Die Idee zu der Tour stammt von Niels Biewer von der Hochschule Osnabrück. Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur forscht zur Folgenutzung von Friedhöfen. Hintergrund: Der Johannisfriedhof wird 2015 entwidmet und verliert seinen Status als Ort der Bestattung. Die Frage ist, was in der Folge mit den Flächen geschehen wird. Biewer hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, neues Leben zwischen alte Gräber zu bringen. "Wir wollen den Wert der Friedhöfe als Orte der Kultur, Bildung und Erholung deutlich herausstellen."
Der Plan geht auch an diesem kühlen Morgen eindrucksvoll auf: Eifrig geben die Schülerinnen und Schüler in ihre kleinen GPS-Geräte, die so aussehen wie etwas zu breit geratene Mobiltelefone, Koordinaten ein, die sie zuvor erhalten haben. Dann geht es auf Entdeckungsreise über den Friedhof. Die Koordinaten führen die Achtklässler etwa zur Grabstätte Cohn auf dem Jüdischen Friedhof. Hier erfahren sie aus vorbereiteten Texten, dass "der jüdische Auktionator Edmund Cohn damals mit seiner Familie in der Liebigstraße im Osnabrücker Stadtteil Gartlage lebte, bevor er ins Judenhaus ziehen musste und schließlich dort starb".
"Dieses Projekt hat einen bemerkenswert interdisziplinären Ansatz", lobt Gisbert Döpke, Erdkundelehrer am Gymnasium. "Wir verbinden neue Technologien, Geschichte, Orientierung und Geografie. Und wir schaffen ein Bewusstsein für die lokale Geschichte." Döpke hatte das Projekt bereits in der Entwicklungsphase unterstützt - wie auch Lars Schraer vom Geocaching-Anbieter Cache4You. Schülerinnen und Schüler von Döpkes Seminarkurs zu Orientierung, Navigation und neuen Technologien testeten und verbesserten die Geocache-Tour.
An diesem Tag absolvieren die Achtklässler nur acht Stationen auf den Friedhöfen. Insgesamt legt das Geocaching-Projekt "Von Grabstätten und Stolpersteinen" den Fokus auf die regionale Geschichte der NS-Zeit und umfasst 19 Stationen. Teilnehmende lernen verstorbene Menschen mit eindrucksvollen und oft auch dramatischen Schicksalen kennen, die zwischen 1930 und 1945 in Osnabrück gelebt haben. Neben dem Jüdischen Friedhof an der Magdalenenstraße und dem historischen Johannisfriedhof gibt es weitere Anlaufpunkte auf dem Hasefriedhof und in der Innenstadt.
Auch Marita Thöle von der Koordinierungsstelle Schule und Kultur der Stadt Osnabrück macht sich an diesem Morgen ein Bild von dem Projekt: "Ich fand es von Anfang an toll, weil es einen neuen Zugang zu den Jugendlichen findet, die man ansonsten bei diesem Thema eher schwer erreichen kann. Es ist wichtig, dass dieser Ansatz noch größere Verbreitung findet."
Weiterführende Informationen zur Geocache-Tour gibt es unter www.hasefriedhof-johannisfriedhof.de. Gebucht werden kann eine Tour - für alle Interessierten - unter www.cache4you.com.