Eingeladen hatten die Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule, Bettina Charlotte Belker und Prof. Dr. Bernd Lehmann, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Nachwuchsförderung. Der Grund: Mit einem Frauenanteil von rund 20 Prozent in der Gruppe der Professoren ist die Hochschule Osnabrück zwar im bundesweiten Durchschnitt. „Wir wollen aber in die Spitzengruppe und in den kommenden Jahren einen Anteil von mindestens 25 Prozent“, bekannte Lehmann.
„Der Karriereweg hin zu einer Professur an einer Fachhochschule ist noch stärker als an Universitäten durch Brüche sowie fehlende Planungssicherheit gekennzeichnet. Die besondere Herausforderung der Qualifikation liegt in der spezifischen Verbindung einer wissenschaftlichen mit einer berufspraktischen Eignung, ohne, dass es dafür abgesicherte Qualifikationsstrukturen gibt“, erklärte Lehmann.
„Gerade die drei Jahre außerhochschulische Berufspraxis, die vom Gesetz gefordert werden, stellen insbesondere für Frauen eine doppelte Hürde dar, da qualifizierte Frauen in Industrie und Wirtschaft weiterhin an Aufstiegsbarrieren stoßen und Vereinbarkeit von Karriere und Familie weiterhin keine Normalität in Unternehmen ist“, ergänzte Belker als Gleichstellungsbeauftragte.
Daten und Fakten zum Berufsbild Professorin präsentierte Katharina Knolle, Referentin im Gleichstellungsbüro, in einem Quiz. Dass eine Professur an einer Fachhochschule auch Raum für eigene Forschungsvorhaben lässt, wussten viele der Zuhörerinnen, dass die Stellen mit im Durchschnitt 80.000 Euro im Jahr vergütet wurden, war einigen nicht klar.
Dr. Sabine Todt, seit einem Jahr Berufungsbeauftragte der Hochschule Osnabrück, erläuterte den Teilnehmerinnen detailliert, wie wichtig es ist, die Bewerbungsunterlagen mit möglichst umfassenden Leistungsnachweisen aufzuwerten. „Lehrevaluationen, Auszeichnungen, Stipendien, Vorträge, legen Sie alles dazu, was Sie bisher gemacht haben und stellen Sie Ihr Licht auf keinen Fall unter den Scheffel.“
Als Rollenvorbilder beantworteten drei Professorinnen der Hochschule die vielen Fragen der Zuhörerinnen zu den Themen Vereinbarkeit, Berufsalltag, Forschung und Lehre. Prof. Dr. Claudia Hellmers, erste Professorin für Hebammenwissenschaft in Deutschland, wies auf das umfangreiche berufspolitische Engagement hin, das ihre Karriere stets begleitet habe. „Ich bin in einem Fach unterwegs, das erst akademisiert wurde.“ Als Mutter eines damals Dreijährigen habe ihre Familie ihr im Hinblick auf die Vereinbarkeit sehr große Unterstützung geboten, räumte Hellmers ein.
Die Professorin für Nachhaltige Energietechnik, Dr. Sandra Rosenberger, beschrieb ihre Arbeitswoche als inhaltlich dreigeteilt. Zu gleichen Teilen sei sie mit dem reinen Vorlesungsbetrieb, mit Forschung und einem Sammelsurium von Aufgaben, zum Beispiel dem Schreiben von Forschungsanträgen, beschäftigt. „Da Ingenieurinnen immer noch selten sind, bin ich beinahe zwangsläufig in vielen Gremien vertreten“, so Rosenberger.
Seit 2011 arbeitet Wirtschaftsinformatikerin Prof. Dr. Liane Haak am Hochschulstandort Lingen. Sie schätzt es, durch den engen Praxisbezug den Kontakt zu ihrer Berufsgruppe nicht zu verlieren. „Ich wollte an eine Fachhochschule, nicht in den Wissenschaftsturm einer Universität“. „Spaß an der Lehre“, sei ihrer Meinung nach aber eine Voraussetzung, die jede Bewerberin mitbringen müsse, „18 Semesterwochenstunden, das ist schon etwas.“
In vier Kleingruppen konnten die Teilnehmerinnen unter fachlicher Anleitung ihren persönlichen Fragen zu den Themen Promotion, Bewerbung auf eine Professur, drei Jahre Berufserfahrung außerhalb der Hochschule und Lehre und Veröffentlichungen weiter nachgehen und sich beim anschließenden Imbiss untereinander austauschen.