Ein ungewohnter Anblick im Verfahrenstechnik-Labor der Hochschule Osnabrück: Dort, wo für gewöhnlich Praktika absolviert und Forschungsprojekte bearbeitet werden, hantieren heute 12 Erstklässler in weißen Kitteln mit Reagenzgläsern und Pipetten - die jungen Gäste von der Heinrich-Schüren-Grundschule untersuchen, woraus ihre Lieblingsgetränke bestehen.
"Regel Nummer eins: In einem Labor darf man nichts trinken!", mahnt Prof. Dr. Angela Hamann-Steinmeier. Denn auch Laugen und Säuren stehen für die Versuche parat, und damit sei nicht zu spaßen. Weitere Verbote sprechen die Professorin für Bioverfahrenstechnik und ihre Kolleginnen, die Ingenieurinnen Marion Lietmann und Silvia Ott, aber nicht aus. Stattdessen veranstalten sie eine kleine Fragerunde mit den Erstklässlern. "Warum sind Getränke für Kinder oft sehr süß?", "Ist Zucker gesund?", "Was macht er mit unserem Körper und unseren Zähnen?" - Auf all diese Fragen haben die schlauen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler die richtige Antwort parat. Dann können sie die Getränke, die sie mitgebracht haben, auf unterschiedliche Weisen analysieren - das ist für alle neu.
Munter gehen die 12 Jungen und Mädchen ans Werk. Als erstes wollen sie wissen, ob ihre Cola, Limo, Saft oder Bionade sauer oder basisch ist. Als Indikator haben die Hochschul-Wissenschaftlerinnen Rotkohlsaft verteilt. Die violette Flüssigkeit färbt sich beim Kontakt mit der Lauge grün, in einer Säure wird sie hingegen rot. Das Versuchsergebnis: Die meisten Getränke enthalten Säure und sollten daher nicht in allzu großen Mengen als Durstlöscher eingesetzt werden. Im nächsten Versuch dampfen die Kinder ihre Getränke am Feuer ein und untersuchen Rückstände am Mikroskop - so können sie dem Zucker auf die Spur kommen.
Im zweiten Labor, im Gebäude nebenan, wird derzeit fleißig geschraubt und geschnitten: Die andere Klassenhälfte baut solarbetriebene Boote. Unter der Anleitung von Prof. Dr. Sandra Rosenberger und den Ingenieuren Stefan Höcker und John Keilaus konstruieren die jungen Gäste zunächst Solarpropeller aus Holz, Acryl und einer Solarzelle. Unter einer Lampe prüfen sie dann, ob ihr Propeller tatsächlich funktioniert. Danach schneiden sie aus Styropor Teile eines Boots aus, kleben diese zusammen und nageln darauf ihren Solarpropeller - fertig ist das selbstkonstruierte Solarboot.
"Der Vormittag an der Hochschule ist für uns alle wie im Flug vergangen. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler ganz ungezwungen viel Neues lernen", sagt die Klassenlehrerin Anne Watermann. Die Heinrich-Schüren-Grundschule liegt nur wenige Spazierminuten vom Hochschul-Campus entfernt - so entstand der Wunsch, bei "den Nachbarn" einmal hinter die Kulissen zu schauen. Es traf sich gut, dass das Team des Verfahrenstechnik-Labors beim VDIni-Club Osnabrück aktiv ist - Prof. Angela Hamann-Steinmeier leitet dieses Kinderprojekt des Vereins Deutscher Ingenieure. So standen im Laboratorium neben der Schutzbekleidung für Kinder auch interessante Versuchsreihen und Bausätze zur Verfügung.
"Ganz toll", "super", "wirklich interessant": Die Resonanz der 24 kleinen Gäste war durchweg positiv. Schade fanden sie nur, dass sie zurück in die Schule mussten und nicht in der Mensa zu Mittag essen konnten. Aber vielleicht folgen ja auf diesen ersten Besuch der Hochschule noch weitere - als Neumitglied im Osnabrücker VDIni-Club? Er steht allen 4- bis 12-jährigen Technikfreunden offen und bietet seinen Mitgliedern zahlreiche interessante Veranstaltungen an - und das nicht nur an der Hochschule, sondern auch in vielen Unternehmen der Region. Informationen zum Club stehen im Internet bereit:
www.vdini-club.de.