Ein Zeichen erfolgreicher Arbeit und gleichzeitig eine Verpflichtung für künftige Bemühungen: Die Hochschule Osnabrück hat für ihren strategisch angelegten Verbesserungsprozess der Weiterentwicklung familienbewusster Arbeits- und Studienbedingungen jetzt das Zertifikat "audit familiengerechte hochschule" erhalten. "Familienbewusste Arbeitgeber leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich die Rahmenbedingungen für Familien in unserer Gesellschaft weiter verbessern", sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder während der Verleihung in Berlin.
Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram, die Gleichstellungsbeauftragte Bettina Charlotte Belker sowie Prof. Dr. Peter Roer und Senatsmitglied Heinz-Hermann Hillbrand von der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik nahmen das Zertifikat entgegen. Roer und Hillbrand hatten den Prozess von Beginn an als Mitglieder einer entsprechenden Arbeitsgruppe im Senat der Hochschule mitinitiiert und begleitet. Die Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie sicherzustellen, sei eine der zentralsten gesellschaftspolitischen Aufgaben, betonte Bertram. "Das Zertifikat zeigt, dass die Hochschule Osnabrück ein Ort ist, an dem nicht nur geforscht, gelehrt und gelernt wird, sondern, dass wir darüber hinaus gemeinsam ein erlebbares Bewusstsein für soziale Verantwortung entwickelt haben." Das "audit familiengerechte hochschule" sei zugleich aber auch Ansporn, unter Beteiligung aller Hochschulmitglieder Familiengerechtigkeit als kontinuierlichen Entwicklungsprozess noch fester an der Hochschule Osnabrück zu verankern. In diesem Sinne äußerte sich in Berlin auch Ralph Heinisch, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Weleda, im Blick auf die Personalentwicklung: "Nur wer für seine Familie Verantwortung übernimmt, ist authentisch als Führungskraft!"
Roer hob hervor, wie zentral es ist, den Familienbegriff nicht zu eng zu fassen: "Für die Hochschule haben wir es so definiert: Familien sind alle sozialen Netzwerke, in denen aktive Verantwortung für andere Personen übernommen wird, insbesondere für Erziehung, Betreuung und Pflege." Der Gleichstellungsbeauftragten Belker ist es ein Anliegen, die Vielfalt der Mitarbeitenden und Studierenden zu berücksichtigen und alltagstaugliche Lösungen für deren Bedürfnisse zu schaffen. Angesprochen ist damit auch, den Fokus nicht nur auf junge Familien zu legen, sondern genauso auf Familien, in denen Angehörige gepflegt werden. "Ein Thema, das zu oft noch tabuisiert wird."
Zu den insgesamt 304 Zertifikatsempfängerinnen und -empfängern in Berlin zählten 161 Unternehmen, 106 Institutionen und 37 Hochschulen. Dass der Kulturwandel hin zu mehr Familiengerechtigkeit auch betriebswirtschaftliche Effekte zeigt, verdeutlicht eine repräsentative Studie des "Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik" aus dem Vorjahr, in der 944 Unternehmen befragt wurden. So fällt etwa die Krankheitsquote in sehr familienbewussten Unternehmen um 22 Prozent geringer aus als im Gesamtdurchschnitt der untersuchten Firmen. Auch die Qualität von Bewerberinnen und Bewerbern liegt im Schnitt bei den familienbewussten Unternehmen höher. Speziell aus Hochschulsicht gilt: Familienfreundliche Studienbedingungen führen zu einer Verringerung der Studienabbruchsquoten, verkürzen die Studiendauer und erhöhen die Motivation und Lernbereitschaft.
Das Zertifikat bringt es mit sich, dass die Familiengerechtigkeit der Hochschule Osnabrück in drei Jahren von der federführenden berufundfamilie gGmbH erneut unter die Lupe genommen wird. Kenngrößen wie die Flexibilität im Studium für Studierende mit familiären Verpflichtungen, das Arbeitszeitmanagement der Beschäftigten der Hochschule oder die Transparenz über Angebote und Maßnahmen für Familien stehen dann auf dem Prüfstand. Belker begrüßt diesen kontinuierlichen Prozess: "Wir haben uns ja bewusst für dieses Verfahren entschieden. Aus Zielen sollen sich neue Haltungen, insbesondere im Hinblick auf eine neue Leitungskultur, entwickeln." Präsident Bertram ergänzt: "Alle Hochschulmitglieder tragen dazu bei, Familiengerechtigkeit als ein Profilmerkmal unserer Hochschule zu etablieren."