Die Pflegeversorgung ist nur zu sichern, wenn die aktuell extrem belastenden Arbeitsbedingungen verbessert und die Gesundheit der Pflegefachpersonen gefördert wird. Darin waren sich die Vertreter von Landespolitik, Wissenschaft und Praxis bei der 3. Fachtagung „Gesundheitsförderung & Prävention in der Pflege“, die am 06. und 07. November 2023 an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen stattfand, einig. Erfahrene Fachpersonen bleiben gesund im Beruf, der Pflegeberuf ist für den Nachwuchs attraktiv. Die Tagungsreihe ist in der Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.1 des Landes Rheinland-Pfalz angesiedelt. Dr. Andrea Kuhn, Leiterin des Forschungsnetzwerks Gesundheit der HWG LU, rief für die diesjährige Tagung das Motto ‚Wollen wir Treiber oder Getriebene sein?‘ aus. Gemeinsam mit Dr. Peter Mudra, Professor und ehemaliger Präsident der HWG LU, moderierte sie die Tagung, zu der trotz Erkältungswelle neunzig Teilnehmende aus Pflegepraxis, Verbänden und Unternehmen kamen.
Am Beispiel des Zertifikats PRO*PFLEGE des Forschungsnetzwerkes Gesundheit konnten sie am ersten Tagungstag erfahren, wie aktuelle Erkenntnisse Anforderungen der Berufsethik lebbar gestalten, Gesundheit fördern und so die Professionalität der Pflege stärken. Impulsvorträge zu Pflegeethik, psychologischen Belastungen im Pflegealltag und zu Personal- und Organisationsentwicklung gaben Einblicke in das Kursprogramm. Die Kursteilnehmenden stellten ihre entwickelten Konzepte zur Gesundheitsförderung in der Praxis vor. Sie sind zum Teil bereits umgesetzt. Repräsentant*innen der Förderer des Betrieblichen Gesundheitsmanagements-Projektes – des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz (MASTD RLP), der Unfallkasse Rheinland-Pfalz, der Franziskus-Stiftung für Pflege sowie der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz – waren anwesend und freuten sich über den Erfolg des Pilotprojektes und die Begeisterung der Teilnehmenden. PRO*PFLEGE stärke Gesundheit und berufliches Wohlbefinden von Pflegefachpersonen und motiviere, selbst Lösungen zu finden.
Wie die Digitalisierung die Pflege entlasten und Gesundheit und Zufriedenheit fördern kann, stand im Zentrum des zweiten Tages. Staatsminister Alexander Schweitzer, MASTD RLP, betonte in seinem Grußwort die besondere Aufmerksamkeit, die der Pflege in RLP zukomme. Er verwies auf die vom Land geförderte Studie „Digi2care“ und die geplante Bildungsoffensive zur Digitalisierung der Pflege. Digitale Abläufe, die im Privaten funktionieren, sollen auch im Beruflichen zur Entlastung genutzt werden. Er sehe die Förderung digitaler Kompetenzen und Vernetzung bei Lehrenden wie Lernenden als Notwendigkeit für die zukünftige Versorgungssicherheit in der Pflege. Dringend erforderliche Maßnahmen für gesündere und attraktivere Arbeitsbedingungen forderte Dr. Christoph Heidrich, Mitglied der Geschäftsführung der Unfallkasse RLP. Er plädierte für den Einsatz digitaler Technologien, ohne jedoch Menschen zu kontrollieren oder gar zu verdrängen. Die Bereitschaft sich darauf einzulassen, sei bei Pflegefachpersonen altersübergreifend gegeben.
Die Chancen digitaler Tools zur Erleichterung der Pflegepraxis sind groß: KI-Systeme zur Delirfrüherkennung, Sensorik-, Projektions- und Videokommunikationssysteme steigern die Sicherheit und das Wohlbefinden der Menschen mit Pflegebedarf. Videovisiten verbessern gerade im ländlichen Raum die professionelle Kommunikation und damit die medizinisch-pflegerische Versorgung. Die Telematikinfrastruktur sichert die Datenübermittlung zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens, wie Apotheken, Praxen oder Pflegediensten. Moderne Skills Labs und digitale Lerntools gewährleisten die qualitativ hochwertige Ausbildung in den Studiengängen der Pflege und des Hebammenwesens der HWG LU. Online abrufbare Lerneinheiten fördern die digitale Kompetenz im Beruf.
„Die 3. Fachtagung bot Pflegefachpersonen ein ineinandergreifendes Themenspektrum: Ausgangspunkt waren unsere Studien, die belegen, dass gute Arbeitsbedingungen für den Berufsverbleib unersetzlich sind und betriebliche Gesundheitsförderung unbedingt ernst zu nehmen ist. Im Heilberuf Pflege bedingen sich Pflegeethik, Gesundheitsförderung und Professionalität gegenseitig. Sie steigern Handlungssicherheit und Performanz. Pflege ist und bleibt dem Menschen zugewandt. Kompetenzzuwachs, gesellschaftliche Wertschätzung und Entlastung durch digitale Tools erhöhen die Attraktivität des Berufs und sichern die pflegerische Versorgung“, erläuterte Organisatorin Andrea Kuhn vom Forschungsnetzwerk Gesundheit der Hochschule. Angeregte Diskussionen, intensives Netzwerken und das Ausprobieren der neuen digitalen Tools auf dem Marktplatz der Möglichkeiten prägten beide Tagungstage, die Impulse wurden angenommen.
Die Zusammenfassungen der Tagungsbeiträge finden Sie auf der Homepage des Forschungsnetzwerks Gesundheit unter: https://forschungsnetzwerk-gesundheit.hwg-lu.de/kommunikation/gesundheitsfoerderung-praevention-in-der-pflege