Qualitätssicherung durch externe Institutionen, wie sie in Deutschland zuletzt insbesondere durch das Krankenhausstrukturgesetz 2015 zusätzliches Gewicht erhalten hat, ist in der VR China ein Thema „yet to come“. Im Reich der Mitte dominiert aktuell die Auseinandersetzung mit den sogenannten Diagnosis Related Groups (DRGs), einem System zur diagnosebezogenen Kategorisierung von Patientinnen und Patienten. Zudem binden kürzlich eingeleitete, tiefgreifende Reorganisationsmaßnahmen, die für eine Entflechtung der institutionellen Zuständigkeit für Krankenhausversorgung einerseits und Sozialversicherung andererseits sorgen sollen, Kapazitäten. Am Austausch mit Deutschland besteht sowohl auf wissenschaftlicher als auch praktischer Ebene großes Interesse. So lassen sich die wesentlichen Ergebnisse eines einwöchigen Arbeitsaufenthaltes des Projektteams in Peking zusammenfassen. Nach einem ersten Arbeitsbesuch an der Beijing University in 2017 und einem Workshop an der Hochschule in Ludwigshafen im vergangenen Jahr war dies bereits der dritte Projektbaustein, der Expertinnen und Experten aus beiden Ländern zur intensiven fachlichen Diskussion zusammenbrachte. Sehr bereichernd war zudem, dass Studierende der Beijing University aus dem Bereich Medizin und Health Care Management tatkräftig in die fachliche Arbeit ebenso wie bei der Begleitung und Unterstützung der ausländischen Gäste eingebunden waren. Die Studierenden betrachteten ihren Einsatz als Chance, Erfahrungen im internationalen Austausch zu sammeln. Die Gespräche waren für beide Seiten interessant und boten erkenntnisreiche Einblicke weit über die fachlichen Themen hinaus.
Der Kooperationspartner von der Beijing University hatte ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Die Termine mit relevanten Akteuren erlaubten es, verschiedene Perspektiven auf das Thema zu vertiefen. Gespräche wurden geführt in zwei kommunalen Krankenhäusern der höchsten Leistungsstufe, „Third Level“, mit der zuständigen Abteilung des kommunalen Krankenhausträgers (Beijing Municipal Health Commision Information Center), mit Vertretern von Sozialversicherungskassen sowie dem China National Health Development Research Center.
Die Gespräche zeigten, dass intensiv an der Weiterentwicklung der bestehenden multiplen DRG-Systeme und der Implementierung einer differenzierten Kostenrechnung in den Krankenhäusern gearbeitet wird. Wie seitens des China National Health Development Research Center betont wurde, stellen nicht zuletzt die regionalen Unterschiede im Bereich medizinischer Terminologie große Herausforderungen an den Einsatz von DRGs. An die Unterstützung durch KI-Technologien werden in diesem Zusammenhang große Erwartungen geknüpft. Im Unterschied zu Deutschland dienen die DRGs bisher lediglich im Rahmen von Pilotprojekten für die Leistungsabrechnung. Hauptsächlich dienen sie als Grundlage von Performance-Evaluation und -Steuerung durch den Krankenhausträger sowie das Management. Dabei spielt die Kostensteuerung eine herausragende Rolle. Eine Veröffentlichung der Daten findet nur in Ansätzen statt. Immer wieder kam die Sorge vor explodierenden Gesundheitsausgaben zum Ausdruck, da die VR China dabei sei, einen flächendeckenden Krankenversicherungsschutz zu etablieren und die damit verbundenen Kostensteigerungen als schwer kalkulierbar gelten. Externe Qualitätssicherung, wie sie in den rechtlichen Bestimmungen auch in der VR China zunehmend ausformuliert wird, befindet sich erst in einem frühen Stadium der Umsetzung und wird eher als ein Thema der Zukunft gesehen.
Zum Hintergrund:
Die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen unterhält zu vielen Themen gute Arbeitskontakte ins Reich der Mitte. Hierzu gehört auch der Gesundheitsbereich. In einem vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Forschungsprojekt untersuchen Prof. Dr. Eveline Häusler, Institut für Management, Ökonomie und Versorgung im Gesundheitsbereich – IMÖVG, und Prof. Dr. Barbara Darimont vom hochschulzugehörigen, Ostasieninstitut (OAI) seit 2017 Handlungsfelder der Qualitätssicherung in chinesischen und deutschen Krankenhäusern. Kooperationspartner ist Prof. Dr. med. ZHOU Zijun von der School of Public Health der 1898 gegründeten Beijing Universität, eine der renommiertesten Universitäten Chinas. Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt ist Christine Lohse, M.Sc. In vielfältiger Weise unterstützt Ai-Ming Gao, International Office der Hochschule, den wissenschaftlichen Austausch.