Autonomen Autos gehört die Zukunft: Darin sind sich Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik einig. Auch der studentische Wettbewerb Carolo Cup an der TU Braunschweig widmet sich diesem Zukunftsthema. Jährlich messen sich dabei autonome Modellfahrzeuge im Maßstab 1:10 in verschiedenen Disziplinen und Leistungsklassen. Zehn Studenten der Hochschule Osnabrück haben jetzt im „Basic Cup“ mit ihrem Auto OSCAR Platz drei errungen. Damit waren sie am 14. Februar stärker als zehn Konkurrenten aus China, Deutschland, Polen und der Schweiz. Lediglich die Teams der TU München (Platz 1) und der Ostfalia Hochschule (Platz 2) zeigten eine bessere Gesamtleistung.
Autos, die selbst parken und Spur halten können, sind bereits heute erhältlich. „Was in der Werbung einfach aussieht, ist in der Realität jedoch aufwendig und kompliziert“, sagt der Osnabrücker Teamleiter Marcel Flottmann. Denn Herausforderungen an die Software solcher autonomen Fahrzeuge sind immens - für den Straßenverkehr erst recht, aber auch für den studentischen Wettbewerb in der Einsteigerklasse.
Vollgestopft mit Elektronik, Software und intelligenten Algorithmen, kann das Osnabrücker Modellauto eigenständig Fahrspuren erkennen, lenken und - je nach Fahrsituation - Gas geben oder bremsen. Darüber hinaus ist es in der Lage, autonom Parklücken zu finden sowie ein- und auszuparken. Auch Hindernisse auf der Fahrbahn sind für OSCAR kein Problem: Das Fahrzeug erkennt potentielle Gefahren und führt entsprechende Ausweich- oder Überholmanöver durch. „Vor uns haben bereits drei Teams der Hochschule Osnabrück am Carolo Cup teilgenommen. Ihre Erfahrungen haben wir mit neuen kreativen Ideen kombiniert“, erzählt der Osnabrücker Teamleiter. So konnten er und seine Mitstreiter ein kostengünstiges und energieeffizientes Gesamtkonzept eines autonomen Fahrzeuges entwickeln, bauen und demonstrieren. Ihr OSCAR war nun noch leistungsfähiger, als in den Vorjahren - und wurde mit der Bronze belohnt.
Wie entstand das Erfolgsteam? Vor einem Jahr hat der Student der Technischen Informatik Marcel Flottmann mit seinen Kommilitonen Simon Balzer, Dennis Buchberger und Malte Hillmann nach einem Projekt mit autonomen Robotern Ausschau gehalten. „Schon vor dem Studium haben wir im Schüler-Forschungs-Zentrum Roboter gebaut. Dafür sind wir zu alt geworden und haben etwas Neues gesucht.“ So sind sie auf OSCAR gestoßen, ein Projekt, das regelmäßig im Seminar „Software Engineering“ von Prof. Dr. Winfried Gehrke angeboten wird. Seitdem haben die vier Robotik-Freunde neben dem Studium am autonomen Modellfahrzeug gebaut. Aus der Seminarveranstaltung haben sie Verstärkung bekommen: Dazu kamen Aaron Asman, Malte Hülsebus, Sergej Melcher, Ole Schleeßelmann, Tim Seidel und Jonas Wilke. Jeder von ihnen hat seit Oktober 2017 gut 150 Stunden Arbeit ins Projekt investiert, bis alles rund lief.
Getüftelt wurde bis zuletzt: „In der Trainingsphase in Braunschweig hatten wir noch viel zu verbessern, weil unsere eigene Teststrecke viel kleiner als die vor Ort war und wir viele komplexe Fahrsituationen erst in Braunschweig testen konnten“, erinnert sich Marcel Flottmann. „Es gab auch ein paar Probleme mit abgestürzten Sensoren zu lösen.“ Dennoch hat sein Team im Vorfeld gute Arbeit geleistet - teilweise sogar samstags. Gearbeitet wurde, bis der Sicherheitsdienst das Gebäude abschließen musste.
Am Wettbewerbstag lagen die Teams recht dicht beieinander. OSCAR konnte sich aber durch seine hohe Geschwindigkeit abheben und brachte das Osnabrücker Team auf den ausgezeichneten Platz drei. „Ein großartiger Erfolg in einem spannenden, interdisziplinären Wettbewerb“, lobt der Betreuer des Teams, Prof. Dr. Winfried Gehrke. Ihre Stärke habe die Mannschaft eben dieser Interdisziplinarität zu verdanken: Dem Team gehören die Studenten der Medieninformatik, der Technischen Informatik und der Elektrotechnik im Praxisverbund an.
Den Hauptschlüssel zum Erfolg seiner Studierenden sieht der Professor für Mikrorechnertechnik und Digitale Systeme jedoch in der Begeisterung für die Sache - denn viele Teammitglieder arbeiten neben dem Studium ‚freiwillig‘ am Projekt, ohne Gegenleistung in Form von Noten oder Leistungspunkten. Hinzu komme laut Prof. Gehrke ein vorbildlicher Teamgeist: „Alle Osnabrücker Teams teilen ihr Wissen mit den Nachfolgern, und so ist es gelungen, mit immer neuen Ideen die Leistung von Jahr zu Jahr zu steigern.“ Ein Beispiel: Seit der ersten Cup-Teilnahme im Jahr 2015 setzen die OSCAR-Teams auf eine spezielle Technik, die es erlaubt, rechenleistungshungrige Funktionen in Hardware zu realisieren. „So können wir die Software entlasten und ein vergleichsweise einfaches Rechnersystem verwenden“, berichtet Simon Balzer. „Auf diese Weise wird nicht nur die Verlustleistung reduziert - auch die Kosten für die Elektronik werden ganz erheblich gesenkt", ergänzt sein Teamkollege Aaron Asman.
Wie geht es nun weiter? Wenn es wärmer wird, ist ein kleines Grillfest geplant. Dann wird das Team auch besprechen, wofür das Preisgeld, 500 Euro, ausgegeben werden soll. Fest steht indes, dass die Studenten der Hochschule Osnabrück auch im nächsten Jahr in Braunschweig antreten wollen und dafür auf weitere Verstärkung hoffen.
Wer mitmachen möchte, aber auch alle anderen Interessierten sind herzlich zur Projektmesse „Elektrotechnik und Informatik: Lösungen für die Welt von morgen“ eingeladen. Dort werden OSCAR und sieben weitere studentische Projekte in Vorträgen und an Demonstrationsständen vorgestellt. Die Messe findet am 20. Februar im Foyer des SI-Gebäudes, Barbarastraße 16, statt.