Die Überreichung der Diplomurkunden als Initiationsritus ist gleichbedeutend mit einem Zustand ungewisser Erfüllung – es ist wie ein Pendel, dass kurzfristig zum Stehen gelangt ist – noch bleibt offen, in welche Richtung es weiter schlagen wird. Deshalb teilen wir gerne diesen Moment mit den Menschen, die unserem Leben als historische Wesen mit geprägt haben, mit Freunden und Familie.
Wenn wir an Momente des Abschieds und Neubeginns denken, gelangen wir schnell in unsere Jugend- und Kindertage. Ein Erklärungsmodell, bei dem auch der Präsident der Fachhochschule Osnabrück, Professor Erhard Mielenhausen augenzwinkernd schmunzeln muss. Der Leiter des Institut für Musik, Prof. Michael Schmoll, hatte den Hochschulpräsidenten zum Auftakt der Veranstaltungsreihe "Mein Lieblingsstück" im Rahmen der Diplomverleihung nach seinem persönlichen Favoriten gefragt. Genannt bekam er einen der großen Klassiker von Hoffman von Fallersleben „Ein Männlein steht im Walde“.
Eine ausgezeichnete Steilvorlage für vielerlei musikalische wie textliche Interpretationen. Die Studienprofile rangen dem musikalischen Longseller erstaunliches ab und begeisterten ein zunehmend wippendes und singendes Publikum mit Versionen in Jazz, Chorgesang, Saxophon und Variantionen in Klassik, Gitarre und Percussion.
Seitenhiebe auf Gender konterte der Hochschulpräsident im Gespräch mit Professor Hauko Wessel und Harald Genkie und outete sich gleichzeitig als großer Jazzfan.
Studierende unter der Leitung von Professorin Jule Greiner von der musikalischen Elementarpädagogik nahmen das Thema wörtlich und stellte insbesondere die Lebenssituation des „Männleins“ in den musikalischen Vordergrund: Warum ist es allein, steht es sich auf einem Bein wirklich gut, bietet sich nicht besser eine Lebensgemeinschaft an und warum ist "die Hagebutte" bei Fallersleben "das Männlein"?
Etwas freundlicher ging der Studiochor unter der Führung von Martin Tigges dem Single zuleibe. In ihrer Version darf das Männlein ein wilde WG mit Bambi gründen und legt allgemein recht studentische Züge an den Tag.
Eher cool bis lässig schickte die Jazzcombo das "Männlein" auf eine Reise ins 21. Jahrhundert. Zwischen „Kunst und Kitsch, Sein und Haben“ oszillierten auch die weiteren gelungenen Interpretationen des Klassikers, die eigens zu diesem Anlass komponiert und von Jan Wilbers mit einer Analyse des Volksliedes musiktheoretisch ergänzt wurden.
Eine Veranstaltung mit einem gelungenen roten Faden, dies fand auch Prof. Michael Schmoll, der sich bei allen Akteuren des Abends herzlich bedankte: "Es gibt hier am Institut für Musik an der Fachhochschule Osnabrück noch jede Menge zu entdecken."