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Kunstprojekt "Walls of Hope" gibt Migrantinnen eine Stimme

Riesiges Gemälde entsteht unter der Überschrift "Migration und Menschenrechte" an der Hochschule Osnabrück und wird im Rathaus der Öffentlichkeit präsentiert

(lifePR) (Osnabrück, )
"Es ist eine gute Gelegenheit, den Migrantinnen eine Stimme zu geben", sagt Seda Rass-Turgut, Leiterin vom Team Integration der Stadt Osnabrück. "Wenn wir Problemlagen beschreiben möchten, arbeiten wir in der Regel mit statistischen Daten. Wir reden aber zu wenig über die emotionale Seite, wie es sich anfühlt, die Heimat zu verlassen oder in der zweiten Generation seinen Platz zu finden." Genau diese Erfahrungen thematisierten jetzt 15 Migrantinnen aus Osnabrück gemeinsam mit 15 Studierenden des Studiengangs Soziale Arbeit an der Hochschule Osnabrück - und zwar mit Pinsel und Farbe. Zusammen bemalten sie eine riesige Leinwand, auf der jede Teilnehmerin für sie prägende Erlebnisse oder Gedanken zum Thema Migration ins Bild setzte. Jetzt wurde das Bild im Osnabrücker Rathaus der Öffentlichkeit präsentiert.

"Hier wird Menschen die Chance gegeben, ihre Geschichte auszudrücken", erklärte Catherine Flohr während der Vorstellung des Projektes "Walls of Hope" im Rathaus. Flohr stammt aus Kenia und lebt seit 22 Jahren in Deutschland. Ihre Beiträge zu dem großen Gemälde: zwei Menschen die Adam und Eva darstellen sollen sowie ein Globus. Ihre Gedanken dazu formuliert sie so: "Adam und Eva waren der Ursprung der Menschen. Sie wurden aus dem Paradies vertrieben. So gesehen sind wir doch alle Vertriebene." Und der Globus? "Er soll dafür stehen, dass die Erde uns allen gegeben ist." Auch aus dem Kreis der Studierenden gab es viele nachdenkliche Sätze. "Wie man Migration erlebt, das haben wir in dieser Woche begriffen."

Prof. Claudia Bernardi leitete das Projekt in Osnabrück. Die Argentinierin ist Professorin für Community Arts am California College of the Arts in San Francisco. Um den Ansatz der "Walls of Hope" zu verstehen, muss man Bernardis Geschichte kennen. Im Rathaus stellte sie sie eine Stunde lang dar - mit drastischen Bildern, die die Zuhörenden im voll besetzten, stillen Ratssaal aufwühlten. 1984 wurde das argentinische Team für Forensische Anthropologie gegründet, um weltweit Menschenrechtsverletzungen aufzuklären. Bernardi nahm an vielen Exhumierungen von Massengräbern teil. Im Ratssaal zeigte sie Bilder eines solchen Massengrabes, grausames Zeugnis des Massakers von El Mozote im Jahr 1981 im Bürgerkrieg in El Salvador. "Wir fanden in einem Haus neben einer Kirche die Überreste von 143 Menschen. 131 von ihnen waren unter zwölf, das Durchschnittsalter der Opfer lag bei sechs Jahren", schilderte Bernardi.

Die Künstlerin wollte den traumatisierten Menschen in der Region nach dem Erlebten helfen, zurück ins Leben zu finden - und schuf die "Walls of Hope". Es bedeutet tatsächlich, dass Menschen große Mauern oder Leinwände bemalen und so ihren Empfindungen Ausdruck verleihen. Das Projekt soll zur Vergangenheitsbewältigung und Konfliktlösung, zur Bildung von Gemeinschaft und zum gegenseitigen Verstehen beitragen und ist nicht zuletzt ein Mahnmal, das Geschehene nicht zu vergessen. Mittlerweile geht diese Idee um die Welt.

In Osnabrück stand das Projekt unter der Überschrift "Migration und Menschrechte". Gerda Wesseln-Borgelt vom Studiengang Soziale Arbeit an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Hochschule Osnabrück hatte Bernardi für die Woche in Deutschland gewinnen können. Sie freute sich, dass die Tage auch für die Studierenden wertvoll waren: "Wer bin ich eigentlich, und wie gehe ich mit anderen Menschen um? Das nehmen Studierende aus dieser Woche mit." Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram pflichtete bei: "Gesellschaftliches Engagement steht bei uns in einem besonderen Fokus, um neben Wissen Dinge wie Verantwortung oder Haltung zu vermitteln." Unterstützt wurde das Projekt von der Stiftung für angewandte Wissenschaften Osnabrück, deren Vorsitzender Bertram ist.

Das Frauenkunstprojekt "Walls of Hope" war eingebettet in die Wochen der Kulturen in Osnabrück. Die Hochschulangehörigen, das Gleichstellungsbüro der Stadt, das Team Integration und das Büro für Friedenskultur der Stadt setzten mit diesem Projekt neue Impulse. Birgit Strangmann, Bürgermeisterin Osnabrücks, bedankte sich für die gelungene Zusammenarbeit und stellte zusammenfassend fest: "Die Sprache der Kunst bietet ein ganz neues Vokabular."

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