Es spricht: Dr. Heinz Liesbrock, Josef Albers Museum, Quadrat Bottrop
Dauer: 05. Juni bis 28. Juni 2008
Öffnungszeiten: Di – Fr 12.00 – 18.00 Uhr, Sa 10.00 – 15.00 Uhr
Ort: Galerie der HGB
Judith Joy Ross zählt zu den wichtigen amerikanischen Fotografen/innen in der Tradition des 'dokumentarischen Stils', deren Arbeit in Europa gleichwohl noch zu entdecken ist. Seit über 30 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Porträt. Ihre Schwarz-Weiß-Fotografien konzentrieren sich dabei ganz auf die Physiognomie der Menschen, um durch sie die innere Wirklichkeit der Porträtierten herauszuarbeiten. Sie verzichten auf alle darüber hinaus gehenden zeittypischen Attribute. Gleichwohl geht es der Künstlerin nicht allein um eine Individualpsychologie, sondern ebenso um eine historische und existentielle Dimension. Ähnlich wie in August Sanders (1876-1964) Werk Menschen des 20. Jahrhunderts ist auch bei Ross das Individuum eingebunden in seine Zeit und deren geschichtliche Koordinaten. Neben Kindern und Jugendlichen zählen deshalb besonders solche amerikanischen Bürger zu den bevorzugten Partnern der Fotografin, die unmittelbar an der politischen Wirklichkeit ihres Landes Anteil nehmen. So ist eine ihrer wichtigen Bildserien Politikern des amerikanischen Kongresses und ihren Mitarbeitern gewidmet (1986/87).
Die Ausstellung in der Galerie der HGB Leipzig zeigt drei Gruppen von Porträts:
Die erste Gruppe mit dem Titel Protest the War ist zugleich die chronologisch jüngste: Sie entstand 2006/07 und zeigt Menschen, die in den USA gegen die Teilnahme ihres Landes am Irakkrieg demonstrieren.
Begleitet werden diese Bilder von Aufnahmen, die vor mehr als 15 Jahren entstanden. Sie porträtieren Soldaten, die unmittelbar vor ihrem Einsatz im ersten Golfkrieg stehen. Eine letzte Gruppe entstand 1983/84 am Vietnam Veterans Memorial in Washington, D.C.: Sie stellt in Einzelporträts dessen Besucher vor, Veteranen oder Familienangehörige, die sich der Gefallenen des Krieges in Südostasien erinnern.
Die Porträts von Judith Joy Ross nehmen nicht Partei für eine bestimmte politische Richtung, sondern stellen die Unersetzbarkeit des Individuums als Grundlage des geschichtlichen Prozesses heraus.
Judith Joy Ross wurde 1946 in Hazleton, Pennsylvania, geboren. Sie studierte Fotografie am Chicago Art Institute. Heute lebt sie in Bethlehem, Pennsylvania. Für ihre fotografischen Arbeiten hat sie zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, u. a. den Charles Pratt Memorial Award, ein Artist Fellowship des National Endowment for the Arts und ein John Simon Guggenheim Memorial Foundation Fellowship. Das Museum of Modern Art, New York, widmete ihr 1995 eine Einzelausstellung.
Noch bis zum 01. Juni zeigt das Josef Albers Museum (Quadrat Bottrop) die Ausstellung "Judith Joy Ross. Living With War".