Dafür hat Hagen mit seinem Team stichprobenartig Wurzelsuchgrabungen vorgenommen, um das tatsächliche Wurzelaufkommen und die Ausdehnung der Wurzelteller abzuschätzen. Entgegen der Erwartungen war der Dammkörper fast flächig tief durchwurzelt, sodass davon ausgegangen werden kann, dass die Eichen die Dämme sogar stabilisieren. Eine Fällung der Bäume würde durch das absterbende Wurzelwerk zu einer Sackung des Dammkerns führen. Bei einem Dammbruch nach den Untersuchungen war daher auch nur ein Bereich ohne Bäume betroffen. Nun werden alternative Lösungen wie zum Beispiel seitliche Verstärkungen oder hinter gelagerte Dämme geprüft.
„Das Beispiel zeigt, dass beim Thema Baumsicherheit nicht nach einem Schema F gehandelt werden kann“, sagt Frank Christoph Hagen. Und es verdeutlicht, dass es vor allem Engagement der Bürgerinnen und Bürger bedarf, um den Baumbestand zu schützen. Ohne den Einsatz bis in die höhere Politik, wäre das Vorhaben an der Stör-Wasserstraße nicht gestoppt worden. Auch Prof. Dr. Andreas Bertram, Präsident der Hochschule Osnabrück, plädiert in seiner Eröffnungsrede für eine stärkere Beziehung zur Natur. Tagungsleiter Prof. Dr. Jürgen Bouillon ergänzt: „Der beste Schutz sind die Emotionen, die wir in die Bäume stecken, und nicht das Geld“.
Nach den Fachvorträgen am ersten Tag der Veranstaltung arbeiten die rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am zweiten Tag in Workshops zu Themen wie „Differentialdiagnostik komplexer Schadbilder an wichtigen Baumarten“ oder dem „Einsatz moderner Technik zur Instandhaltung von Bäumen“. Markus Matti aus Bad Laer ist schon Stammgast bei den Osnabrücker Baumpflegetagen und interessiert sich besonders für Baumkrankheiten. „Bisher gibt es noch wenige wirksame Gegenmittel, daher bin ich gespannt auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse.“ Außerdem sei der Austausch mit anderen Expertinnen und Experten sehr wertvoll.
Die zweitägige Tagung der Hochschule Osnabrück führt seit 1983 interessiertes Fachpublikum aus Grünflächenämtern, Baumpflegefirmen, Firmen des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus, Landschaftsarchitekturbüros sowie Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft zusammen.