Nur zwei von zahlreichen Ergebnissen der "Evaluationsstudie zur Zufriedenheit und Kompetenz niedersächsischer Erzieherinnen", die am heutigen Mittwoch an der Hochschule Osnabrück während einer Fachtagung präsentiert wurden. Vor mehr als 100 Experten im Bereich der Frühpädagogik aus ganz Deutschland veranschaulichten die Leiterinnen der Studie, Prof. Dr. Julia Schneewind und Prof. Dr. Nicole Böhmer, die zentralen Erkenntnisse der Untersuchung, die von September 2010 bis zum August 2012 lief. Unterstützt wurden Sie dabei von den Projektkoordinatorinnen Katrin Lattner und Marina Granzow.
Nicht zuletzt der Plan der Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, Schlecker-Mitarbeiterinnen zu Erzieherinnen umzuschulen, hatte im Sommer eine zum Teil emotionale Debatte über das Berufsbild ausgelöst.
Seit Jahren stellen die Kritik an der Fachschulausbildung sowie die wachsenden Anforderungen im Bereich der Frühförderung die Erzieherinnen vor neue Herausforderungen - bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen.
"Wir wollen mit dieser Studie zur Professionalisierung des Berufes beitragen", betonen Schneewind und Böhmer unisono. "Zentral ist, dass mit dieser Untersuchung erstmals die Perspektive der Erzieherinnen selbst aufgezeigt wird", erläutert Schneewind.
Vier große Themenbereiche nahmen die Forscherinnen der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in den Blick:
Arbeitszufriedenheit, psychische Gesundheit, Kompetenzempfinden und Weiterbildungsmotivation. Die zentralen Ergebnisse: Im Bereich Arbeitszufriedenheit bemängeln insbesondere die Kita-Leitungen neben der fehlenden Wertschätzung für den Beruf, dass die Ausbildung an Fachschulen für die Anforderungen an Erzieherinnen nicht ausreicht.
Bedenkliche Zahlen liefert die Untersuchung auf dem Feld der psychischen Gesundheit: Rund 41 Prozent der mehr als 300 befragten langjährig berufserfahrenen Erzieherinnen und mehr als 45 Prozent der Kita-Leitungen haben aufgrund emotionaler Erschöpfung Behandlungsbedarf oder zählen sich zumindest zur Risikogruppe. Bei den besonderen Belastungen nennen die Befragten unter anderem den Erwartungsdruck der Eltern, das Improvisieren-Müssen in der Praxis, um allen Anforderungen gerecht zu werden und die oftmals nicht klaren Regelungen bei Personalausfällen im Team. Nichtsdestotrotz geben 85 Prozent der Erzieherinnen an, sich von den beruflichen Anstrengungen erholen zu können.
Bei den beruflichen Kompetenzen schätzen sich mehr als 90 Prozent der Erzieherinnen ziemlich oder sehr kompetent ein. Weiterbildungsbedarf sehen die Befragten vor allem in den Themenbereichen Arbeiten mit Kindern unter drei Jahren, Sprachentwicklung und
-förderung sowie dem Umgang mit interkulturellen Fragen. Insgesamt ist zu sehen, dass sich die Studierenden der Frühpädagogik kompetenter einschätzen als Fachschulabsolventinnen, Berufsanfängerinnen und langjährig Berufserfahrene. Grundsätzlich zeigt die Mehrheit der niedersächsischen Erzieherinnen in der Studie eine sehr große Bereitschaft, sich weiterzubilden - sowohl aus eigenem, inneren Antrieb heraus als auch in dem Wissen, für die berufliche Zukunft die eigenen Fähigkeiten kontinuierlich ausbauen zu müssen. Die Erzieherinnen haben, so zeigt die Studie, ein hohes Bewusstsein für lebenslanges Lernen.
Die "Evaluationsstudie zur Zufriedenhei t und Kompetenz niedersächsischer Erzieherinnen" wird getragen vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie dem Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe). Für die Studie wurden 399 Fachschulabsolventinnen, 80 Erzieherinnen, die bis zu zwei Jahre berufstätig sind, 343 Erzieherinnen, die länger als acht Jahre arbeiten sowie 19 Studierende befragt. Der Fragebogen wurde auf Grundlage von Interviews mit Fachschullehrenden, Erzieherinnen, Kitaleiterinnen und Fachberaterinnen entwickelt. Unterstützt wurde die Studie durch die Fachschule St.
Franziskus in Lingen.