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Geburtshilfe weiter denken

3. Internationale Fachtagung des Verbundes Hebammenforschung präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse

(lifePR) (Osnabrück, )
Was bedeuten veränderte Strukturen im Gesundheitswesen und die Orientierung an einer nutzerinnenorientierten Versorgung für das professionelle Handeln von Hebammen? Dies lotete die 3. Internationale Fachtagung „Geburtshilfe weiter denken“, die in einer langjährigen Tradition des Verbunds Hebammenforschung an der Hochschule Osnabrück steht, aus. Seit Jahren werden hier Forschungen zur geburtshilflichen Versorgung und zum Beitrag von Hebammen in der Betreuung von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit initiiert und durchgeführt. Die Referentinnen präsentierten aktuelle Forschungsergebnisse und diskutierten deren Relevanz und Umsetzung für die Praxis mit rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Neu ist, die Perspektive von Nutzerinnengruppen überhaupt einzubeziehen und in den Vordergrund zu stellen. So sind spezielle Nutzerinnengruppen wie beispielsweise Frauen mit chronischer Erkrankung und Frauen und Mädchen in schwierigen Lebenslagen oder das Schmerzerleben von Neugeborenen in das Zentrum der Forschung gerückt.

„Früher nahm die Wissenschaft Neugeborene nicht als Personen war. Man sprach ihnen jede Empfindung wie beispielsweise den Schmerz ab, weil man davon ausging, dass das gesamte Nervensystem noch nicht ausgereift ist und ein Schmerzerleben nicht möglich ist. Erst ab 1987 deuteten wissenschaftliche Untersuchungen auf ein Schmerzempfinden bei Neugeborenen hin“, erläuterte Prof. Dr. habil. Eva Cignacco Müller, Leiterin aF&E Geburtshilfe an der Berner Fachhochschule (Schweiz). Die Professorin unterstrich im Eröffnungsvortrag der Tagung die Relevanz dieser Erkenntnis, gerade auch für die Tätigkeit der Hebammen: „Man kann diese Schmerzen bei Neugeborenen erkennen und dann eine Schmerzlinderung anbieten.“

„Wir können feststellen, dass insbesondere der Wechsel hin zur Integration der  Nutzerinnenperspektive uns zeigt und uns schon gezeigt hat, dass Nutzerinnengruppen nicht nur sehr heterogen sind, sondern dass gerade dasjenige Wissen, das aus der Nutzerinnenperspektive generiert wird, erforderlich ist, um die Versorgungsqualität anzuheben. Das meint auch die Fähigkeit, gezielt andere Professionen zur Einbindung von Hebammen in die Versorgung anzusprechen“, betonte  Prof. Dr. Friederike zu Sayn- Wittgenstein, wissenschaftliche Leitung des Verbund Hebammenforschung. 

„Betreuungsqualität zeichnet sich dadurch aus, dass wir die Frauen in den Mittelpunkt unserer Überlegungen stellen. Auch die Wahrnehmung und Einschätzung psychosozialer Bedürfnisse der werdenden Mütter sind relevant für eine optimale Betreuung der Familien“, fügte Prof. Dr. Claudia Hellmers, Studiengangsleiterin des Bachelorstudiengangs Midwifery an der Hochschule Osnabrück, hinzu. „Für die Lehre gilt es, die Erkenntnisse so aufzubereiten, dass sie zu einem tieferen Verständnis beitragen und eine Anwendung in der Praxis unterstützt wird.“

Die Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch Promotionen nimmt einen großen Stellenwert im Verbund Hebammenforschung  an der Hochschule Osnabrück ein.

Seit 2011 kann in der jungen Fachdisziplin Hebammenwissenschaft über eine Kooperation mit der Privaten Universität Witten Herdecke promoviert werden. Promotionen mit affinen Themen zur geburtshilflichen Versorgung werden im Forschungsschwerpunkt „Instrumente zur sektorenübergreifenden Qualitätsentwicklung ISQUA (IsQua)“ und der im Rahmen der an Prof. zu Sayn-Wittgenstein verliehenen Forschungsprofessur „Familienorientierte geburtshilfliche Versorgung (FaGeV)“, beides gefördert aus Landesmitteln des Niedersächsischen VW-Vorab durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, sowie im vom BMBF geförderten kooperativen Forschungskolleg Familiengesundheit im Lebensverlauf - FamiLe verfolgt.

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