Selichar wurde 1960 in Linz geboren. Er studierte Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Salzburg und am Art Institute of Chicago. Vom österreichischen Bundeskanzleramt erhielt er mehrfach Auslandsstipendien, u.a. in Fujino / Tokyo (2004) und in London (2005/06). Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen und Preisen erhielt er 1997 das Staatsstipendium für Künstlerische Fotografie und bereits 1990 den Würdigungspreis für Künstlerische Fotografie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst in Wien als bisher jüngster österreichischer Künstler in diesem Bereich. Er lehrt seit 2002 im Bereich “New Media” an der Universität Mozarteum Salzburg und war 2003 Gastprofessor im Studiengang Visual Arts an der Royal Academy in Kopenhagen. Günther Selichar lebt und arbeitet in Wien und Leipzig.
Günther Selichar ist sowohl als Medientheoretiker wie auch als Fotograf und Medienkünstler bekannt geworden. Sein regelmäßiger Perspektivwechsel gehört grundlegend zu seiner vielseitigen, formal sehr abstrahierenden Arbeitsweise, die sich einerseits in dokumentarischer Form den Fragestellungen des medialen Bildes widmet und andererseits in konkreten temporären Interventionen im massenmedialen Raum ebendiesen auf seine Bedeutungsebenen hinterfragt. Eine seiner bekanntesten Arbeiten ist das seit 1995 laufende interaktive Internetprojekt „ Who’ s Afraid of Blue, Red and Green?“, eine Referenz an Barnet Newmanns Arbeit „Who’ s Afraid of Red, Yellow and Blue?“ aus den Jahren 1966/70. Das Verhältnis zwischen Mensch und Medien nimmt in Selichars Werken dabei eine zentrale Fragestellung ein - seine bekannte Serie „Screens, cold“ stellt den Monitor als zeitgenössisches Fenster zur Welt in den Mittelpunkt einer analytischen fotografischen Untersuchung und die fotografische Arbeit „Exposures“ untersucht den wechselseitigen Prozess von Nutzern und Benutzten in der Yellow Press am Beispiel bestimmender technischer Komponenten des Aufnahmemomentes. Damit einhergehend hat sich Selichar seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn immer wieder mit der Auflösung von öffentlichem und privatem Raum beschäftigt. Genau diese Thematik findet ihren Ausdruck in der Projektion seines bereits erwähnten Internetprojekts „ Who’ s Afraid of Blue, Red and Green?“ für den Times Square in New York. Er untersucht darin die Verhältnismäßigkeit der Möglichkeiten zwischen künstlerischer Intervention und extrem kommerziellem Raum. Selichar sagt dazu: „Allein in diesem materialistischen Dschungel einen kleinen Raum für künstlerische Arbeiten aufzumachen, der ein anderes Prinzip verfolgt, ist wichtig, auch wenn die Verhältnismäßigkeit der Möglichkeiten zwischen künstlerischer Intervention und kommerziellem Raum wie der Kampf zwischen ungleichen Partnern ist.“
Selichars Arbeiten waren und sind in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen. Einzelausstellungen fanden beispielsweise in München, Graz, Wien, Valencia und New York statt. Weitere Informationen zum Künstler (Dokumentation der Arbeiten, Biografie, ein gesamtes Ausstellungsverzeichnis, Publikationen) sind zu finden unter: http://selichar.net
Prof. Günther Selichar steht für Interviews sehr gern zur Verfügung. Bitte vereinbaren Sie bei Interesse einen Termin über die Pressestelle der HGB. Bildmaterial ist erhältlich unter: www.hgb-leipzig.de/presse