Zu den Anlagen zählt ein Atomizer, der zur sogenannten Schmelzverdüsung dient. Prof. Dr. Ulrich Krupp, der an der Hochschule Sprecher des Laborbereichs Materialdesign und Werkstoffzuverlässigkeit ist, erläutert diese Fachbegriffe: „Vereinfacht formuliert wird hier Metall geschmolzen und in lauter kleine Tröpfchen umgewandelt. Diese Tröpfchen erstarren, und es entsteht ein Metallpulver.“ Das entstandene Pulver ist das Ausgangsmaterial für die sogenannte additive Fertigung, für die eine Anlage zum selektiven Laseraufschmelzen angeschafft wird. Auch hier erklärt Krupp, was darunter zu verstehen ist: „Man hat eine Pulverschicht, die durch einen Laser eine 2D-Kontur erhält. Anschließend erstarrt das Ganze und wird zu einer festen Metallschicht. Es folgt die nächste Schicht und so weiter. Über diese 2D-Konturen entsteht so Schicht für Schicht ein 3D-Bauteil.“
Die hochinnovative additive Fertigung birgt viele Vorteile. Im Gegensatz zum Gussverfahren beispielsweise sind für die Herstellung von Bauteilen keine Werkzeuge oder Formen notwendig. Zudem können Bauteile gefertigt werden, die auf andere Weise gar nicht herstellbar sind, etwa wenn es um innenliegende Kühlkanäle geht. Und auch kostenintensives Material kann eingespart werden. „Wenn ein kompliziertes Bauteil aus Titan hergestellt werden muss, etwa durch Bohren, Fräsen oder Schleifen, hat man einen hohen Materialverlust durch die Zerspanung. Bei der additiven Fertigung ist das nicht der Fall.“
Insgesamt soll das Infrastrukturprojekt den Wirtschaftsraum Osnabrück-Emsland im Blick auf die Fertigung und die Einsatzmöglichkeiten neuer Werkstoffe stärken. Im Projektantrag heißt es: „Der Standort der Hochschule Osnabrück im westlichen Niedersachsen zeichnet sich durch seine lokale Nähe zur metallverarbeitenden Industrie, zur Fahrzeug- und Landmaschinenindustrie sowie zur Kunststofftechnik aus.“ Die vielfältigen Möglichkeiten der additiven Fertigung berührten zwar viele Produktfelder der Unternehmen, wie komplex geformte Hydraulik-, Spritzgieß- oder Fügewerkzeuge, allerdings sei der Aufwand zur Einrichtung der Gerätetechnik, Einstellung und Schulung qualifizierten Personals bis hin zur prozesssicheren Fertigung kaum zu stemmen.
Gerade vor diesem Hintergrund kooperieren die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule eng mit Unternehmen der Region. Dazu zählen etwa KME Germany, die Georgsmarienhütte GmbH, die Maschinenfabrik Bernd Krone oder das Rosen Technologiezentrum. Im Oktober 2016 hoben diese und zahlreiche weitere Beteiligte das Unternehmensnetzwerk TECHNOS e.V. aus der Taufe. TECHNOS steht für „Technologiezentrum Neue Materialien und Prozesse Osnabrück-Emsland“.
Für den erfolgreichen Förderantrag spielten diese bestehenden, engen Kooperationen eine wichtige Rolle. „Wir hoffen, dass die neuen Anlagen, die wir in den kommenden Monaten beschaffen, auch Teil einer Keimzelle für die weiteren Arbeiten von TECHNOS werden“, sagt Krupp.