflage der Fachtagung zufrieden: „Der Tagung gelang ein Brückenschlag zwischen den Herausforderungen, die sich im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der Biotechnologie als innovativer Zukunftsbranche stellen auf der einen Seite und der gesundheitsökonomischen Erkenntnis- wie Gestaltungskompetenz auf der anderen Seite. Die zahlreichen Fragen und Kommentare aus dem Auditorium zeigen, wie hoch die Akteure im Gesundheitswesen, seien es Krankenkassen, Leistungserbringer oder die Gesundheitsindustrie, die Bedeutung dieser Technologie und die sich hieraus für das eigene Aufgabenfeld ergebenden Herausforderungen einschätzen. Der Bedarf an entsprechend qualifizierten Fachkräften wurde mehrfach betont. Mit der vorhandenen Fachkompetenz nicht nur im Bereich der Gesundheitsökonomie, sondern auch auf Gebieten wie Innovationsmanagement, Data Analytics oder Finance kann die HWG LU hier einen Beitrag zur Ausbildung von Fachkräften sowie zur „Translation von Forschung in Wertschöpfung“ leisten, um eine Sentenz aus der Tagung aufzugreifen“, bilanzierten Prof. Dr. Elke Raum und Prof. Dr. Eveline Häusler.

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